Monday , May 13 2024
Home / Die Zürcherin / Wie Estland zu einem der reichsten Länder Osteuropas wurde

Wie Estland zu einem der reichsten Länder Osteuropas wurde

Summary:
Von Luis Pablo de la Horra (Ludwig von Mises Institut Deutschland) – Die Frage, warum manche Länder reich und wohlhabend sind, während andere zur Armut verurteilt sind, gibt es seit Jahrhunderten. Viele Faktoren wurden als Determinanten des Wohlstands bezeichnet: geographische, kulturelle, historische usw. Spätestens seit der Veröffentlichung von The Wealth of Nations im Jahr 1776 wissen wir, dass politische und wirtschaftliche Institutionen eine entscheidende Rolle in diesem Zusammenhang spielen. Freihandel, ein verlässlicher Rechtsrahmen, der Privateigentum schützt und Verträge

Topics:
Zürcherin considers the following as important:

This could be interesting, too:

Urs Birchler writes Gewerbsmässige Schaumschlägerei in der NZZ

Gastbeitrag writes Stellungnahme zum ARD Monitor-Beitrag vom 04.04.2024

Frank Schäffler writes Licht am Ende der Inflation

Urs Birchler writes DigitalerFranken: ein Sprung nach vorn?

Wie Estland zu einem der reichsten Länder Osteuropas wurde

Von Luis Pablo de la Horra (Ludwig von Mises Institut Deutschland) – Die Frage, warum manche Länder reich und wohlhabend sind, während andere zur Armut verurteilt sind, gibt es seit Jahrhunderten. Viele Faktoren wurden als Determinanten des Wohlstands bezeichnet: geographische, kulturelle, historische usw.

Spätestens seit der Veröffentlichung von The Wealth of Nations im Jahr 1776 wissen wir, dass politische und wirtschaftliche Institutionen eine entscheidende Rolle in diesem Zusammenhang spielen. Freihandel, ein verlässlicher Rechtsrahmen, der Privateigentum schützt und Verträge durchsetzt, und solides Geld sind notwendige Voraussetzungen, damit Länder gedeihen können.

Die Entstehung und Konsolidierung wachstumsstarker Institutionen hat in Ländern wie Großbritannien und den USA mehrere hundert Jahre gedauert . In den letzten Jahrzehnten haben wir jedoch gesehen, dass die richtige Politik die wirtschaftliche Entwicklung erheblich beschleunigen kann.

Estland ist ein Paradebeispiel dafür.

Die Geschichte von Estland

Am 20. August 1991 erlangte Estland nach 51 Jahren unter dem Joch des Kommunismus seine Unabhängigkeit. Im Juni 1940 wurde das Land unter dem Dach des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts erstmals von der Roten Armee besetzt, wobei die beiden totalitären Staaten Osteuropa in Einflusssphären aufteilten. Ein Jahr später fiel die Armee der Nationalsozialisten in die Sowjetunion ein und besetzte Estland bis 1944, als die Sowjets das Land zurückeroberten. Die politische Instabilität in der Sowjetunion in den frühen 90er Jahren führte zur Wiederherstellung der Demokratie im Baltikum.

Vom ersten Tag an verpflichtete sich die neue Regierung zu marktorientierten Reformen, die die Grundlage für einen erfolgreichen Übergang vom Sozialismus zum Kapitalismus legten. Auf der politischen Agenda standen die Währungsreform, die Schaffung einer Freihandelszone, ein ausgeglichener Haushalt, die Privatisierung staatseigener Unternehmen und die Einführung einer pauschalen Einkommensteuer.

Einer der Architekten dieser marktorientierten Agenda war Mart Laar, der Premierminister Estlands, zwei Amtsperioden lang: 1992-1994 und 1999-2002. Laar hat behauptet, dass er sich von Milton Friedmans Bestseller Free to Choose inspirieren ließ, um seinen ehrgeizigen Reformplan für einen freien Markt umzusetzen.

Diese Reformen ebneten den Weg für den unglaublichen Anstieg des Lebensstandards, den Estland seit der Unabhängigkeit erlebt hat. Heute wird Estland von der Weltbank als ein Land mit hohem Einkommen betrachtet und ist Mitglied der EU und der Eurozone. Die Kaufkraft der Esten ist in den letzten zwei Jahrzehnten um 400 Prozent gestiegen – trotz der schweren Auswirkungen der Finanzkrise von 2008 auf die baltischen Volkswirtschaften. Darüber hinaus hat sich die Lebenserwartung von 66 Jahren im Jahr 1994 auf 77 Jahre im Jahr 2016 erhöht.

Estland nimmt im Hinblick auf die wirtschaftliche Freiheit eine Spitzenposition ein. Die Staatsfinanzen sind gesund – die Staatsverschuldung liegt bei nur 9,5 Prozent des BIP. Die Arbeitslosenquote  Estlands liegt bei 5,3 Prozent und damit deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Und schließlich hat Estland durch sein effizientes und attraktives Unternehmenssteuersystem (nicht ausgeschüttete Gewinne werden nicht besteuert) ein weltweites Zentrum für High-Tech-Unternehmen geschaffen, das ausländische Investitionen anzieht und das Wirtschaftswachstum ankurbelt.

Im Vergleich zu den anderen ehemaligen Sowjetrepubliken sind Estlands Fortschritte umso erstaunlicher. Beim kaufkraft-bereinigten Einkommen liegt Estland an erster Stelle gegenüber Ländern wie Russland oder Lettland und weit über dem Medianeinkommen. Ähnliches gilt für andere Indikatoren wie die Lebenserwartung oder die Säuglingssterblichkeit, wobei Estland zeigt, dass sich der wirtschaftliche Fortschritt auch tatsächlich auf den Lebensstandard der Menschen auswirkt.

Estland ist das lebende Beispiel dafür, dass der menschliche Fortschritt eng mit der wirtschaftlichen Freiheit verbunden ist. Es gibt jedoch noch zahlreiche weitere. Länder, die vor nicht allzu langer Zeit noch extrem arm waren, verlassen den Sumpf der Unterentwicklung und ergreifen den Wohlstand dank des Kapitalismus.

Die Rezepte für Wirtschaftswachstum und Fortschritt sind bekannt. Das einzige, was wir tun können, ist, diese Nachrichten zu verbreiten, damit alle Länder die Möglichkeit haben, ihren Lebensstandard zu verbessern, so wie Estland dies Anfang der 90er Jahre getan hat.

_

Auf Deutsch erschien dieser Artikel zuerst auf der Webseite des Ludwig von Mises Institut Deutschland.

Der Originalbeitrag mit dem Titel How Estonia—Yes, Estonia—Became One of the Wealthiest Countries in Eastern Europe ist am 23.3.2018 auf der website der Foundation of Economic Education erschienen.

Zürcherin
Die Zürcherin ist ein Online-Magazin mit einer klassisch-liberalen Ausrichtung. Berichtet wird über Zürich und die Welt.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *