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Schweizer Bankenplatz: Fit aber bedroht

Summary:
Der Finanzstabilitätsbericht der SNB zeigt, dass die Schweizer Banken ein stabilisierender Pfeiler in einem unsicheren Umfeld sind. Bedrohungen gibt es aber dennoch, sagt Martin Hess.Die Schweiz darf mit Genugtuung feststellen, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Banken letzten Donnerstag in ihrem jährlichen Stabilitätsbericht ein gutes Urteil bescheinigt hat. Die Kapitalausstattung hat sich weiter verbessert und trägt in einem hochdelikaten wirtschaftlichen Umfeld zur Stabilität bei. Unvermeidlicher Warnfinger Wie der Hausarzt beim Checkup hebt die SNB hier und dort den Warnfinger. So müssten die Grossbanken noch die Berechnung der risikogewichteten Aktiven verbessern, um die wirtschaftlichen Risiken besser abzubilden. Die Arbeiten dazu sind unterwegs. Auch werden die inlandorientierten Banken trotz sehr guter Kapitalausstattung auf die Zinsrisiken hingewiesen. Zuviel des Guten Die Schweizer Banken sind insgesamt aber fit und vermögen ihre Funktionen zugunsten der Volkswirtschaft zu erfüllen. Während die richtigen Lehren aus den Fehlern vor der Finanzkrise gezogen wurden, droht nun aber zuviel des Guten. Bereits anfangs des 18. Jahrhunderts hat der Staatstheoretiker Charles de Secondat bemerkt, dass überflüssige Gesetze den notwendigen an ihrer Wirkung Abbruch tun.

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Schweizer Bankenplatz: Fit aber bedroht
Der Finanzstabilitätsbericht der SNB zeigt, dass die Schweizer Banken ein stabilisierender Pfeiler in einem unsicheren Umfeld sind. Bedrohungen gibt es aber dennoch, sagt Martin Hess.Die Schweiz darf mit Genugtuung feststellen, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Banken letzten Donnerstag in ihrem jährlichen Stabilitätsbericht ein gutes Urteil bescheinigt hat. Die Kapitalausstattung hat sich weiter verbessert und trägt in einem hochdelikaten wirtschaftlichen Umfeld zur Stabilität bei. Unvermeidlicher Warnfinger Wie der Hausarzt beim Checkup hebt die SNB hier und dort den Warnfinger. So müssten die Grossbanken noch die Berechnung der risikogewichteten Aktiven verbessern, um die wirtschaftlichen Risiken besser abzubilden. Die Arbeiten dazu sind unterwegs. Auch werden die inlandorientierten Banken trotz sehr guter Kapitalausstattung auf die Zinsrisiken hingewiesen. Zuviel des Guten Die Schweizer Banken sind insgesamt aber fit und vermögen ihre Funktionen zugunsten der Volkswirtschaft zu erfüllen. Während die richtigen Lehren aus den Fehlern vor der Finanzkrise gezogen wurden, droht nun aber zuviel des Guten. Bereits anfangs des 18. Jahrhunderts hat der Staatstheoretiker Charles de Secondat bemerkt, dass überflüssige Gesetze den notwendigen an ihrer Wirkung Abbruch tun. In ihrem neusten Global Wealth Report illustriert die Boston Consulting Group die Herausforderungen der zahlreichen Regulierungsbaustellen. Deren Zusammenspiel ist alles andere als klar. Schweizer Bankenplatz: Fit aber bedroht Unter diesen Umständen rentabel zu wirtschaften, erweist sich für viele Banken als Knacknuss. Ich habe bereits in einem Beitrag ausgeführt, dass gerade eine ausreichende Rentabilität im Finanzbereich nötig für die Stabilität einer Volkswirtschaft ist. Das Umdenken beginnt Es stimmt erfreulich, dass sich nun international die Einsicht durchzusetzen scheint, dass der Spielraum in der Regulierung ausgereizt ist. Mark Carney, Gouverneur der Bank of England, beispielsweise begrüsste in seiner Mansion House Speech vorletzte Woche eine offene Debatte über die Auswirkungen der kumulativen Reformen auf das Funktionieren der Finanzmärkte. Stabilität ist das eine, sie darf aber die Erbringung von Dienstleistungen zugunsten der Realwirtschaft nicht gefährden. Fokus nun auf die Rechtssicherheit richten Vor dem Hintergrund der hohen Finanzstabilität muss die Schweiz vehement auf eine Stärkung im internationalen Standortwettbewerb hinarbeiten. Daniel Kessler von der BCG erachtet in einem Interview die Rechtssicherheit als einen von fünf Erfolgsfaktoren für internationale Finanzzentren. Und diese beurteilt er hierzulande als abnehmend und problematisch. Internationale Grossbanken schichten deshalb verwaltetes Vermögen in Offshore-Zentren um, wo sie sich eine grössere Rechtssicherheit und Planbarkeit als in der Schweiz erhoffen. Diese Entwicklung ist alarmierend. Ob Rechtssicherheit in Steuerfragen, Bankenregulierung oder Schutz der Privatsphäre. Politiker haben gegenwärtig genügend Themen, bei denen sie sich für einen starken, zukunftsorientierten Bankenplatz einsetzen können.
Martin Hess
Martin Hess ist seit 2010 Chefökonom und Direktionsmitglied der Schweizerischen Bankiervereinigung und Mitglied der Chief Economist Group des Europäischen Bankenverbands.

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