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Martin Hess

Martin Hess

Martin Hess ist seit 2010 Chefökonom und Direktionsmitglied der Schweizerischen Bankiervereinigung und Mitglied der Chief Economist Group des Europäischen Bankenverbands.

Articles by Martin Hess

FinTech „Made in Switzerland“ benötigt internationalen Marktzutritt

January 14, 2016

Die Schweiz taucht in vielen Analysen und Rankings der weltweiten FinTech Zentren nicht oder nur in den hinteren Rängen auf. Daraus zu schliessen, dass es in der Schweiz keine erfolgreichen FinTech Unternehmen gibt oder dass die Rahmenbedingungen schlecht sind und keinen prosperierenden FinTech Markt zulassen, ist jedoch falsch.
Die Schweiz verfügt über ein lebhaftes FinTech Ökosystem mit über 100 Startups, zwei grossen Finanzzentren mit innovativen Finanzinstituten sowie zahlreichen nationalen und internationalen Technologie-Unternehmen. Zur Förderung von Jungunternehmertum sind zudem im letzten Jahr verschiedene Inkubatoren entstanden. Startups können sich mittlerweile fast im Wochenrhythmus potentiellen Kunden und Investoren präsentieren. Auch am Zugang zu etablierten Banken und Infrastrukturbetreibern mangelt es nicht. Trotzdem schafft es weder Zürich noch Genf in die vorderen Plätze von internationalen FinTech Ranglisten.
Ist wirklich alles so schlecht?
Die oftmals angeführten Gründe dafür sind vielfältig: Die Rahmenbedingungen sind schlecht. Die Flexibilität der Regulierung ist nicht gegeben und das Interesse des Regulators schon gar nicht vorhanden. Es fehlt an Kapital und Innovationskraft. Bei all diesen Kritiken ist es nicht überraschend, dass Forderungen nach einer nationalen, öffentlich geförderten FinTech Strategie gestellt werden.

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Vollgeldinitiative: Der Zauberlehrling werkelt am Finanzsystem

December 1, 2015

Wir alle kennen Goethes Zauberlehrling noch aus der Schule. Jetzt ist er in Form der heute eingereichten Vollgeldinitiative wiederauferstanden, wie Martin Hess aufzeigt.Goethes Zauberlehrling ist wiederauferstanden. So mein Eindruck nach dem Studium der heute eingereichten Vollgeldinitiative. Sie erinnern sich: „Walle! Walle/Manche Strecke,/Dass, zum Zwecke,/Wasser fließe/Und mit reichem, vollem Schwalle/Zu dem Bade sich ergiesse.

Staatliches Füllhorn
Auf der Homepage der Initianten steht euphorisch, dass die Erlöse aus der Geldherstellung genutzt werden sollen, damit „Steuern gesenkt, Staatsschulden abgebaut oder öffentliche Infrastruktur und die Sozialwerke mitfinanziert werden. Möglich wäre auch […] eine jährliche Bürgerdividende von 500 bis 1’000 Franken pro Kopf …“.

Dies tönt zu schön um wahr zu sein, aber die Initianten doppeln nach: „Manche können sich die Mehreinnahmen aus der Vollgeldreform nicht vorstellen, da sie meinen, dass jemand entsprechende Verluste machen müsste. Sie wollen wissen: Wem wird dafür dieses Geld weggenommen? Die Antwort ist: Niemandem, keiner wird ärmer!“ Und weiter: „Die Vollgeld-Initiative verwirklicht, was sich die meisten Menschen wünschen […]: Allein die Nationalbank erzeugt unser Geld.“

Der Zauberlehrling hat das Perpetuum Mobile entdeckt: Die Nationalbank wird uns nämlich durch Gelddrucken aller Sorgen entledigen.

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So holen wir Fintech in die Schweiz

August 20, 2015

Fintech rollt den internationalen Standortwettbewerb der Finanzplätze neu auf. Martin Hess sagt, wieso die Schweiz dabei sein muss und welche Rahmenbedingungen es zu verbessern gilt.Fintech wird zu einer strukturellen Neuordnung des Bankgeschäfts und Veränderungen bei den internationalen Standortvorteilen führen. Vor diesem Hintergrund muss die Ambition der Schweiz sein, nicht nur Einkäuferin sondern auch Produzentin von Fintech zu sein.
Wieso Fintech in der Schweiz?
Die zunehmende Fragmentierung der internationalen Finanzmärkte macht die Limiten beim grenzüberschreitenden Transfer von Kapital und Dienstleistungen rigider. Deshalb muss über alle relevanten Kernkompetenzen selbst verfügen, was ein global führender Finanzplatz sein will.
Dies trifft für die Innovationsfähigkeit in ganz besonderem Masse zu. Sie ist notwendig, um im wertschöpfungsstarken Segment profitabel zu wirtschaften und so den Wohlstand zu sichern. Die Stärkung der Innovationskraft hilft dem Finanzplatz zudem im grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr. Schliesslich dürften aufgrund der zunehmenden Bedeutung Technologie und Innovation zukünftig in Finanzplatzrankings stärker gewichtet werden. Die Schweiz muss also dranbleiben.
La Suisse n’existe pas
Die Medien bleiben dran. Fintech ist heute allgegenwärtiges Thema. Auch die Banken sind dran, und viele haben bereits disruptive Massnahmen ergriffen.

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Schweizer Bankenplatz: Fit aber bedroht

June 22, 2015

Der Finanzstabilitätsbericht der SNB zeigt, dass die Schweizer Banken ein stabilisierender Pfeiler in einem unsicheren Umfeld sind. Bedrohungen gibt es aber dennoch, sagt Martin Hess.Die Schweiz darf mit Genugtuung feststellen, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Banken letzten Donnerstag in ihrem jährlichen Stabilitätsbericht ein gutes Urteil bescheinigt hat. Die Kapitalausstattung hat sich weiter verbessert und trägt in einem hochdelikaten wirtschaftlichen Umfeld zur Stabilität bei.

Unvermeidlicher Warnfinger

Wie der Hausarzt beim Checkup hebt die SNB hier und dort den Warnfinger. So müssten die Grossbanken noch die Berechnung der risikogewichteten Aktiven verbessern, um die wirtschaftlichen Risiken besser abzubilden. Die Arbeiten dazu sind unterwegs. Auch werden die inlandorientierten Banken trotz sehr guter Kapitalausstattung auf die Zinsrisiken hingewiesen.

Zuviel des Guten

Die Schweizer Banken sind insgesamt aber fit und vermögen ihre Funktionen zugunsten der Volkswirtschaft zu erfüllen. Während die richtigen Lehren aus den Fehlern vor der Finanzkrise gezogen wurden, droht nun aber zuviel des Guten. Bereits anfangs des 18. Jahrhunderts hat der Staatstheoretiker Charles de Secondat bemerkt, dass überflüssige Gesetze den notwendigen an ihrer Wirkung Abbruch tun.

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Ungenügende Rendite gefährdet Stabilität

May 28, 2015

Kapital, Grösse und Risikofreude werden heute zu Unrecht als grösste Probleme im Bankensektor ausgemacht. Der kritischste Punkt für die Stabilität ist die ungenügende Profitabilität, meint Martin Hess.Würde man auf der Strasse und im Bundeshaus eine Umfrage machen, in welchen Bereichen heute die Bankrisiken liegen, dürften schnell die Worte Kapital oder Grösse fallen. Und risikoreiches Wirtschaften.

Hausaufgaben gemacht

Nun, das war vor ein paar Jahren absolut zutreffend. Die Finanzkrise hat viele Risiken an die Oberfläche gespült, die dringend behoben werden mussten und auch behoben wurden.

Im Bereich der Steuern beispielsweise wird nun selbst von ehemals scharfen Kritikern anerkannt, dass die Schweiz ihre Hausaufgaben gemacht hat. Bisweilen wird sogar befürchtet, dass wir uns als Musterschülerin in der Standortpolitik selbst ein Bein stellen. Gleiches Ungemach lässt sich auch bei der Bankenregulierung feststellen.

Profitabilität ist Problem Nr. 1

Aber dieses Bewusstsein ist noch nicht überall durchgedrungen. Von den Ewiggestrigen werden die Banken nach wie vor als gierige Geldmaschinen abgestempelt. Noch im Dezember warnte der Bundesrat vor der „Gefahr, dass Finanzinstitute aufgrund einer hohen Gewinnmarge vermehrt riskante Kredite vergeben“. Hätten Sie es gewusst? Die grössten Risiken bei Banken liegen heute in deren mangelnden Profitabilität.

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QE und höhere Leverage Ratio

March 26, 2015

Der IWF rät der Schweiz zu geld- und finanzpolitischem Aktionismus. Dies ist bedenklich.Man staunt nicht schlecht. Der IWF prognostizierte in seinem mittelfristigen Ausblick für die Schweiz 2% Wachstum und 1% Inflation. Er fordert die Schweiz aber zu geldpolitischem Aktionismus für die kurze Frist auf. Weil der zinspolitische Spielraum nach unten fehlt, soll nun die Inflation erhöht werden, um über tiefe Realzinsen die Wirtschaft anzukurbeln.Geldschwemme, …In der am Montag veröffentlichten Abschlusserklärung der alljährlich durchgeführten wirtschaftspolitischen Mission rät der IWF zu einem Quantitative Easing durch ein Aufkaufprogramm von Vermögenswerten in Fremdwährungen. Die Negativzinsen sollen beibehalten werden. Die entsprechende Passage ist jedoch voll von „could“, „should“ und „perhaps“ Formulierungen. Ob dies auf Unsicherheit oder taktisches Kalkül hinweist, ist unklar.… Aussetzung der Schuldenbremse und …Klar ist einzig, dass der IWF auch die gesündesten Volkswirtschaften auf den expansionistischen Schnellzug setzen will. Denn auch im Fiskalbereich setzt er Dampf auf. Für die Ankurbelung des Wirtschaftswachstums wird die Anrufung der temporären Ausnahmeregelung von der Schuldenbremse als fiskalisches Doping empfohlen. „Boost growth“ scheint das Mantra des IWF.….höhere Leverage RatioNur an einem Ort tritt der IWF auf die Bremse. Natürlich bei den Banken.

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Schwerwiegende Auswirkungen der SNB-Entscheide

March 11, 2015

Der Pulverdampf nach den überraschenden SNB-Entscheiden vom Januar ist verzogen. Eine Zwischenbilanz von Martin Hess zeigt keine erbaulichen Auswirkungen auf den Bankenplatz.Vor sechs Wochen hat das Direktorium der Schweizerischen Nationalbank entschieden, mit der Aufhebung der Euro-Untergrenze ihre Unabhängigkeit zurückzugewinnen. Die Schwächung des Schweizer Frankens soll anstatt mit Devisenkäufen der SNB nun durch Negativzinsen für die Geschäftsbanken erreicht werden.Auf dem Buckel der BankenDie Entscheidung der SNB mag angesichts der internationalen monetären Bedingungen nachvollziehbar sein. Einmal mehr wurde aber die Last der Wirtschaft aufgebürdet. Mit Negativzinsen und Frankenstärke wiegt die Bürde für den Bankensektor doppelt schwer. Ausgerechnet in einer Zeit der regulierungsbedingten Kostensteigerungen drückt die SNB weiter auf die Profitabilitätsbremse. Ausgerechnet in einer Zeit, in der das Ziel der Finanzstabilität in den Amtstuben weit über den anderen zu thronen scheint, wird das Halten der sicheren Liquidität belastet.Margenschwund durch NegativzinsenDirekt von den Negativzinsen betroffen sind definitionsgemäss Banken oberhalb der Freibetragsgrenze der SNB.  Deren Zinsmarge sinkt aufgrund der Wettbewerbssituation, die eine Weitergabe an Individualkunden nicht zulässt.

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Vorlage zu Konsumkrediten als Rohrkrepierer

February 12, 2015

Die Politik setzt den Marktkräften immer engere Schranken. Der Interventionismus nimmt Überhand. Im Kreditgeschäft sogar unter Missachtung elementarer ökonomischer Grundsätze.Die Grosswetterlage für den Wirtschaftsstandort Schweiz hat sich in letzter Zeit stark eingetrübt. Es bedarf nun massiver Schubumkehr zur Senkung des Bürokratiewahns. Anstatt dies zu beherzigen, sägen Regierungsmitglieder weiterhin unbedarft an den Stützen des Wohlstands. So beispielsweise im Kreditmarkt.Seit Jahren betragen die ausstehenden Konsumkredite und Leasingverträge rund 15 Mrd. Franken und bilden einen fixen Bestandteil unserer Wirtschaft. Das Fehlen von Sicherheiten birgt bei diesen Krediten jedoch Risiken, sowohl für den Kreditnehmer wie auch für den Kreditgeber. Im hartumkämpften und deshalb gut funktionierenden Markt, wird dieses Risiko seit jeher durch die Höhe des Zinssatzes abgegolten. Wucherzinsen sind verboten, und das ist gut so. So weit, so klar.Auch behördliche Markteingriffe haben ihre Logik. Wenn der Markt nicht funktioniert oder wenn ein funktionierender Markt gelenkt werden soll, werden wünschenswerte Produkte verbilligt und schädliche Projekte verteuert. Gesamtwirtschaftlich zwar meist schädlich, aber immerhin dem politischen Willen entsprechend.Der Bundesrat will nun festgestellt haben, dass Konsumkredite schädlich sind und plant deshalb lenkend einzugreifen.

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Ausländische Desinvestition im Bankensektor

December 18, 2014

Das zweite Jahr in Folge erfolgten 2013 ausländische Desinvestitionen aus dem Schweizer Bankensektor. Die Politik muss endlich aufwachen.Stell Dir vor, die Sturmwarnung leuchtet und keiner sieht hin. Dies ist mein Gedanke ein paar Tage nach der Lektüre des letzte Woche erschienenen SNB-Berichts Direktinvestitionen 2013. Keinerlei öffentliche Resonanz der schlechten Neuigkeiten und viele Segler, die unbeschwert schwerer See und dunklen Wolken entgegen steuern.Kein Vertrauen in RahmenbedingungenAusländische Direktinvestitionen gelten als Vertrauensindikator in die zukünftige Ertragskraft. Und um dieses Vertrauen scheint es schlecht bestellt zu sein. Die Kapitalimporte in die Schweiz waren 2013 so tief wie seit 2005 nicht mehr. Sie brachen auf mickrige 600 Millionen Franken ein. In den Jahren zuvor betrugen sie konstant zwischen 15 und 50 Milliarden Franken.Schlimmer noch: Dafür hauptverantwortlich ist der Bankensektor. Bereits das zweite Jahr in Folge kam es zu massiven Desinvestitionen von Ausländern. In nur einem einzigen Jahr reduzierte sich der Kapitalbestand um nahezu 10 Prozent. Die nunmehr rund 30 Milliarden Franken entsprechen einem Bankenanteil von 4 Prozent an den gesamten ausländischen Investitionen. Dies ist gemäss SNB ein neuer Tiefststand. Diese Eckdaten gehören ins Logbuch jedes Entscheidungsträgers.

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Ecopop setzt Fanal für Isolationismus

November 7, 2014

Ecopop ist ein weiterer Schritt in Richtung Abschottung. Darunter leiden nicht potentielle Zuzüger sondern wir selbst.Der Duden definiert Isolationismus als politische Tendenz, sich vom Ausland abzuschliessen und staatliche Eigeninteressen zu betonen. Ecopop ist ein weiterer Mosaikstein in der immer stärker werdenden Gruppe der Abschottungsbefürworter. Arme sollen nicht mehr kommen und Reiche und Hochqualifizierte erst recht nicht.Dass die Schweiz attraktiv für Arme ist, wird von niemandem bestritten. Dass sie attraktiv für Hochqualifizierte ist, zeigt der Expat Explorer der HSBC. Die Schweiz ist für Expats das attraktivste Land der Welt. Zudem beschäftigt die hiesige Finanzbranche anteilsmässig die meisten Expats.Um die Schweiz für die Einwanderung unattraktiv zu machen, braucht es aufgrund des hohen Leistungsniveaus massivste Verschlechterungen der Rahmenbedingungen. Viele Gruppen schrauben deshalb wacker an den Wirtschaftsbeziehungen, der Rechtssicherheit oder den Sozialleistungen, ob links- oder rechtsgedreht ist dabei einerlei. Hand aufs Herz: Schweizern und Schweizerinnen geht es heute doch besser als 1994, 1974 oder 1954.Es braucht keinen Propheten um zu erkennen, dass die angestrebten Verschlechterungen der Rahmenbedingungen die Falschen – nämlich uns selbst – treffen würden.

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Bankenplatz Schweiz: Der Blick voraus

October 30, 2014

Der Schweizer Finanzplatz hat gemäss einer heute erschienenen Studie gute Zukunftsaussichten. Allerdings nur bei verbesserten Rahmenbedingungen.Die heute von der Boston Consulting Group und der Schweizerischen Bankiervereinigung gemeinsam publizierte Studie stellt fest, dass der Schweizer Bankensektor im Gegensatz zur Konkurrenz gestärkt aus der Finanzkrise hervorgegangen ist. Die Bruttoerträge der Banken haben sich in den letzten Jahren in einem schwierigen europäischen Umfeld stabilisiert.
Verpasste Standortvorteile
Weniger erfreulich sieht es bei der Regulierung aus. Zwar gibt es weltweit formal eine Konvergenz, da sich die meisten Finanzplätze zu zentralen Reformen wie Basel III bekennen. Möglichkeiten im Standortwettbewerb liegen deshalb bei der nationalen Umsetzung internationaler Standards.
In einem internationalen Vergleich zeigt die Studie jedoch auf, dass die nationalen Vorschriften in der Schweiz nicht durchwegs besser sind als im Ausland. Dort wo die Schweiz die internationalen Standards weniger pragmatisch umsetzt, handelt sie sich Standortnachteile ein.
Solide Ertragsaussichten
Weil ein Blick voraus so gut ist wie zwei zurück, fokussiert die Studie auf die Abschätzung der zukünftigen Marktchancen. Dabei scheint die Zeit des Boom and Bust Zyklus nun definitiv vorbei zu sein.

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EU-Stresstests: Grau in grau

October 24, 2014

Die EZB unterzieht die direkt beaufsichtigten EU-Banken einer umfassenden Prüfung. Die am nächsten Sonntag publizierten Resultate bedürfen einer richtigen Einordnung.Die Errichtung der EU-Bankenunion ist nichts Geringeres als das grösste Projekt seit Einführung des Euros. Respekt. Im Vergleich zu den zahllosen angefangenen Wirtschaftsreförmchen und Umverteilungsmaschinen wurde hier etwas Rechtes in Rekordzeit geschaffen.Röntgen für BankenEs ist absolut verständlich, dass die EZB als Neo-Aufseherin zuerst ihre zukünftigen Schäfchen auf Herz und Nieren prüfen will, bevor sie sie unter ihre Fittiche nimmt. Die muss wissen, wieviele Zombie-Banken sie beaufsichtigen wird (vgl. mein Blog), und mit welchen Überraschungen sie fertig werden muss. Dazu führt sie eine Risiko- und Bilanzprüfung sowie einen Stresstest durch. Die Resultate dieser umfassenden Prüfung werden den rund 130 Instituten am Freitagabend mitgeteilt und am Sonntag publiziert.Drei SchwierigkeitenOb der Fitnesstest insgesamt ein Erfolg ist, kann erst längerfristig beurteilt werden. Die sonntägliche Publikation der Resultate darf aus drei Gründen nicht überinterpretiert werden:
Es erscheint mir unvorstellbar, dass die EZB 130 Banken innert einem Jahr vollständig durchleuchten kann, auch wenn sie dazu fast 1000 Spezialisten neu einstellt.

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Auskommen für eine halbe Million Angestellte

October 8, 2014

Die heute von BAK Basel präsentierte Studie zeigt die grosse Bedeutung des Finanzsektors für die Schweizer Wirtschaft. Es bleibt aber noch Luft nach oben.Die Zahlen von BAK Basel sind beeindruckend: 246‘000 Personen in der Schweiz arbeiten im Finanzsektor. Dies ist zwar „nur“ jeder zwanzigste aller Erwerbstätigen. Durch die hohe Produktivität erwirtschaften diese aber jeden neunten Schweizer Franken und leisten so einen wichtigen Teil der inländischen Wertschöpfung.
Zudem generiert jeder Erwerbstätige im Finanzbereich im Schnitt eine zusätzliche Arbeitsstelle in einem anderen Sektor, sei es durch den Bezug von Vorleistungen der Finanzinstitute oder durch die persönliche Konsumnachfrage. Damit hängt in der Schweiz jede zehnte Arbeitsstelle direkt oder indirekt vom Finanzsektor ab. In diesen Bereichen wird auch jeder siebte Steuerfranken von Bund, Kantonen und Gemeinden generiert.
Abflachung der Beschäftigungszunahme
Die Experten prognostizieren jedoch wenig überraschend, dass der Finanzsektor in Zukunft weniger Stellen schaffen wird als die übrigen Wirtschaftssektoren. Für das laufende Jahr erwartet BAK Basel einen Beschäftigungsrückgang im Bankensektor, während der Versicherungsbereich weiter zulegen kann.

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Wenn sich Professoren von der Juso einspannen lassen … wird es sachlich

August 19, 2014

In seinem stellvertretend für die Juso geschriebenen Gastbeitrag zur Initiative „Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln“ argumentiert Professor Gunter Stephan, dass ein bestimmtes Verhalten von Marktteilnehmern die ansonsten gut funktionierenden Märkte negativ beeinflussen können. Das stimmt in dieser generellen Form absolut. Ob dies auf den konkreten Fall der Rohstoffanlagen auch tatsächlich zutrifft, ist eine ganz andere Frage.

Soviel sei zu Beginn vorweggenommen: Würde die Juso ebenso sachlich argumentieren wie die von ihr beauftragten Experten, liesse sich ein zielführender Dialog führen. An dessen Ende stünde dann ein nachhaltiger, wohlstandsfördernder Finanzplatz und nicht ein durch eine Verbotskultur geprägter Überwachungsstaat.

Professor Gunter Stephan untermauert die Problematik im Nahrungsmittelbereich mit zwei Beispielen, in denen der Preisausschlag prozentual viel höher liegt als der Ernteausfall. Richtigerweise erwähnt er, dass auch eine preisunelastische Nachfrage für die Beobachtung relevant sein könnte. Wieso der Konjunktiv? Die Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln wird in jedem Lehrbuch als Illustrationsbeispiel eines preisunelastischen Guts gesehen. Gerade Protesten der Bevölkerung gegen Preishaussen, wie beispielsweise für Tortillas in Mexiko, illustrieren dies.

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Auf zum Gipfel der Nachhaltigkeit

July 3, 2014

Der Verein Swiss Sustainable Finance will die Schweiz als führendes Zentrum für nachhaltige Finanzdienstleistungen positionieren. Das Ziel ist richtig, der Weg ist steinig.

Vorgestern wurde die Gründung des Vereins Swiss Sustainable Finance (SSF) bekannt, der zum Zweck hat, die Schweiz an die Spitze der nachhaltigen Finanzplätze zu führen. Gerade die letzten Jahre haben gezeigt, dass die verantwortungsvolle Erbringung von Finanzdienstleistungen Turbulenzen kurzfristig abfedert und den langfristigen Erfolg sicherstellt. Die über 60-köpfige Seilschaft des SSF ist wohl beraten, die Expedition auf den Nachhaltigkeitsgipfel gut zu planen.

ErfolgsfaktorenGeeignete Mannschaft: Sowohl Bremser als auch Euphoriker stellen ein grosses Risiko für die Seilschaft dar. Letzteres sind Idealisten, die aufgrund des fehlenden Kontakts mit der Front keine Wirkung erzielen oder aufgrund fehlender Strategie von der Institutsspitze nicht unterstützt werden und schwach sind. Bei den Bremsern handelt es sich nicht durchwegs um Reformunwillige sondern oft auch um Institute, die in der Nachhaltigkeit einen Wettbewerbsvorsprung sehen und Kräfte deshalb nur dosiert zugunsten des Gesamtprojekts einsetzen.

Gemeinsames Ziel: Verantwortungsvolles Handeln lediglich als Mittel einzusetzen, um vor Reputationsschäden und legalen Risiken zu bewahren, kann als Complianceübung höchstens ein Etappenziel sein.

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Vollgeldinitiative – Baustelle mit Unfallgefahr

June 20, 2014

Mit der Vollgeldinitiative eröffnen die Initianten eine Baustelle. Ohne Not und ungesichert.

Sommerzeit ist die Zeit der Baustellen. Sie kosten Unsummen und verlangen viel Geduld von den Automobilisten. Dafür stehen dann für viele Jahre wiederum erneuerte und sichere Fahrspuren zur Verfügung. Im Finanzsystem wurden in den vergangenen Jahren ebenfalls unzählige Baustellen eröffnet. Ebenfalls teuer und umständlich, aber im Interesse von wirtschaftlicher Stabilität und der Sicherheit von Bankkunden.

Unnötig und gefährlich
Anders sieht es bei der Vollgeldinitiative aus. Hier ist eine Baustelle in Planung für Probleme, die bereits gelöst sind, Lösungen bereits aufgegleist sind oder die es überhaupt nicht gibt. Es soll eine Baustelle mit ungesicherten Gräben und ohne Anschluss an der Grenze werden. Achtung Unfallgefahr!

Die Initianten fordern, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine vollständige Kontrolle über die gesamte Geldmenge erhält. Dazu müssten alle Girokonten zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs direkte Forderungen gegenüber der SNB darstellen und würden damit zu gesetzlichen Zahlungsmitteln. Entsprechend gross sind die Risiken für den Zahlungsverkehr. Damit die Banken den massiven Einlagenverlust bewältigen können, sollen sie von der SNB entsprechend mit Darlehen unterstützt werden.

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Bitte handeln, aber richtig

April 1, 2014

Zur langfristigen Sicherung unserer Renten ist eine Reform nötig. An den bewährten drei Säulen der Altersvorsorge darf aber nicht herumgebastelt werden.

Gestern endete die Vernehmlassungsfrist zur Berset-Reform Altersvorsorge 2020. Es herrscht weitgehend Einigkeit über den Handlungsbedarf zur Sicherung unserer Renten. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die AHV bald rote Zahlen schreiben. Niemand will eine Altersvorsorge auf tönernen Füssen.

Vorsicht vor grossen Paketen
Fehlt Geld in der Kasse, muss man länger arbeiten, mehr einzahlen oder die Ausgaben beziehungsweise die Renten kürzen. Das Geld wird mit Sicherheit fehlen und AHV-Renten kürzen will keiner. Der erläuternde Bericht des Bundesrats umfasst über 200 Seiten. In der Regel verbergen sich hinter so vielen Seiten mit Nieten und Ösen gespickte Megapakete. Dies ist ein Grund genau hinzuschauen.

Festhalten an drei Säulen
Die Bankiervereinigung hat dies getan. In ihrer Stellungnahme unterstützt sie das Ziel der umfassenden Rentenreform. Damit das bewährte Dreisäulenprinzip auch in Zukunft Bestand haben kann, muss jede einzelne Säule finanziell gesund sein. Dies bedingt die rasche Senkung des Umwandlungssatzes, eine Flexibilisierung des Rentenalters und eine Stabilisierungsregel für die AHV. Ohne diese Elemente ist unser Rentensystem nicht nachhaltig.

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Wie gehabt: Zuerst schiessen, dann zielen

March 24, 2014

Heute reicht das Initiativkomitee die Unterschriften gegen die „Spekulation mit Nahrungsmitteln“ bei der Bundeskanzlei ein. Martin Hess erachtet die Initiative als unnötig und untauglich.

Der Schuss ist gefallen. Die Initiative, die jegliche Finanzinvestitionen in Nahrungsmittel verbieten will, wird bei der Bundeskanzlei deponiert. Das Anliegen ist nutzlos, aber nicht nur. Wann immer eine sogenannte „loose cannon“ ins Feld geschoben wird, dürften auch Kollateralschäden nicht zu vermeiden sein.

Hehre Absichten
Ist das Ziel der Initianten die Bekämpfung des Hungers, dann mache ich mit. Ich habe während Jahren in unterentwickelten Regionen gelebt und die Versorgungsprobleme aus nächster Nähe gesehen. Eine Schande. Knappe Ressourcen müssen jedoch zielgerichtet eingesetzt und nicht in politischem Aktivismus in den Sand gesetzt werden. Das Setzen symbolischer Zeichen an der Urne kann erfahrungsgemäss ins Auge gehen.

Ist es das Ziel, das Verständnis über das Finanzgeschäft zu fördern, dann sind wir auch dabei. Die Bankbranche ist im Zeitalter der Transparenz angekommen. Sie ist in der Pflicht zu erklären, was sie tut, und wieso sie es tut. Und zwar proaktiv und im Dialog mit der interessierten Öffentlichkeit.

An der Realität vorbeigezielt
Dem Initiativkomitee möchte ich den guten Willen nicht absprechen.

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