Wer erschafft Geld? Die Zentralbanken anscheinend nicht, wie dem Monatsbericht April 2017 der Deutschen Bundesbank zu entnehmen ist. Doch aus dem Nichts kommt das Geld auch nicht, wie dieser Beitrag zeigt. Geschäftsbanken schaffen "Geld aus dem Nichts" tönt es derzeit allenthalben mal staunend, mal anklagend, mal triumphierend. Mit Schuld an dem Aufschrei hat die Deutsche Bundesbank, die in ihrem Monatsbericht vom April 2017 offiziell Abschied genommen hat von der Idee, dass Zentralbanken unser Geld erschaffen. Allerdings ist die Behauptung, Geld entstünde "aus dem Nichts" mindestens ebenso falsch, wie die Geschichte, dass Banken lediglich das Geld der braven Sparer in Kredite verwandeln. Im Zuge der Finanzmarktkrise explodierte das Interesse am Funktionieren des Geldsystems in der Hoffnung, die Krise besser verstehen zu können. Es ist das Verdienst der Bank of England mit Aufsätzen und Videomaterial, eine (wieder) moderne Sicht auf die Geldschöpfung verbreitet zu haben (Bank of England, 2014). Die Bundesbank hat sich im April diesem Trend angeschlossen. Gleich am Anfang räumt die Bundesbank mit einem Irrglauben auf, wenn sie schreibt "die Fähigkeit der Banken, Kredite zu vergeben und Geld zu schaffen, [hängt] nicht davon ab, ob sie bereits über freie Zentralbankguthaben oder Einlagen verfügen" (S.15).
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Wer erschafft Geld? Die Zentralbanken anscheinend nicht, wie dem Monatsbericht April 2017 der Deutschen Bundesbank zu entnehmen ist. Doch aus dem Nichts kommt das Geld auch nicht, wie dieser Beitrag zeigt.
Geschäftsbanken schaffen "Geld aus dem Nichts" tönt es derzeit allenthalben mal staunend, mal anklagend, mal triumphierend. Mit Schuld an dem Aufschrei hat die Deutsche Bundesbank, die in ihrem Monatsbericht vom April 2017 offiziell Abschied genommen hat von der Idee, dass Zentralbanken unser Geld erschaffen. Allerdings ist die Behauptung, Geld entstünde "aus dem Nichts" mindestens ebenso falsch, wie die Geschichte, dass Banken lediglich das Geld der braven Sparer in Kredite verwandeln.
Im Zuge der Finanzmarktkrise explodierte das Interesse am Funktionieren des Geldsystems in der Hoffnung, die Krise besser verstehen zu können. Es ist das Verdienst der Bank of England mit Aufsätzen und Videomaterial, eine (wieder) moderne Sicht auf die Geldschöpfung verbreitet zu haben (Bank of England, 2014). Die Bundesbank hat sich im April diesem Trend angeschlossen.
Gleich am Anfang räumt die Bundesbank mit einem Irrglauben auf, wenn sie schreibt "die Fähigkeit der Banken, Kredite zu vergeben und Geld zu schaffen, [hängt] nicht davon ab, ob sie bereits über freie Zentralbankguthaben oder Einlagen verfügen" (S.15).[ 1 ]
Den wahren Mechanismus der Geldschöpfung beschreibt die Bundesbank neu so: "Das klassische Beispiel für die Buchgeldschöpfung einer Bank ist die Buchkreditgewährung […], bei der der Kreditbetrag dem Kreditnehmer […] auf seinem Konto als Sichteinlage gutgeschrieben wird" (S. 18). Diesem klassischen Beispiel zufolge steht hinter jedem Kredit eine realwirtschaftliche Aktivität, die im besten Fall genug Mehrwert abwirft, um die Kreditzinsen zu begleichen.
Das "klassische Beispiel" der Bundesbank zeigt aber vor allem noch etwas anderes ganz deutlich: Geld entsteht gerade nicht "aus dem Nichts". Geld entsteht nur als Gegengeschäft zu einem Kredit. "Geld" und "Kredit" sind also untrennbar wie die zwei Seiten ein und derselben Medaille. Diese Erkenntnis lässt sich auch etymologisch belegen, denn dem Wortursprung nach ist Geld etwas, das etwas "gilt" und Kredit leitet sich vom lateinischen "credere" (vertrauen) ab (Graff & Müller, 2006). Geld und Kredit beruhen folglich auf dem Vertrauen, dass das Versprechen des Kreditnehmers (auf Rückzahlung des Kredits nämlich) tatsächlich etwas gilt.
Der Kreditnehmer steht in der Pflicht, einen Mehrwert zu schaffen, d.h. etwas zu produzieren, und im Vertrauen, dass das künftige Produkt entsteht und nützlich ist, kann er Arbeit und Material gegen Geld erwerben. Denn diejenigen, die das Geld annehmen und ihre Leistungen dem Kreditnehmer zur Verfügung stellen, müssen darauf vertrauen, dass das angenommene Geld dereinst auch zur eigenen Bedürfnisbefriedigung eingesetzt werden kann.
Anstelle eines "Nichts" steht am Anfang des Geldes also stattdessen ein ziemlich komplexes Beziehungsgeflecht zwischen Banken, Kreditnehmer, Produzenten und Kunden. Diese Beziehungen beruhen auf dem Vertrauen, dass wechselseitige Leistungsversprechen, die durch physisches oder elektronisches Geld vermittelt werden, eingehalten werden. Fehlt dieses Vertrauen gibt es auch kein Geld. Schwindet das Vertrauen, verliert das Geld seinen Wert und es entsteht Inflation.
Inflation bekämpfen heisst darum gleichzeitig immer auch Vertrauen stiften. Wird darum die Tatsache, dass Geld auf Vertrauen beruht, ignoriert, kann die wichtigste Frage der Geldpolitik, nämlich die Frage nach der Entstehung und der Pflege des Vertrauens, gar nicht gestellt werden.
Grundsätzlich erzeugen und stützen Institutionen das Vertrauen zwischen den Geldnehmern und Geldgebern. Bei unserem Buchgeld zählen zu diesen Institutionen letzten Endes die gesamte Wirtschaft und der Staat. Unser Vertrauen in diese Institutionen bestimmt in letzter Konsequenz den Geldwert. Bei archaischen Geldformen ist die Institution vielleicht der Kaiser, dessen Kopf auf die Münze geprägt und auf die Note gedruckt wird, oder die Kultur, die dem edlen Metall einen besonderen Wert zuweist.
Wer hingegen denkt, dass Geld aus dem "Nichts" entsteht, übersieht ein wichtiges Detail. Denn Geld kommt nicht aus dem "Nichts". Geld entsteht durch Vertrauen in die Institutionen einer Gesellschaft und Geldpolitik ist darum auch nichts anderes als die Pflege dieser Institutionen und damit letztlich eine Aufgabe nicht nur der Zentralbank sondern der gesamten Gesellschaft.
Bank of England (2014), Money creation in the modern economy [ a ]- Quarterly Bulletin, Q1, 2014.
Deutsche Bundesbank (1995), Die Geldpolitik der Bundesbank, Sonderveröffentlichung, Frankfurt/ Main, ISBN 3-927951-77-3, Oktober 1995
Deutsche Bundesbank (2017), Die Rolle von Banken, Nichtbanken und Zentralbank im Geldschöpfungsprozess, Monatsbericht April 2017
Graff, Michael und Christian Müller (2006), Die Quantitätstheorie vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Journal of Applied Social Science Studies (Schmollers Jahrbuch) 126(4), 565-603, 2006.
Müller, Christian (2017), Geld steht für Vertrauen, Neue Zürcher Zeitung am 24.1.2017.
©KOF ETH Zürich, 18. Mai. 2017
Sehr verehrte Leserinnen und Leser
Gerne möchte ich Sie darauf hinweisen, dass es sich bei den Artikeln der Bank of England: „Money creation in a modern Economy“, BoE, Quarterly Bulletin 2014, Q1; sowie: „Die Rolle von Banken, Nichtbanken und Zentralbank im Geldschöpfungsprozess“, Deutsche Bundesbank (2017), Monatsbericht April 2017
in wesentlichen Teilen um Plagiate handelt.
Es kann nicht sein, dass man Schüler und Studenten mit grosser Priorität darauf hinweist, sauber zu recherchieren und keine Plagiate zu begehen, ansonsten dies den Ausschluss von den Prüfungen oder die Aberkennung eines wissenschaftlichen Grades bedeuten kann, während dem die Zentralbanken „Bank of England“ und „Deutsche Bundesbank“ aber unbescholten plagiieren.
Im Jahre 1993 schrieb ich unter dem Eindruck der damals in der Schweiz stark wachsenden Arbeitslosigkeit das Buch „arbeitslos – auswegslos? Arbeitslosigkeit – die grosse Verantwortung der Wirtschaftswissenschaft“, Wenkenverlag 1993, ISBN – 3-9520364-0-4.
Ich schickte damals das Buch u.a. an die Schweizerische Nationalbank (SNB) und auch an die Hochschule St. Gallen.
Prof. Dr. Hans Schmid, Forschungsinstitut für Arbeit und Arbeitsrecht, Hochschule St. Gallen, schrieb mir darum am 6. April 1994, also vor über 23 Jahren:
„Sehr geehrter Herr Meyer, Sie haben mir vor einigen Wochen Ihr neues Buch, „Arbeitslosigkeit – die grosse Verantwortung der Wirtschaftswissenschaft“ zugestellt. Ich danke Ihnen herzlich für diese Aufmerksamkeit und gratuliere Ihnen zu diesem interessanten Werk….“
(Eine Photokopie dieses Briefes kann ich jederzeit hier beibringen).
Auf Seite 119 schrieb ich unter dem Titel: „Offenmarktpoltik – Drehung der Renditekurve“: „Geld – nichts anderes als Miniobligationen“: „…Geld ist somit nichts anderes als „Miniobligationen“ in Kleinststückelung, mit sehr hoher Sicherheit.“
In den darauffolgenden Jahren hielt ich diverse Vorträge zum Thema und schrieb zahlreiche Artikel. Am 31. Januar 1996 schrieb ich beispielsweise einen ganzseitigen Artikel in der Wirtschaftszeitung „Finanz und Wirtschaft“: „Die SNB-Investitionspolitik ist zu überdenken“.
Darin schrieb ich u.a.: Titel: Geld ist eine Obligation der SNB“. „In der heutigen Wirtschaftswissenschaft wird Geld als Kredit der SNB an die Wirtschaft interpretiert. Das ist grundfalsch. …Geld ist somit eine Verbindlichkeit bzw. Fremdkapital oder eine Obligation der Notenbank.“
„Wer eine Banknote besitzt, der hat ein Guthaben bei der SNB und diese ist Schuldnerin.“
„Wenn also die SNB Geld emittiert, so investiert sie keineswegs in die Schweizer Wirtschaft, wie man das heute fälschlicherweise meint. Im Gegenteil verschuldet sie sich, indem sie eigene Obligationen in Form von Geld emittiert.“
Am 8. Juni 1996 schrieb ich einem weiteren ganzseitigen Artikel in der Finanz und Wirtschaft: „Wie ein SNB-Musterportefeuille“ aussehen müsste. Darin hielt ich u.a. fest: „Entgegen der Lehrmeinung ist Geld kein Kredit, sondern umgekehrt eine Obligation der Notenbank. Die SNB ist Schuldnerin.“ Geld ist Fremdkapital der Notenbank…“
Neben vielen Artikeln hielt ich auch diverse Vorträge zum Thema. Ich sprach an der GV der SNB im April 1996 in Bern, wo ich Geld ebenfalls als Obligation der SNB bezeichnete. Am 22. Oktober 1996 hielt ich einen Vortrag vor dem Verband akademischer Volkswirtschafter in Zürich zum Thema; „Notenbank in der Schuld der Wirtschaft?“
Ich sagte u.a.: “Geld … ist …eine Verbindlichkeit, Fremdkapital, eine Anleihe, eine Schuld bzw. eine Obligation der Notenbank.“
„Der entscheidende Irrtum der heutigen Lehrmeinung ist also der, dass Geld als ein Kredit der Notenbank an die Wirtschaft interpretiert wird anstatt als Kredit der Notenbank an die Wirtschaft.“
Im Anschluss an diesen Vortrag erschien in der grössten Tageszeitung der Schweiz, im TagesAnzeiger, ein Artikel unter dem Titel: „Ein Kopernikus der Geldtheorie?“ Darin wurden meine Thesen und geldpolitischen Konklusionen aufgezeigt.
Im Jahre 1997 schrieb ich dann eine Dissertation an der Universität Bremen unter dem Titel: „Geld – eine Obligation der Notenbank“. Darin vertiefte ich meine Analyse, wonach Geld kein Aktivdarlehen der Zentralbank an die Wirtschaft darstellt, sondern umgekehrt ein Passivdarlehen der Notenbank.
In meinem Kurzreferat vor den Professoren Otto Steiger und Gunnar Heinsohn sagte ich:
„Geld ist nicht eine Investition der Notenbank in die Wirtschaft, sondern eine Verschuldung bei derselben.“ Oder
„Verbindlichkeit auf lateinisch ausgedrückt hiesst „obligatio“. Geld ist also eine Obligation der Notenbank – Fremdkapital…“
Meine ganze Dissertation dreht sich um die Definition von Geld als Schuldschein der Zentralbank.
In den Jahren 2000/2001 hielt ich Vorlesungen an der Universität Bremen zum Thema: Bilanzanalyse und Zentralbankpolitik“ (Institut für Konjunktur und Strukturforschung). Darin zeigte ich die verschiedenen Zinseffekte, welche von den beiden Seiten einer Zentralbank-Bilanz ausgehen, wobei ich bei der Passivseite von einer Verschuldung der Zentralbank ausging (Skriptum bei mir erhältlich).
Ich schrieb auch weitere Artikel zum Thema. So u.a. in der Weltwoche: „Warum sich Greenspan & Co. irren“.
Dort schrieb ich:
„Geld ist eine Verbindlichkeit – lateinisch Obligation – beziehungsweise auf Deutsch Obligation – der Zentralbank.“
Ich gab auch ein Interview diesbezüglich an Tele Basel am 13. 10. 2011. Darin machte ich klar, dass Geld eine Schuld der SNB sei und beantwortete Anfragen von Zuschauern die zugeschaltet waren.
Ab 2013 schrieb ich über 50 Beiträge zum Thema auf der Internet-Seite „Inside Paradeplatz“. Immer wiederholte ich, dass die Geldemission falsch interpretiert wird und zog daraus die geldpolitischen Konsequenzen für die Zentralbanken und insbesondere für die SNB.
Besonders viel Beachtung fand mein Beitrag „Die SNB und das Märchen von der Geldschöpfung“ am 29. September 2013. Darin zeigte ich, dass Geld nur emittiert werden kann wenn die Verbuchung eines realen Gegenwertes aus der Wirtschaft bei Geldemittenten eingebucht wird.
Ich schrieb, Geld ohne realen Gegenwert sei genauso nichtig wie ein Geburtsschein ohne Kind.
Ich zeigte auch, dass es keinen Geldmultiplikator geben könne, weil Geld gar kein Aktivdarlehen an die Geschäftsbanken sei, sondern umgekehrt ein Passivdarlehen der Zentralbank.
In meinen Nachträgen zu jenem Artikel ging ich speziell auf die Buchungssätze bei einer Geldemission ein und belegte meine Aussagen mit Buchungssätzen.
Dabei zeigt ich auch, dass bei der Emission von Buchgeld durch die Geschäftsbanken diese keinen Kredit weitergäben, wie das gemäss Multiplikatortheorie der Fall wäre, sondern dass auch die Geschäftsbanken sich bei ihren Kunden verschulden.
Eine Emission von Buchgeld durch die Banken geschieht somit bei jeder Kreditvergabe neu und hängt keineswegs von einem zuvor gewährten Darlehen der Zentralbank ab. Auch sei es in Irrtum, zu meinen, ein Kunde müsse zuvor einen Kredit an die Bank gegeben haben, den diese weiter ausleiht.
Ich schrieb u.a. in den Nachträgen V und VI zu jenem Artikel bezüglich der Geldemission von Geschäftsbanken u.a. folgendes:
„Ein Kredit hat nichts mit einer vorherigen Einzahlung … zu tun…“
„…es spielt keine Rolle, ob vorher jemand eine Einzahlung bei der Geschäftsbank getätigt hat…“
„…obige Überlegungen zeigen auch, dass am Anfang der Wertschöpfung keinesfalls eine Zentralbank stehen muss.“
„Die Notenbank stellt lediglich jenen Teil zur Verfügung, der für Transaktionen in Bargeld notwendig ist.“
Einige Monate nach jenem Artikel veröffentlichte die Bank of England ihren oben erwähnten Artikel.
Die Konklusion jenes Artikels der BoE ist, dass Geldschöpfung ganz anders funktioniert, als bisher angenommen. Geld sei ein „I owe you“ (IOU) der Zentralbank und der Geschäftsbanken.
„I owe you“ bedeutet „Schuldschein“ oder Obligation. Das war genau der Titel meiner Dissertation im Jahre 1997: „Geld – eine Obligation der Notenbank“ und entsprach genau dem, was ich bereits 1993 in meinem Buch Arbeitslosigkeit – die grosse Verantwortung der Wirtschaftswissenschaft geschrieben hatte. „Geld, das sind Miniobligationen…“
Die BoE übernahm somit meine Argumentation, welche ich bereits über 20 Jahre vor ihr vertreten hatte.
“Broad money is made up of bank deposits — which are essentially IOUs from commercial banks to households and companies — and currency — mostly IOUs from the central bank
Die BoE übernimmt auch meine Argumentation, wonach es keine Geldmultiplikator gebe:
“…nor is central bank money ‘multiplied up’ into more loans and deposits”
“Whenever a bank makes a loan, it simultaneously creates a matching deposit in the borrower’s bank account, thereby creating new money.”
“…the money multiplier …. is not an accurate description of how money is created in reality…”
“This description of money creation contrasts with the notion that banks can only lend out pre-existing money, outlined in the previous section. ..So they are a liability of the bank, not an asset that could be lent out.”
Das entspricht genau meiner bisherige Argumentation: Geld ist kein Kredit des Geldemittenten der weiter ausgelehnt werden könnte, sondern Geld ist eine Schuld des Geldemittenten.
Auch die Deutsche Bundesbank hat nun wesentliche Teile meiner Arbeiten der vergangenen 25 Jahr übernommen, ohne entsprechende Zitate (siehe: Die Rolle von Banken, Nichtbanken und Zentralbank im Geldschöpfungsprozess“, Deutsche Bundesbank, Monatsbericht 2017.)
Sie schreibt: „Dabei hängt die Fähigkeit der Banken, Kredite zu vergeben und Geld zu schaffen, nicht davon ab, ob sie bereits über freie Zentralbankguthaben oder Einlagen verfügen.“
Und weiter schreibt die Bundesbank:
Das klassische Beispiel für die Buchgeldschöpfung einer Bank ist die Buchkreditgewährung an eine inländische Nichtbank, bei der der Kreditbetrag dem Kreditnehmer nicht bar ausbezahlt, sondern auf seinem Konto als Sichteinlage gutgeschrieben wird. Hierzu wird im Beispiel angenommen, dass die Bank A ihrem Kunden X nach entsprechender Prüfung einen Buchkredit über 1000 € gewährt. Die Gutschrift des Geldbetrages in Form der Bankeinlage erscheint in der Bilanz des Kunden X als Forderung gegenüber der Bank; …Im Ergebnis kommt es in beiden Fällen zu einer Bilanzverlängerung; zugleich wurden durch diese Buchungsvorgänge 1000 € Buch- oder Giralgeld geschaffen. Die Bilanz der Zentralbank hat sich dagegen nicht verändert (siehe nebenstehende Darstellung, unteres Konto)…“ (S.4)
Das entspricht im Wesentlichen dem, was ich in meinem viel beachteten Artikel „Die SNB und das Märchen von der Geldschöpfung“ im September 2013 in den Nachträgen mit Buchungssätzen belegt hatte.
Das gilt auch für die nachfolgende Beschreibung der Emission von Notenbankgeld an den Kunden.
Die obige Argumentation, welche die Bundesbank vertritt, widerspricht ganz klar der herrschenden Geldtheorie mit dem Multiplikator-Effekt, wie er in den heutigen Lehrbüchern gelehrt wird. Danach basiere die Geldschöpfung auf einem ursprünglichen Aktivkredit der Zentralbank an die Geschäftsbanken, welcher dann weiter ausgeliehen werden (Multiplikator).
Dies hatte ich in meinen Artikeln bereits Jahre vor der Bundesbank beschrieben. Der Artikel der Bundesbank basiert zudem in weiten Teilen dem Artikel der Bank of England, welche ihrerseits von mir Jahre zuvor vertretene Argumentation übernommen hat.
Die Ausführungen der Deutschen Bundesbank implizieren auch, dass Geld nur entstehen kann, wenn der Geldemittent einen Vermögenswert in seiner Bilanz als Aktivum aufnimmt.
Auch das entspricht ganz meinen Ausführungen in meinem Betrag auf Inside Paradeplatz 2013: „Die SNB und das Märchen von der Geldschöpfung“, wo ich zeigte, dass es kein „Geld aus dem Nichts“ geben kann. Geld kann nur entstehen wenn ein entsprechender realer Wert auf der Vermögensseite des Geldemittenten verbucht wird (Vergleich: Kein Geburtsschein ohne Kind).
Ich fasse zusammen:
Sowohl die Bank of England als auch die Deutsche Bundesbank kommen zum Schluss, dass eine Geldemission nicht damit beginnt, dass die Zentralbank einen Kredit an das Bankensystem gewähre, welcher dann vom Bankensystem an die Wirtschaft weitergegeben wird, was zu einem Geldmengenmultiplikator führt.
Geld ist im Gegenteil ein Schuldschein des Geldemittenten („I owe you“; „IOU“), der nicht weiter ausgeleiht werden kann, da selber eine Schuld und kein Aktivkredit.
Es wird betont, dass das eine wesentliche Neuerung ist in der Geldtheorie.
Es wird auch gezeigt, dass Geld nur entsteht bei einer entsprechenden Bilanzverlängerung des Geldemittenten, mit einem realen Vermögenswert auf der Aktivseite.
Ich möchte festhalten, dass beide Artikel sowohl von der Bank of England als auch von der Deutschen Bundesbank damit im Wesentlichen wiederholen, was ich bereits vor über 20 Jahren (erstmals 1993) geschrieben und an Vorträgen und Interviews und Vorlesungen gesagt habe.
Ich appelliere an die Bank of England und die Deutsche Bundesbank sich an die Fairness und auch an das Gesetz zu halten, nicht zu plagiieren und übernommene Argumentationen entsprechend als Zitate zu kennzeichnen.
Wir kommen in der Wirtschaftswissenschaft nirgends hin, wenn sogar die Zentralbanken sich nicht an die anerkannten und gesetzlichen Regeln halten. Wer hat noch ein Interesse daran, sich wissenschaftlich zu betätigen, wenn sogar die Zentralbanken einfach abschreiben ohne Quellenangabe?
Danke
Marc Meyer