Saturday , April 20 2024
Home / Never mind the markets / Von wegen «Das Ende der Geografie»

Von wegen «Das Ende der Geografie»

Summary:
Grosse Globalisierungsgewinnerin der letzten 25 Jahre: Die Agglomeration Zürich. (Foto: Keystone/Ennio Leanza) Vor 25 Jahren publizierte Richard O’Brien, damals Chefökonom der American Express Bank, ein Buch mit dem griffigen Titel «Global Financial Integration: The End of Geography». Darin argumentierte O’Brien, dass die Globalisierung dank Internet und Finanzkapitalismus die Bedeutung der räumlichen Konzentration stark reduzieren würde. Es sei nun möglich, auf der Basis von dezentralen Netzwerken zusammenzuarbeiten. Wo jemand arbeite, sei noch nie so unwichtig gewesen wie heute. Das Buch stiess auf grosse Resonanz und wurde sekundiert durch Titel wie «The Death of Distance» (Frances Cairncross) oder «The World Is Flat» (Thomas Friedman). Es schien wie ausgemacht: Bald ist Schluss

Topics:
Tobias Straumann considers the following as important: , ,

This could be interesting, too:

Gastbeitrag writes Stellungnahme zum ARD Monitor-Beitrag vom 04.04.2024

Frank Schäffler writes Licht am Ende der Inflation

Urs Birchler writes DigitalerFranken: ein Sprung nach vorn?

Urs Birchler writes Financial Stability Board (FSB) blamiert Bundesrat

Von wegen «Das Ende der Geografie»

Grosse Globalisierungsgewinnerin der letzten 25 Jahre: Die Agglomeration Zürich. (Foto: Keystone/Ennio Leanza)

Vor 25 Jahren publizierte Richard O’Brien, damals Chefökonom der American Express Bank, ein Buch mit dem griffigen Titel «Global Financial Integration: The End of Geography». Darin argumentierte O’Brien, dass die Globalisierung dank Internet und Finanzkapitalismus die Bedeutung der räumlichen Konzentration stark reduzieren würde. Es sei nun möglich, auf der Basis von dezentralen Netzwerken zusammenzuarbeiten. Wo jemand arbeite, sei noch nie so unwichtig gewesen wie heute.

Das Buch stiess auf grosse Resonanz und wurde sekundiert durch Titel wie «The Death of Distance» (Frances Cairncross) oder «The World Is Flat» (Thomas Friedman). Es schien wie ausgemacht: Bald ist Schluss mit dem Übergewicht der grossen Wirtschaftszentren.

Räumliche Konzentration nimmt zu

25 Jahre später sieht die Realität anders aus. Die räumliche Konzentration von Wirtschaftsaktivitäten hat keineswegs abgenommen. Im Gegenteil. Wie der Berkeley-Ökonom Enrico Moretti in seinem Buch «The New Geography of Jobs» zeigt, hat der Unterschied zwischen kleineren und grösseren Zentren zugenommen.

Es stimmt zwar, dass alte Zentren wegen des technologischen Strukturwandels teilweise abgestiegen sind. Sie sind aber nicht von dezentralen Netzwerken beerbt worden, sondern von bereits...

Tobias Straumann
Tobias Straumann (* 15. Mai 1966 in Wettingen) ist ein Schweizer Wirtschaftshistoriker. Tobias Straumann studierte Geschichte, Soziologie und Wirtschaft- und Sozialgeschichte in Zürich, Paris und Bielefeld. 1995 promovierte er bei Rudolf Braun an der Universität Zürich mit der Arbeit «Die Schöpfung im Reagenzglas. Eine Geschichte der Basler Chemie (1860–1920)». 1995–2000 arbeitete er als Journalist in Zürich, Zug und New York. 2005–2006 war er Oberassistent am Institut de l’histoire économique et sociale der Universität Lausanne.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *