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Der Bundestag begeht den Jahrestag mit einer Gedenkstunde, bei der die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher und der israelische Parlamentspräsident Mickey Levy sprechen. Teilnehmen sollen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundesratspräsident Bodo Ramelow (Linke).
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) rief unterdessen zur Wachsamkeit gegenüber anhaltender Judenfeindlichkeit auf. „Der Antisemitismus ist mitten unter uns“, warnte sie. Antisemitismus gebe es nicht nur am äußersten politischen Rand – er sei ein Problem der ganzen Gesellschaft. Zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erinnert der Bundestag traditionell an die Opfer des Nationalsozialismus.
Bundeskanzler Scholz hat auf die vielen Mittäter hingewiesen, die sich an den Verbrechen der Nationalsozialisten direkt oder indirekt beteiligten. In einer Videobotschaft mahnte Scholz zudem, in der Gegenwart, Antisemitismus, Diskriminierung, Rassismus und Extremismus „überall und in all ihren Formen“ zu bekämpfen.
Viele der NS-Opfer wurden „ermordet von deutschen Offizieren und Soldaten“ sowie „ausgestoßen und verraten nicht selten von denjenigen, die vormals Freunde, Kolleginnen oder Nachbarn waren“, sagte Scholz in der auf Englisch gehaltenen Rede laut offizieller Übersetzung. „Und es waren deutsche Beamte, die zuvor ihren Tod von langer Hand organisierten und beschlossen hatten.“
Die Ermordung von sechs Millionen europäischen Juden sowie „das sinnlose Sterben von Millionen weiterer Menschen“ nannte Scholz „das schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ und einen „kaltblütig geplanten und durchgeführten Völkermord“. Er verwies auf „die Monstrosität dieses Bösen und die scheinbare Normalität, mit der es ins Werk gesetzt wurde“.
„Das Nazi-Regime wollte Menschen auf Nummern reduzieren“, sagte Scholz. Sie waren jedoch „Menschen mit Hoffnungen und Träumen, genau wie wir“ und „mit demselben Recht auf Würde und Respekt“ und auf ein Leben in Frieden und Freiheit. „Wir dürfen nie aufhören, einander als das zu sehen, was wir sind: Als Freunde, Kolleginnen und Nachbarn – als Mitmenschen, deren Schicksale auf diesem Planeten eng miteinander verbunden sind“, mahnte der Bundeskanzler weiter.
„Wir brauchen eine lebendige Erinnerung an die Vergangenheit. Nur so können wir sicherstellen, dass sich Geschichte nicht wiederholt“, sagte Scholz weiter. Er sei jedoch besorgt, „denn Antisemitismus, Hassreden, Hetze gegen Israel und Gewalt gegen Menschen jüdischen Glaubens nehmen zu – in Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern weltweit“. (afp/dpa/dl)