Sachte nach oben: So lässt sich die Entwicklung des Schweizer Aktienmarktes in den vergangenen Wochen umschreiben. Die Befürchtungen werden allerdings grösser, dass der allgemeine Kursanstieg bald einmal stoppen könnte. Dies vernimmmt cash.ch dieser Tage aus Gesprächen mit Marktteilnehmern und Investoren, die via ihre Fonds massgebliche Käufe und Verkäufe bei Schweizer Aktien tätigen. Bei gewissen Einzelaktien herrscht aber noch eitel Sonnenschein. Ein Biotech-Titel wie Santhera zeigt enorme Auschläge nach oben, ein lange geprügelter Wert wie Leonteq hat ebenfalls massiv Rückenwind. Der Kurs des problembehafteten Industriekonzerns Tornos strebt ebenfalls überraschend stark in die Höhe. Dafür läuft es bei Novartis und Vifor recht verhalten - um nicht zu sagen. Schlecht. cash.ch analysiert,
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Von Marc Forster und Daniel Hügli considers the following as important:
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Sachte nach oben: So lässt sich die Entwicklung des Schweizer Aktienmarktes in den vergangenen Wochen umschreiben. Die Befürchtungen werden allerdings grösser, dass der allgemeine Kursanstieg bald einmal stoppen könnte. Dies vernimmmt cash.ch dieser Tage aus Gesprächen mit Marktteilnehmern und Investoren, die via ihre Fonds massgebliche Käufe und Verkäufe bei Schweizer Aktien tätigen.
Bei gewissen Einzelaktien herrscht aber noch eitel Sonnenschein. Ein Biotech-Titel wie Santhera zeigt enorme Auschläge nach oben, ein lange geprügelter Wert wie Leonteq hat ebenfalls massiv Rückenwind. Der Kurs des problembehafteten Industriekonzerns Tornos strebt ebenfalls überraschend stark in die Höhe. Dafür läuft es bei Novartis und Vifor recht verhalten - um nicht zu sagen. Schlecht.
cash.ch analysiert, was hinter den Kursen steckt, und ob die auffälligen Februar-Aktien ein Kauf wert sind.
47 Prozent Plus in einer Woche auf 4,72 Franken, 75 Prozent Kurszuwachs auf vier Wochen zurückblickend: Das sind die beeindruckenden Zahlen des gegenwärtigen Santhera-Kursverlaufs. Im langfristigen Kontext ist dies dennoch bloss eine Kursrally auf tiefem Niveau. Denn 2015 stand die Aktie einmal bei fast 139 Franken.
Interesse hat das Biotechunternehmen durch eine jüngst vollzogene Kapitalerhöhung und Aktienemission auf sich gezogen. Eine mögliche Erklärung für den Kursanstieg ist auch: JPMorgan meldete am Freitag die Veränderung einer "Erwerbposition". Durch die Kapitalerhöhung ist der Anteil möglicherweise von Derivaten, die JPMorgan auf Santhera hält, kleiner geworden. Interessant ist dabei weniger der Name JPMorgan, sondern der generelle Hinweis auf mögliche Derivatpositionen. Derivatkonstruktionen können sich als Kursbeschleuniger erweisen – nach oben und nach unten. Dies zeigte sich jüngst beim Kurshype um Aktien wie GameStop und Co.
Alles in allem bleibt das auf seltene neuromuskuläre Krankheiten und Lungenleiden spezialisierte Unternehmen aus Liestal BL ein sehr volatiler Titel. Im Oktober 2020 musste Santhera die Entwicklung eines Mittels Puldysa gegen Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) einstellen, was einen schweren Rückschlag darstellte. Hoffnungen setzen Anleger nun auf die Entwicklung von Vamorolone, ebenfalls gegen DMD, und Lonodelestat, das gegen Lungenkrebs helfen soll.
Die Aktie von Vifor, von einigen Experten Anfang Jahr auf der Aktien-Empfehlungsliste für 2021, kommt einfach nicht auf Touren. Mehr noch: Nach einem Rückschlag von 16 Prozent in diesem Jahr befindet sie sich nur noch rund 10 Prozent über dem Corona-Tiefstand von letzten März. Die UBS hat Zweifel am Gewinnwachstum und stufte die Vifor-Aktie Ende Januar auf "Verkaufen" zurück. Denn anders als viele andere Pharmaunternehmen ist Vifor kein Gewinner der Corona-Krise.
Der Kurs der Vifor-Aktie seit Anfang 2020 (Grafiken: cash.ch).
Grund für den letzten Kursjammer: Der deutsche Dialysespezialist Fresenius Medical Care, mit dem Vifor ein Gemeinschaftsunternehmen führt und für welches Vifor Medikamente liefert, schockte vor einer Woche die Anleger mit der Mitteilung, dass "ohne Berücksichtigung etwaiger Restrukturierungsmassnahmen" mit einem Ergebnisknick um bis zu ein Viertel für 2021 zu rechnen sei.
Der etwas makabere Grund: Viele Dialysepatienten in den Spitälern sterben an Covid-19. Damit sinkt die Nachfrage nach den Medikamenten von Fresenius Medical Care. Die Meldung liess auch den Kurs von Vifor absacken. Bis zu den Jahreszahlen am 3. März, wo Investoren auf mehr "Guidance" hoffen, sind die Vifor-Aktien ein heisses Eisen.
Mit fast 5 Prozent Kursrückgang bildet der Pharmakonzern Novartis das Schlusslicht im SMI-Geschehen der vergangenen vier Wochen. Zum Vergleich: Roche hat seit Mitte Januar nur 1,6 Prozent verloren. Auffallend ist dies insofern, als dass Roche in den letzen Monaten beispielsweise wegen der nicht voll überzeugenden Pharmasparte vom Markt her mehr Kritik auf sich gezogen hat als Novartis.
Einen deutlichen Knick hat dem Aktienkursverlauf das Novartis-Jahresresultat vom 26. Januar verpasst. 2020 war von der Pandemie belastet, 2021 dürfte mindestens bis Mitte Jahr schwierig bleiben. Seit dem Corona-Einbruch hat sich der Kurs generell nicht mehr so recht erholen wollen. Manche Investoren werden deswegen ungeduldig (cash berichtete).
Dennoch (oder gerade deswegen) bleiben die Erwartungen an Novartis hoch. Für den defensiven Titel stehen laut Bloomberg 21 Kauf-Empfehlungen aus, gegenüber 7 "Hold"- und bloss zwei Verkaufen-Ratings. Langfristig gibt es aber keinen Grund, erfolgreiche Pharmafirmen wie Novartis an der Börse zu meiden. Jetzt bei gut 82 Franken zukaufen dürfte sich bereits lohnen. Aber das Management muss dieses Jahr definitiv Erfolge abliefern.
Die Aktie des Derivatespezialisten Leonteq hat es nach einem Zwischenhoch im Juli 2020 das zweite Mal auf Vor-Corona-Niveau geschafft. Bei 47 Franken hat sich der Kurs innerhalb der letzten Handelswoche um fast 20 Prozent erhöht. Auf vier Wochen zurückblickend sind es 35 Prozent Kursplus.
Der Kursverlauf der Leonteq-Aktie seit dem Börsengang 2012 (Quelle: cash.ch).
Grund waren hohe Erwartungen an das Jahresresultat vom vergangenen Donnerstag. Der weitere Kursverlauf am Freitag deutete darauf hin, dass die Jahreszahlen den Anleger tatsächlich Grund für neues Vertrauen in die Aktie gegeben haben.
Analysten sind bezüglich Leonteq indes noch zurückhaltend mit Kaufempfehlungen, werden aber langdam optimistischer. Um die Aktie in Richtung Höchststand von 225 Franken – im September 2015 – zurückzubringen, muss Leonteq noch einiges an derzeit viel diskutiertem Potenzial freisetzen.
Der Aktie des Werkzeugmaschinenherstellers Tornos ist es noch immer nicht gelungen, sich auf oder über Corona-Vorkrisenniveau zu etablieren. Immerhin hat sie sich auf einem höheren Level als auch schon etabliert. Verantwortlich ist dafür der 27-Prozent-Anstieg der Aktie seit Jahresbeginn. Anleger belohnten damit die Erholung des Geschäftsganges im vierten Quartal 2020. Wie nachhaltig sich dieser operative Aufschwung auf das neue Geschäftsjahr überträgt, ist ungewiss.
Nach den Umsatzangaben warten die Investoren nun auf die Gewinnzahlen am 8. März und einen aussagekräftigen Ausblick auf das Jahr. Ein Lichtblick ist, dass Tornos, zu 48 Prozent kontrolliert durch Walter Fust, weiter von der Erholung in China profitieren kann. Anleger brauchen bei der fragilen Tornos weiterhin einen langen Atem. Risikofreudige Anleger mit einem Faible für die Schweizer Industrie können auch nach dem bereits stolzen Anstieg der Aktie im neuen Jahr zugreifen.