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Veranstaltungsbericht: Bitcoin-Meetup in Zürich mit Jonas Schnelli und Matt Corallo

Summary:
Von Marc Bettinger- Wieder sehr gut besucht war am Mittwoch ein Meetup der Bitcoin Association Switzerland im Zentrum „Karl der Grosse“. So waren über 100 Bitcoin- und Fintechinteressierte zu Gast für das Thema „Privacy and Censorship Resistance Beyond the Web & New Bitcoin Release 0.14“. Bereits vor dem offiziellen Beginn des Meetups gab es spannende Diskussionen der Anwesenden. Insbesondere der grosse Erfolg sogenannter ICOs, also der Neuemission von Blockchainprojekten im Rahmen eines Börsengangs, lieferte reichlichen Gesprächsstoff. In gewohnt souveräner Manier eröffnete Lucas Betschart die Veranstaltung um 19:15 Uhr. Seinen Kopf zierte die prägnante „Make Bitcoin Great Again“ Baseballcap der BTCC und er übergab das Zepter dann direkt an Bitcoin Core Entwickler Jonas Schnelli. Nach reichlichem Applaus stellte Jonas zunächst die beeindruckende statistische Übersicht darüber vor, welches Arbeitspensum das Bitcoin Core Team 2016 bewältigt hatte. So gab es in diesem Jahr 15‘208 Github Comments von 47 verschiedenen Contributers. Im Gegenzug gab es 0% Netzwerk-Ausfall sowie auch 0 Chain-Forks (einfach einmal mit Ethereum vergleichen…).

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Veranstaltungsbericht: Bitcoin-Meetup in Zürich mit Jonas Schnelli und Matt Corallo


Von Marc Bettinger- Wieder sehr gut besucht war am Mittwoch ein Meetup der Bitcoin Association Switzerland im Zentrum „Karl der Grosse“. So waren über 100 Bitcoin- und Fintechinteressierte zu Gast für das Thema „Privacy and Censorship Resistance Beyond the Web & New Bitcoin Release 0.14“. Bereits vor dem offiziellen Beginn des Meetups gab es spannende Diskussionen der Anwesenden. Insbesondere der grosse Erfolg sogenannter ICOs, also der Neuemission von Blockchainprojekten im Rahmen eines Börsengangs, lieferte reichlichen Gesprächsstoff. In gewohnt souveräner Manier eröffnete Lucas Betschart die Veranstaltung um 19:15 Uhr. Seinen Kopf zierte die prägnante „Make Bitcoin Great Again“ Baseballcap der BTCC und er übergab das Zepter dann direkt an Bitcoin Core Entwickler Jonas Schnelli. Nach reichlichem Applaus stellte Jonas zunächst die beeindruckende statistische Übersicht darüber vor, welches Arbeitspensum das Bitcoin Core Team 2016 bewältigt hatte. So gab es in diesem Jahr 15‘208 Github Comments von 47 verschiedenen Contributers. Im Gegenzug gab es 0% Netzwerk-Ausfall sowie auch 0 Chain-Forks (einfach einmal mit Ethereum vergleichen…).

Die voraussichtlich im März erscheinende Version 0.14 enthält im Vergleich zur Vorgängerversion 1‘089 Commits mit 817 geänderten Files. Er ging danach im Detail auf die geplanten Verbesserungen und Änderungen von 0.14 ein. So soll die Performance nochmal verbessert werden. Augenzwinkernd fügte Jonas hinzu, dass solche Verfeinerungen bei einem normalen Softwareprojekt gar nicht möglich gewesen wären, da es dafür kein Budget gegeben hätte. Zusätzlich soll es in Zukunft noch besser möglich sein die Gebührenhöhe der Transaktionen bestimmen zu können. Diese Funktion dürfte helfen Fehlallokationen bei der Gebührenberechnung weiter zu minimieren. Auch eine detaillierte Anzeige des Persistent Mempools (war vor kurzem ja bei Rekordwerten) ist in dieser Version enthalten. Mit der „Bumbfee“-Funktion kann nachträglich bei hängigen Transaktionen die Fee erhöht werden, so dass man Transaktionen auch im Nachhinein noch einen „Geschwindigkeitsboost“ verpassen kann. Ein sehr praktisches Feature wie ich finde, insbesondere in den Zeiten der aktuell sehr vollen Blöcke und den damit verbundenen langen Transaktionszeiten. Zudem wird das Importieren von Multikeys ermöglicht werden, was bisher nur einzeln und damit erhöhtem manuellem Aufwand gemacht werden konnte. SegWit war bei seinem Vortrag kein Thema, das enthielt ja bereits die aktuelle Version 0.13.2.

Es folgte die Q&A-Runde, bei dem unter anderem doch noch das Thema SegWit angesprochen wurde. Jonas wollte sich nicht politisch äussern – SegWit wird ja aktuell von Bitcoin Unlimited blockiert – er meinte aber schon einen Konsens der Bitcoin-Gemeinde in Richtung dieses Softforks erkennen zu können. Ich meldete mich ebenfalls zu Wort und wollte wissen, ob es in Zeiten, in denen sich nahezu alle zwei Jahre die Performance von Rechnern, Speicherplatz und Übertragungsgeschwindigkeit verdoppeln, es nicht doch Sinn machen würde, das Blocklimit von 1 Megabyte zu erhöhen. Auch, dass die Blöcke aktuell voll sind und damit die Transaktionen teuer gemacht haben. Jonas vermied auch hier politische Aussagen, meinte aber, SegWit könne das leisten, die SegWit-Aktivierung würde die effektive Blockhöhe um rund 60% auf umgerechnet 1.6 Megabyte anheben.

Nach einigen weiteren Fragen wurde Jonas mit grossem Applaus bedacht und als nächster Redner Matt Corallo begrüsst zum Thema „Bitcoin: Privacy and Censorship Resistance Beyond the Web.“ Matt (Twittername: @thebluematt, was auf seine Haarfarbe hindeutet) stellte hier verschiedene Aspekte von Bitcoin vor. Zunächst: „Was ist Bitcoin?“. Hier ging er auch auf die gescheiterten Vorgängerversionen von elektronischen Zahlungssystemen ein. Und der Hauptgrund für das Scheitern sieht er im notwendigen Trust, es stand immer eine zentrale Organisation oder Hauptperson dahinter. Bitcoin sei das erste trustlose System, eine dezentralisierte Software, welche sich vor allem darum kümmert mit Hashpower „Double-Spends“ zu verhindern. „Warum Bitcoin“ war der nächste Punkt. Dafür gäbe es verschiedenste Gründe aber vor allem ein Hedge gegen das Fiat Money der Zentralbanken; Global einsetzbar ohne persönliche Zugangsbeschränkungen oder andere Restriktionen. Ein Gegengewicht gegen die Regierungen, welche seit „Post-9/11“ die Zügel deutlich straffer angezogen hätten. Bitcoin ermögliche auch eine gewisse Anonymität, die ansonsten nur noch schwer gegeben sei. Zudem bietet sich Bitcoin als System an, welches auch als Ergänzung zu Zahlungsdienstleistern wie Western Union fungiert, gerade in Staaten, in denen dieser Service nicht zur Verfügung steht. Bitcoin bietet also auch „Banking for the poor unbanked“.

Abschliessend stellte Matt noch klar, dass Bitcoin ein extrem vielseitiges System sei für verschiedenste Anwendungsmöglichkeiten. Die Nutzer hätten es auch in der Hand wieviel Trust sie delegieren möchten (zum Beispiel an Bitcoinbörsen) oder eben nur der Software zu trauen, ohne irgendwelche Gegenparteien. Es folgte die Q&A-Runde und eine Frage beschäftigte sich damit, wie Matt den Bitcoin in der Praxis einsetzen würde. Er ist hier kein Dogmatiker, so berichtete Matt, dass er üblicherweise auf normale Zahlungsmittel wie Bargeld oder Kreditkarten zurückgreifen würde. In China sei es für ihn aber tatsächlich einfacher gewesen mit Bitcoin zu bezahlen; seine Visa-Karte hätte sich für ihn in Peking als weitgehend nutzlos erwiesen. In einer weiteren Frage ging Matt darauf ein, ob es nicht einen gewissen Stillstand geben würde, wenn es keine Einigung zu SegWit oder der Blocksizehöhe geben würde. Auch Matt wollte sich nicht politisch äussern, allerdings meinte er, dass dann eben der Status quo weiter vorherrschen würde und dieser ja soweit funktionieren würde. Wenn die Gebühren hoch blieben, wäre Bitcoin immer noch eine Art digitales Gold, wenn auch als Zahlungssystem zu teuer. Nach weiteren Fragen wurde Matt mit donnerndem Applaus verabschiedet.

Lukas Betschart bedankte sich bei den zwei hervorragenden Rednern und ermunterte die Gäste die Diskussion im nahegelegenen „Kafi Schoffel“ fortzuführen – eine Einladung, die wie immer, nicht auf taube Ohren stiess. Wieder einmal ein sehr gelungenes Meetup der Bitcoin Association Switzerland!

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Marc Bettinger, 1981, ist als Risikoanalyst bei einer Bank in Zürich beschäftigt. Der deutschstämmige Hobbyautor ist verheiratet und hat drei Kinder. Im Jahr 2011 erschien sein Erstlingswerk „Sezession! Baden-Württembergs Weg in die Unabhängigkeit“ in Form einer Novelle. er ist Mitglied der Bitcoin Association Switzerland und des Hayek Club Zürich.

Bild: Lucas Betschart von Bitcoin Meetup Switzerland

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