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So holen wir Fintech in die Schweiz

Summary:
Fintech rollt den internationalen Standortwettbewerb der Finanzplätze neu auf. Martin Hess sagt, wieso die Schweiz dabei sein muss und welche Rahmenbedingungen es zu verbessern gilt.Fintech wird zu einer strukturellen Neuordnung des Bankgeschäfts und Veränderungen bei den internationalen Standortvorteilen führen. Vor diesem Hintergrund muss die Ambition der Schweiz sein, nicht nur Einkäuferin sondern auch Produzentin von Fintech zu sein. Wieso Fintech in der Schweiz? Die zunehmende Fragmentierung der internationalen Finanzmärkte macht die Limiten beim grenzüberschreitenden Transfer von Kapital und Dienstleistungen rigider. Deshalb muss über alle relevanten Kernkompetenzen selbst verfügen, was ein global führender Finanzplatz sein will. Dies trifft für die Innovationsfähigkeit in ganz besonderem Masse zu. Sie ist notwendig, um im wertschöpfungsstarken Segment profitabel zu wirtschaften und so den Wohlstand zu sichern. Die Stärkung der Innovationskraft hilft dem Finanzplatz zudem im grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr. Schliesslich dürften aufgrund der zunehmenden Bedeutung Technologie und Innovation zukünftig in Finanzplatzrankings stärker gewichtet werden. Die Schweiz muss also dranbleiben. La Suisse n’existe pas Die Medien bleiben dran. Fintech ist heute allgegenwärtiges Thema. Auch die Banken sind dran, und viele haben bereits disruptive Massnahmen ergriffen.

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So holen wir Fintech in die Schweiz
Fintech rollt den internationalen Standortwettbewerb der Finanzplätze neu auf. Martin Hess sagt, wieso die Schweiz dabei sein muss und welche Rahmenbedingungen es zu verbessern gilt.

Fintech wird zu einer strukturellen Neuordnung des Bankgeschäfts und Veränderungen bei den internationalen Standortvorteilen führen. Vor diesem Hintergrund muss die Ambition der Schweiz sein, nicht nur Einkäuferin sondern auch Produzentin von Fintech zu sein.

Wieso Fintech in der Schweiz?

Die zunehmende Fragmentierung der internationalen Finanzmärkte macht die Limiten beim grenzüberschreitenden Transfer von Kapital und Dienstleistungen rigider. Deshalb muss über alle relevanten Kernkompetenzen selbst verfügen, was ein global führender Finanzplatz sein will.

Dies trifft für die Innovationsfähigkeit in ganz besonderem Masse zu. Sie ist notwendig, um im wertschöpfungsstarken Segment profitabel zu wirtschaften und so den Wohlstand zu sichern. Die Stärkung der Innovationskraft hilft dem Finanzplatz zudem im grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr. Schliesslich dürften aufgrund der zunehmenden Bedeutung Technologie und Innovation zukünftig in Finanzplatzrankings stärker gewichtet werden. Die Schweiz muss also dranbleiben.

La Suisse n’existe pas

Die Medien bleiben dran. Fintech ist heute allgegenwärtiges Thema. Auch die Banken sind dran, und viele haben bereits disruptive Massnahmen ergriffen. Dennoch gestaltet sich eine Spurensuche über den Stand von Fintech in der Schweiz schwierig. In Untersuchungen von verschiedenen renommierten Beratungsfirmen ist die Schweiz bezüglich Fintech Investitionen weder als gut noch als schlecht aufgeführt. Wie an der Weltausstellung 1992 in Sevilla ist die Schweiz in vielen internationalen Analysen schlicht nicht existent.

Über die Gründe dieser unzutreffenden Feststellung mag spekuliert werden. Ob statistische oder definitorische Probleme, fehlendes Marketing oder tatsächliche Rückstände; es scheint mit zentral für den Standort Schweiz, dass über das Gute das man tut auch gesprochen wird. Noch wichtiger ist aber, dass nun rasch in dem an gleicher Stelle von meinem Kollegen Thomas Sutter dargelegten Vorgehen die Rahmenbedingungen verbessert werden.

Rahmenbedingungen verbessern

Bessere Rahmenbedingungen zu fordern mündet oft in einem Schrei nach regulatorischen Anpassungen. Will die Schweiz nicht ins Hintertreffen geraten, ist es tatsächlich nötig, rasch die gesetzlichen Grundlagen beispielsweise für die Online Identifizierung oder die Gleichstellung von schriftlicher und digitaler Signatur einzuführen. Bei den riesigen Datenmengen muss zudem die Privatsphäre der Kunden so gewährleistet werden, dass Innovationen nicht gesetzlich verhindert werden. Und wenn in Zukunft der Computer einen (Fehl-)Entscheid fällt, muss nicht automatisch eine Sorgfaltspflichtverletzung einer Bank vorliegen.

Infrastruktur, Aufsicht und Innovationsförderung als Erfolgsfaktoren

Rahmenbedingungen gehen aber weiter als Regulierung. Verbesserungen müssen auch bei Infrastruktur, Aufsicht und Innovationsförderung erreicht werden:

  • Im Standortwettbewerb um Fintechfirmen kann nur bestehen, wer bei der Infrastruktur erstklassige Qualität und Sicherheit in Bezug auf Leistungsfähigkeit und Schutz vor Cyberkriminalität garantieren kann. Monopole müssen verhindert werden und die digitalen Plattformen sind im Interesse von Innovationen offen und herstellerneutral auszugestalten.
  • Bei der Aufsicht müssen rasch die Zuständigkeiten klar und abschliessend geregelt werden. Angesichts der Knappheit der Personalressourcen in der Start Up Branche sind der Behördenzugang unbürokratisch und die Informationen namentlich zur Bewilligungspflicht einfach zu halten.
  • Schliesslich können wir vom Ausland lernen, dass jeder Technologie Hub eine effiziente Innovationsförderung im Rücken weiss. Es ist zentral, dass die Schweiz ihre diesbezüglichen Anstrengungen und Erfolge auch im Ausland sichtbar macht und Anknüpfungspunkte als Enabler von Geschäftsaktivitäten macht.

Der Knackpunkt für Erfolg

Die nicht verhandelbaren Schweizer Erfolgsfaktoren Vertrauen und Sicherheit sind im digitalen Bereich besonders zentral für die Kundenbindung. Die Rahmenbedingungen sind nun so zu verbessern, dass die Realisierung von Innovationen in der Schweiz vereinfacht und gefördert wird, ohne Abstriche bei den Kernwerten des Schweizer Finanzplatzes machen zu müssen.

Viel bleibt also zu tun, damit wir die Schweiz auf der Fintech Landkarte finden. "La Suisse n’existe pas" muss der Vergangenheit angehören. Die Kalifornier mit ihrem technologischen Gravitationszentrum in Palo Alto zeigen es vor und haben "Heureka" gleich zum Staatsmotto erkoren.

Bildmaterial: © Classical Numismatic Group, Inc. http://www.cngcoins.com [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY-SA 2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons

Martin Hess
Martin Hess ist seit 2010 Chefökonom und Direktionsmitglied der Schweizerischen Bankiervereinigung und Mitglied der Chief Economist Group des Europäischen Bankenverbands.

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