Der Lohn dafür ist ein Schrei ins Gesicht: Dieser Arbeiter muss einen Schimpansen einfangen, der aus dem Zoo in Sendai ausgebrochen ist. Foto: Kyodo News, AP, Keystone Japan kämpft gegen ein wirtschaftliches Phänomen an, das mancher Wirtschaftsminister in der EU als Luxusproblem bezeichnen würde. Es gibt zu viele Stellen und zu wenige Arbeitskräfte. Die Arbeitslosenrate liegt so tief wie zuletzt vor einem Vierteljahrhundert. Und während in Ländern wie Italien oder Spanien sich manchmal Tausende von Kandidaten um zehn freie Stellen im Gesundheitswesen bewerben, müssen sich Arbeitgeber glücklich schätzen, wenn auf ihre Jobangebote überhaupt eine Antwort eingeht. Das Verhältnis zwischen offenen Stellen und Bewerbern ist landesweit auf 1,59 geklettert. Seit 1974 war dieses Missverhältnis
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Japan kämpft gegen ein wirtschaftliches Phänomen an, das mancher Wirtschaftsminister in der EU als Luxusproblem bezeichnen würde. Es gibt zu viele Stellen und zu wenige Arbeitskräfte. Die Arbeitslosenrate liegt so tief wie zuletzt vor einem Vierteljahrhundert. Und während in Ländern wie Italien oder Spanien sich manchmal Tausende von Kandidaten um zehn freie Stellen im Gesundheitswesen bewerben, müssen sich Arbeitgeber glücklich schätzen, wenn auf ihre Jobangebote überhaupt eine Antwort eingeht. Das Verhältnis zwischen offenen Stellen und Bewerbern ist landesweit auf 1,59 geklettert. Seit 1974 war dieses Missverhältnis nie grösser.
Dass der Arbeitsmarkt ausgetrocknet ist, unterstreicht die wirtschaftliche Erholung in Japan. Das Bruttoinlandprodukt wuchs bis Ende 2017 acht Quartale in Folge, ein Rekord, der in den vorangegangenen zwanzig Jahren nie erreicht wurde. Anfang 2018 nahm es erstmals wieder leicht ab, aber die meisten Konjunkturexperten rechnen damit, dass das Sozialprodukt bereits wieder zunimmt.
Entsprechend beurteilen japanische Unternehmen die Situation: Sie äussern sich positiv dazu, was das Geschäftsumfeld anbelangt, aber negativ über die Beschäftigungssituation. Der Saldo von Firmen, die in der vielbeachteten Tankan-Konjunkturumfrage über zu wenige Arbeitnehmer klagen, gegenüber Betrieben, die einen Überhang an Arbeitskräften rapportieren, ist auf –34 Punkte gesunken.
Japans chronische Arbeitnehmerknappheit hat aber vor allem strukturelle Ursachen: Die Bevölkerung schrumpft und der Altersdurchschnitt in der Bevölkerung steigt. Dem Land bricht die Erwerbsbevölkerung weg.
Wenn Arbeitskräfte fehlen, verringert sich daraufhin das Wachstumspotenzial eines Landes. Branchenvertreter schlagen Alarm, dass sich die Servicequalität bereits in den am meisten betroffenen Sektoren verschlechtere, beispielsweise im Sozialwesen und Gastgewerbe.
Die Regierung hat den Kampf gegen dieses Arbeits-/Wachstumsproblem zur Priorität erklärt. Schon vor Jahren widmete Premierminister Shinzo Abe den «dritten Pfeil» seiner Abenomics der Überwindung von Japans strukturellen Schwächen. Die Produktivität sollte erhöht und der Arbeitsmarkt reformiert werden. Geschehen ist diesbezüglich aber zu wenig.