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Warum der Zollstreit vor allem US-Unternehmen schadet

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Foto Pixabay Bin Yu, Head of China Equities bei Neuberger Berman, ist überzeugt, dass die Risiken des Handelsstreits für US-Firmen ungleich höher sind als für chinesische. In Europa und Nordamerika sorgt die Aussicht auf einen grossen Handelskrieg zwischen den USA und China für immer neue Schlagzeilen. Gerade erst hat Präsident Donald Trump Zölle auf die gesamten chinesischen Güterexporte in die USA angedroht – und damit auf Waren im Wert von 500 Milliarden US-Dollar. Letzte Woche schlug er dann vor, die Zölle auf ausgewählte Importe aus China zu erhöhen. Das beträfe immer noch Güter im Wert von 200 Milliarden US-Dollar. In Peking sieht man die Sache ganz entspannt. In China macht man sich über Zölle keine grossen

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Bin Yu, Head of China Equities bei Neuberger Berman, ist überzeugt, dass die Risiken des Handelsstreits für US-Firmen ungleich höher sind als für chinesische.

In Europa und Nordamerika sorgt die Aussicht auf einen grossen Handelskrieg zwischen den USA und China für immer neue Schlagzeilen. Gerade erst hat Präsident Donald Trump Zölle auf die gesamten chinesischen Güterexporte in die USA angedroht – und damit auf Waren im Wert von 500 Milliarden US-Dollar. Letzte Woche schlug er dann vor, die Zölle auf ausgewählte Importe aus China zu erhöhen. Das beträfe immer noch Güter im Wert von 200 Milliarden US-Dollar.

In Peking sieht man die Sache ganz entspannt. In China macht man sich über Zölle keine grossen Sorgen. "Regierung wie Wirtschaft beginnen darüber zu diskutieren, ob eigene Revanchezölle wirklich sinnvoll wären. Die meisten sind der Meinung, dass beide Seiten bei einem solchen Handelskrieg nur verlieren können – wie es auch im Lehrbuch steht", erklärt Bin Yu, Head of China Equities bei Neuberger Berman. Vielen sei bewusst, dass China und die USA damit ihren eigenen Unternehmen und Verbrauchern schadeten und nicht etwa den Unternehmen und Verbrauchern im anderen Land – und dass unter neuen Zöllen US-Verbraucher und US-Unternehmen wohl am stärksten leiden würden.

Chinesische Unternehmen exportieren nicht viel in die USA

Das klingt zunächst nicht plausibel; schliesslich exportieren die USA jedes Jahr nur für 130 Milliarden US-Dollar Güter nach China. Bedeutet das nicht, wie einige der aggressiveren Berater im Weissen Haus argumentieren, dass China bei einem Handelskrieg viel mehr zu verlieren hat? Yu führt aus: "Dieses Argument ist nicht stichhaltig, denn man kann die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern nicht allein mit der Handelsbilanz beschreiben. Sie sagt sehr wenig darüber aus, wo Umsätze und Gewinne anfallen, insbesondere, wenn die beiden Länder China und die USA sind." Wie viele chinesische Marken kennt ein amerikanischer Durchschnittsverbraucher? Nicht viele, und das aus gutem Grund. Die Güterexporte von China in die USA im Wert von 500 Milliarden US-Dollar sind nicht etwa 10 Millionen Huawei-Mobiltelefone. Nur wenige chinesische Unternehmen – beispielsweise einige Elektrogerätehersteller – erwirtschaften 10 bis 15 Prozent ihrer Gewinne mit amerikanischen Verbrauchern. Die meisten Analysten schätzen, dass die börsennotierten chinesischen Unternehmen kaum 5 Prozent ihrer Umsätze in den USA erzielen. Die Unternehmen, auf die sich chinesische Aktieninvestoren konzentrieren, Alibaba etwa, Tencent oder chinesische Banken, erwirtschaften oft gar keine Umsätze mit amerikanischen Endkunden.

Der Grossteil der Güter im Wert von 500 Milliarden US-Dollar wird von US-Unternehmen hergestellt – für US-Verbraucher, aber in China. Allein Apple importiert jedes Jahr Hardware im Wert von etwa 50 Milliarden US-Dollar aus China in die USA. Ein Grossteil der übrigen Importe sind elektronische Bauelemente und Maschinenteile, die von taiwanesischen, koreanischen oder europäischen Unternehmen für US-Firmen hergestellt werden. Yu meint: "Letztlich bedeutet dies, dass China längst nicht so stark auf die USA angewiesen ist wie US-Unternehmen auf China." 

Chinesische Verbraucher könnten sich gegen US-Marken entscheiden

Jeder, der in China lebt, arbeitet und einkauft, weiss, dass Zölle nicht die einzige Gefahr für US-Firmen sind. US-Firmen haben sehr viel Zeit und Geld investiert, um am chinesischen Konsumgütermarkt starke Marken aufzubauen. Diese strategischen Interessen sind jetzt bedroht, teils aufgrund staatlicher Maßnahmen, aber vor allem wegen der Verbraucherstimmung. Man darf nicht vergessen, dass beispielsweise Apple über ein Viertel seiner Gewinne, 18 Milliarden US-Dollar jährlich, in China erzielt.

Die chinesischen Verbraucher haben bei früheren Handelskonflikten mit ihrem Portemonnaie abgestimmt, ohne dass die Regierung sie dazu erst ermutigen musste. 2012, als der Konflikt zwischen China und Japan um einige kleinere Inseln im Ostchinesischen Meer wieder aufflammte, brachen die Verkäufe japanischer Autos in China (die ohnehin grösstenteils dort produziert wurden) um etwa 50% ein.

Die Beispiele zeigen die Risiken für Firmen wie General Motors und Ford, weil sich chinesische Verbraucher heute statt für einen Buick, Chevrolet oder Focus für einen Volkswagen entscheiden könnten. Auch Unternehmen wie Nike und Starbucks, die 24% bzw. 15% ihrer Gewinne in China erzielen, könnten die Folgen zu spüren bekommen.

Was sind die Risiken für China?

China kann manche US-Produkte leicht ersetzen, beispielsweise landwirtschaftliche Rohstoffe. Die meisten Importe aus den USA im Wert von 130 Milliarden US-Dollar entfallen aber auf Qualitätsprodukte, die sich nicht so leicht ersetzen lassen, beispielsweise Bauelemente für Flugzeuge und Halbleiter. Der Regierung ist bewusst, dass Importzölle auf solche Produkte lediglich chinesischen Unternehmen und Verbrauchern schaden. Dies und die Tatsache, dass die amerikanischen Importzölle keine grossen Folgen für chinesische Unternehmen haben, bestimmt die Diskussion in China über die Wirksamkeit von Vergeltungsmassnahmen.

Längerfristig ist der Aufstieg der chinesischen Wirtschaft zu einem echten Konkurrenten eine strategische Herausforderung für die USA – und das auch dann, wenn Trump nicht mehr Präsident ist. Die chinesischen Unternehmen dürften dann genauso kaufmännisch und pragmatisch denken wie bei den Zolltarifgesprächen in diesem Jahr.


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