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10 Jahre nach der Krise: Eine diskreditierte Wirtschaftspolitik

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Die grössten Volkswirtschaften sind seit der GFC (Great Financial Crisis) von 2008 immer noch durch makroökonomische Instabilität gekennzeichnet. Vor dem Hintergrund der stagnierenden Löhne und der niedrigen Investitionen ist es heute schwer zu erwarten, dass die Wirtschaft in Kürze in Fahrt kommt. Was ist aber zu tun, um das Wachstum zu fördern? Eine Frage, die nicht nur ...

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Die grössten Volkswirtschaften sind seit der GFC (Great Financial Crisis) von 2008 immer noch durch makroökonomische Instabilität gekennzeichnet. 

Vor dem Hintergrund der stagnierenden Löhne und der niedrigen Investitionen ist es heute schwer zu erwarten, dass die Wirtschaft in Kürze in Fahrt kommt. 

Was ist aber zu tun, um das Wachstum zu fördern? Eine Frage, die nicht nur die Politiker interessiert, sondern auch die Volkswirtschaftslehre.

Das Lehrbuch sagt, dass im Allgemeinen eine solide Geldpolitik verfolgt werden muss. Wie aber jeder vernünftig denkende Volkswirt inzwischen beobachtet und eingesehen hat, verliert die Geldpolitik an der Nullzins-Grenze (zero lower bound) an Zugkraft, weil die Wirtschaft in eine Liquiditätsfalle geraten ist. 

Keine Frage: Ein angemessenes Policy-Mix ist unumgänglich. Das heisst, dass das Zusammenspiel von Geld-, Fiskal- und Lohnpolitik notwendig ist. Doch die Politik stemmt sich dagegen: Die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen müsse gewährleistet werden, so der Einwand.

Die Entscheidungsträger blockieren damit den Einsatz der Fiskalpolitik, koste es was es wolle, wobei man mit Fug und Recht sagen, dogmatisch. 

Ist Ökonomie aber keine Wissenschaft? Gibt es keine allgemeinen Theorien und Rezepte, die uns in der gegenwärtigen Situation helfen könnten, um die Wirtschaftspolitik dementsprechend anzupassen?

10 Jahre nach der Krise: Eine diskreditierte Wirtschaftspolitik

Ein niedriges Lohnwachstum trotz niedriger Arbeitslosenquote ist ein Zeichen für sinkende Preissetzungsmacht der Arbeit als Produktionsfaktor, Graph: Bond Vigilantes

Zum ersten Mal haben Zentralbanker wie Mario Draghi und Haruhiko Kuroda die Gewerkschaften aufgefordert, die Lohnforderungen zu erhöhen, wobei Draghi feststellt, dass die Löhne der „Haupttreiber der Inflation“ sind.



Roger E. A. Farmer schreibt vor diesem Hintergrund in seinem Blog, dass die Wissenschaft vom Rationalismus und Religion durch Dogmen unterstützt werden.

Die Wissenschaft wird experimentell herausgefordert. Die Religion wird von Gelehrten kodifiziert und durch ein Priestertum geschützt. Makroökonomie hat Aspekte von beiden, bemerkt Farmer.

Makroökonomen bauen Theorien auf, die durch Gleichungssysteme kodifiziert sind. Wie verwenden diese Gleichungen, um Muster in Wirtschaftsdaten zu erklären, erklärt der an der University of Warwick forschende Wirtschaftsprofessor.

Im Gegensatz zu experimentellen Wissenschaften, z.B. Chemie und Physik, können Makroökonomen nicht einfach experimentieren. Das heisst nicht, dass wir bestehende Theorien nicht in Frage stellen können. Aber es macht es viel schwieriger.

Wie Astronomen, die darauf warten, dass die nächste Supernova explodiert, warten die Makroökonomen auf grosse Rezessionen oder Stagflationen, um eine Theorie von einer anderen unterscheiden zu können.

Makroökonomen können vergangenen Daten relativ gut erklären. Aber wir sind laut Farmer nicht sehr gut darin, neue Ereignisse zu erklären. Und unsere Theorien entwickeln sich ständig weiter.

In diesem Sinne ist die Wirtschaft eine Wissenschaft. Die Art und Weise, wie sich die Modelle entwickeln dürfen, wird von einer Gruppe von Hohepriestern kontrolliert, die die Reinheit der Lehre wahren wollen. In diesem Sinne ist die Wirtschaft eine Religion.

Der religiöse Aspekt ist während normaler Zeiten wichtig, wenn wir nicht kürzlich ein grosses Ereignis erlebt haben. Zu anderen Zeiten, wo wir eine wirtschaftliche Supernova beobachten, wird der Griff der Hohepriester kontraproduktiv. Und es ist eine fruchtbare Zeit, Ideen zu erforschen, die das Priestertum als ketzerisch betrachtet. Jetzt ist eine dieser Zeiten, so Farmer als Fazit.

Das wirkliche Problem ist, dass die Mainstream-Ökonomie zu leicht der Ideologie verfällt, sodass Entscheidungen, die wir einfach treffen können, eingeschränkt werden, wie Dani Rodrik in einem langen, aber lesenswerten Essay in Boston Review („Rescuing economics from neoliberalism“) im Kontext der vorherrschenden neoliberalen Wirtschaftskonzeption erläutert.




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