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Ungleichheit in China nimmt rapide zu

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Die Bestverdienenden haben am meisten vom Wachstum profitiert: Luxuswagen vor Luxus-Wohnhäusern in der Provinz Hainan. Foto: Wang Zhao (AFP) Seit seinem Bestseller «Das Kapital im 21. Jahrhundert» zählt der französische Wirtschaftsprofessor Thomas Piketty zu den bekanntesten Ökonomen. (Er war mehrfach Thema dieses Blogs, zum Beispiel hier und hier.) Piketty lehrt in Paris und widmet seine Forschung der Einkommensungleichheit. Seine These: Immer weniger Menschen profitieren von dem steigenden Wohlstand und dem Wachstum der Wirtschaft. Nachdem seine Forschung sich in den vergangenen fünf Jahren vor allem auf die USA und Europa konzentrierte, hat Piketty nun eine neue Studie veröffentlicht: Sie widmet sich Chinas Aufstieg zu einem der wichtigsten Player der Weltwirtschaft. Abgedeckt wird der Zeitraum von 1978 bis 2015, in dem die Volksrepublik sich von einem planwirtschaftlichen Staat zu einer Marktwirtschaft wandelte. Piketty und seine Co-Autoren Gabriel Zucman von der Universität Berkeley und Li Yang von der Weltbank sprechen allerdings lieber von einer «mixed economy». Denn der öffentliche Sektor besitzt zwar heute einen kleineren Teil des Volksvermögens als früher, aber im Vergleich mit den modernen Industrieländern ist der Anteil immer noch deutlich grösser. Das zeigt die folgende Grafik. Der Staat hält etwa 30 Prozent des Volksvermögens.

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Ungleichheit in China nimmt rapide zu

Die Bestverdienenden haben am meisten vom Wachstum profitiert: Luxuswagen vor Luxus-Wohnhäusern in der Provinz Hainan. Foto: Wang Zhao (AFP)

Seit seinem Bestseller «Das Kapital im 21. Jahrhundert» zählt der französische Wirtschaftsprofessor Thomas Piketty zu den bekanntesten Ökonomen. (Er war mehrfach Thema dieses Blogs, zum Beispiel hier und hier.) Piketty lehrt in Paris und widmet seine Forschung der Einkommensungleichheit. Seine These: Immer weniger Menschen profitieren von dem steigenden Wohlstand und dem Wachstum der Wirtschaft. Nachdem seine Forschung sich in den vergangenen fünf Jahren vor allem auf die USA und Europa konzentrierte, hat Piketty nun eine neue Studie veröffentlicht: Sie widmet sich Chinas Aufstieg zu einem der wichtigsten Player der Weltwirtschaft.

Abgedeckt wird der Zeitraum von 1978 bis 2015, in dem die Volksrepublik sich von einem planwirtschaftlichen Staat zu einer Marktwirtschaft wandelte. Piketty und seine Co-Autoren Gabriel Zucman von der Universität Berkeley und Li Yang von der Weltbank sprechen allerdings lieber von einer «mixed economy». Denn der öffentliche Sektor besitzt zwar heute einen kleineren Teil des Volksvermögens als früher, aber im Vergleich mit den modernen Industrieländern ist der Anteil immer noch deutlich grösser. Das zeigt die folgende Grafik.

Ungleichheit in China nimmt rapide zu

Der Staat hält etwa 30 Prozent des Volksvermögens. China liegt damit heute ungefähr gleichauf mit der Situation, die bis 1980 in vielen westlichen Industrieländern vorherrschte. In Frankreich, Grossbritannien, Skandinavien etc. spielten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs öffentliche Unternehmen in der Wirtschaft eine wichtige Rolle. Gleichzeitig stand dem grossen öffentlichen Sektor nur eine niedrige Staatsverschuldung gegenüber. Politologen sprachen damals von mixed economies.
Die Grafik zeigt auch, wie sich der Staat in allen Industriestaaten seit Ende der Siebzigerjahre zurückgezogen hat. Staatsbetriebe wurden privatisiert, also Aktiven des Staats veräussert. Auf der anderen Seite nahmen die Verbindlichkeiten zu, die öffentliche Hand verschuldete sich immer mehr, vor allem in den vergangenen Jahren seit der Weltfinanzkrise 2008/09. So kommt es, dass das Netto-Staatsvermögen nicht nur nahe null gesunken ist, sondern in einigen Ländern wie in den USA und Grossbritannien inzwischen sogar negativ ausfällt. Die öffentlichen Schulden übersteigen die Aktiven des öffentlichen Sektors.

Sparen, investieren, spekulieren

Ganz anders in China. Das Land wuchs kräftig, und der nationale Wohlstand nahm zu. China baute seinen Netto-Auslandsvermögenstatus seit der Jahrtausendwende markant aus: von 2 Prozent des Nationaleinkommens auf 25 Prozent. Interessant dabei ist allerdings, dass das Reich damit immer noch gegenüber Spitzenreitern unter den Netto-Gläubigerstaaten wie Japan und Deutschland zurückliegt. Sie bringen es auf 78 resp. 35 Prozent. Chinas rasanter Wohlstandsgewinn ist im Gegensatz dazu vorwiegend vom Aufbau inländischen Kapitals getrieben.

Ungleichheit in China nimmt rapide zu

Sehr hohe Sparraten und Investitionsquoten sind eine Erklärung. Aber sie reichen gemäss Piketty nicht als Erklärung aus. Steigende Vermögenspreise spielten eine wichtige Rolle, vor allem die Explosion der Notierungen am Aktienmarkt und der Wohnimmobilienpreise.

Wachsende Ungleichheit

Wer profitierte von dem Wohlstandsgewinn? Chinas Wandel vom Kommunismus zum Kapitalismus ging mit einer wachsenden Einkommensungleichheit einher. Das ist kaum überraschend. Der Anteil des Nationaleinkommens, das in die Taschen der 10 Prozent der Bevölkerung mit den höchsten Einkommen fliesst, nahm von 27 (1978) auf 41 Prozent (2015) zu. Gleichzeitig sank der Anteil der Bevölkerungshälfte mit den niedrigsten Einkommen...

Andreas Neinhaus
Andreas Neinhaus (Jg. 1963) ist seit 1997 als Redaktor bei «Finanz und Wirtschaft» tätig und schreibt über geld- und währungspolitische sowie konjunkturelle Fragen.

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