Der Bundesrat, Economiesuisse und die die Schweizerische Nationalbank haben die Vollgeldinitiative salopp (oder populistisch?) als Hochrisikoexperiment zur Ablehnung empfohlen. In ihrer Überheblichkeit gehen sie davon aus, dass dies auch so geschehen wird. Dazu brauche es nicht einmal einen Gegenvorschlag. Sie haben die Rechnung damit möglicherweise ohne den Schweizer Wirt gemacht. Den meisten Bürgern ist (noch?) nicht bewusst, dass das Geld auf ihrem Lohnkonto bloss eine Forderung gegenüber der Bank darstellt, die nur zu 2.5% (!) gedeckt sein muss. In diesem Sinne gehört das Geld strenggenommen nicht dem Bürger, sondern der Bank. Bei der nächsten Finanzkrise kann es sehr wohl sein, dass diverse Banken (angesichts einer Eigenkapitalquote von teilweise bloss 5%) in Schieflage geraten, die Lohnkonti blockiert werden und die Finma dieselben zur Sanierung der Banken heranzieht. Dann erst wird es den Bürgern (schmerzlich) bewusst, dass das Lohnkonto viel unsicherer ist als die 1000er Note im Safe. Es ist einer freien Marktwirtschaft absolut unwürdig, dass mit jeder Lohnzahlung unmittelbar und zwangsweise ein Kredit an die Bank vergeben werden muss. Ich persönlich möchte die Wahl haben, ob ich einer Bank einen Kredit gebe oder nicht. Die heutige Bundesverfassung bzw.
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Der Bundesrat, Economiesuisse und die die Schweizerische Nationalbank haben die Vollgeldinitiative salopp (oder populistisch?) als Hochrisikoexperiment zur Ablehnung empfohlen. In ihrer Überheblichkeit gehen sie davon aus, dass dies auch so geschehen wird. Dazu brauche es nicht einmal einen Gegenvorschlag. Sie haben die Rechnung damit möglicherweise ohne den Schweizer Wirt gemacht.
Den meisten Bürgern ist (noch?) nicht bewusst, dass das Geld auf ihrem Lohnkonto bloss eine Forderung gegenüber der Bank darstellt, die nur zu 2.5% (!) gedeckt sein muss. In diesem Sinne gehört das Geld strenggenommen nicht dem Bürger, sondern der Bank.
Bei der nächsten Finanzkrise kann es sehr wohl sein, dass diverse Banken (angesichts einer Eigenkapitalquote von teilweise bloss 5%) in Schieflage geraten, die Lohnkonti blockiert werden und die Finma dieselben zur Sanierung der Banken heranzieht. Dann erst wird es den Bürgern (schmerzlich) bewusst, dass das Lohnkonto viel unsicherer ist als die 1000er Note im Safe.
Es ist einer freien Marktwirtschaft absolut unwürdig, dass mit jeder Lohnzahlung unmittelbar und zwangsweise ein Kredit an die Bank vergeben werden muss. Ich persönlich möchte die Wahl haben, ob ich einer Bank einen Kredit gebe oder nicht.
Die heutige Bundesverfassung bzw. die entsprechende Rechtssprechung garantiert mir das nicht, obschon sie bzw. das Volk (1891) das Geldschaffungsmonopol ganz klar dem Bund übertragen hat. Mit ihrem Giralgeld, das zwar nicht gedruckt aber immerhin gebucht wird, haben die Banken unsere Bundesverfassung ausgehebelt (wie sie es mit den Retrozessionen übrigens auch mit dem Obligationenrecht getan haben und teilweise immer noch tun!), ohne dass sich je ein Politiker oder die Finma für uns Bürger zur verfassungsmässigen Wehr gesetzt hätte.
Die Vollgeldinitiative gibt mir endlich das längst überfällige, verfassungsmässige Recht, über meine Kredite selbst zu entscheiden. Bei einem JA zur Initiative ist das Geld auf dem Lohnkonto so sicher wie die 1000’er Note im Safe! Wenn ich einer Bank einen Kredit geben möchte, kann ich einen Teil der Kontokorrentgelder auf ein Sparbüchlein verschieben, eine Kassenobligation zeichnen oder eine Bankenobligation kaufen. Es ist mein Entscheid, ob die Bank einen Kredit erhält oder nicht – und kein Kreditzwang wie im heutigen, abartigen System.
Die Vollgeldinitiative lässt sich im Übrigen problemlos über Nacht einführen, indem die Sichtgelder der Kunden aus den Bankbilanzen entfernt und durch Darlehen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) an die Banken ersetzt werden. Für die Banken sind solche Darlehen viel stabiler als die Sichtgelder der Kunden, die dieselben jederzeit zu einer anderen Bank transferieren können. Für die Kunden sind die Sichtgelder noch viel sicherer, weil sie ausserhalb der Bankbilanzen geführt (wie die Wertschriften auch) und letztlich durch die SNB garantiert werden.
Ob die Bilanz der SNB sicherer wird oder nicht, hängt nicht zuletzt davon ab, wie gut die SNB und die Finma die Banken bei deren Kredittätigkeit in der Vergangenheit überwacht haben.
Die SNB kann die Darlehen an die Banken auf unbestimmte Zeit bestehen lassen, ausdehnen oder zurückführen – die Vollgeldinitiative lässt dies offen, denn sie fordert nur, dass die Darlehen zeitlich befristet sein müssen. Selbst diese Fristen spezifiziert sie nicht, und sie verbietet insbesondere auch keine Erneuerung der Darlehen.
Bei der Annahme der Vollgeldinitiative hätte die SNB infolgedessen die Möglichkeit, das heutige Geldsystem in die Zukunft zu retten, mit dem einzigen Unterschied, dass sie unsere Sichtgelder durch SNB-Buchgeld ersetzen müsste („100% Geld“; welches interessanterweise auch durch Professor Hans Geiger zumindest implizit gefordert wird und er sich diesbezüglich in ausgezeichneter Gesellschaft mit dem höchst liberalen Milton Friedman befindet).
Zusätzlich erhielte die SNB das Recht (aber nicht die Pflicht), sogenanntes Helikoptergeld zu emittieren, indem sie neues Buchgeld direkt dem Staat oder den Bürgern zur Verfügung stellen könnte (eigentliches Vollgeld).
Unsere Guthaben auf unseren Lohnkonti stellen nicht nur wirtschaftlich, sondern auch rechtlich blosse Forderungen gegenüber der Bank dar. Ein Ja zur Initiative wäre ein rationaler Akt des Bürgers zum Schutze seines Eigentums. Populistisch oder demagogisch ist es, wenn man uns weismachen will, dass unser Geld auch im heutigen System so sicher sei, dass wir uns – wie in der Vergangenheit auch – in der falschen Meinung wiegen, es gehöre uns.
Mit ihrem Hauptargument eines hochgefährlichen Risikoexperiments betreiben die Initiativgegner reine Angstmacherei. Sie könnte sich (hoffentlich) dann zu einem Rohrkrepierer entwickeln, wenn die Bürger realisieren, dass sie sich mit ihrem hart verdienten Geld im heutigen Geldsystem noch viel grösseren Risiken (der vielfach äusserst spekulativen Banken) aussetzen.
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