Die guten alten gelben Taxis von New York werden bedrängt. Die Konkurrenten sind schwarze Autos. Sie nutzen die Möglichkeiten der digitalen Revolution. Noch findet man sie an jeder Strassenecke, die gelben Taxis. Doch überleben sie die digitale Revolution? Bild: Oliver Braunschweig Was wäre Manhattan ohne die gelben Taxis? Man braucht nur an den Strassenrand zu stehen, die Hand zu heben und innert kürzester Zeit hält ein Taxi – los geht‘s. Doch so einfach und praktisch das System auch ist, diese gelben Dienstleister sehen sich immer grösserer Konkurrenz ausgeliefert. Auch in der Schweiz haben Firmen wie «Uber» ihr Debüt schon gefeiert. Hier gehören mehrere solche Firmen zum Alltag, etwa «Lyft» und «Gett». Sie alle kämpfen um Marktanteile im Taximarkt. Nur sind die Autos dieser Firmen nicht gelb, sie sind schwarz. Diese Anbieter nutzen neue Optimierungsmöglichkeiten der digitalen Revolution. Anstatt lange herumzufahren und nach in die Höhe gestreckten Händen Ausschau zu halten, erfahren die Taxifahrer übers Handy, dass zwei Blöcke weiter jemand von der 4th zur 32nd Street möchte. Sie nehmen den Auftrag auf dem Handy an und sind sich so der Fahrt und der Bezahlung sicher. Als Kunde bin ich dadurch in der angenehmen Situation, dass mein Taxi in etwa 3 Minuten dort anhält, wo ich mich gerade befinde.
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Die guten alten gelben Taxis von New York werden bedrängt. Die Konkurrenten sind schwarze Autos. Sie nutzen die Möglichkeiten der digitalen Revolution.
Was wäre Manhattan ohne die gelben Taxis? Man braucht nur an den Strassenrand zu stehen, die Hand zu heben und innert kürzester Zeit hält ein Taxi – los geht‘s. Doch so einfach und praktisch das System auch ist, diese gelben Dienstleister sehen sich immer grösserer Konkurrenz ausgeliefert. Auch in der Schweiz haben Firmen wie «Uber» ihr Debüt schon gefeiert. Hier gehören mehrere solche Firmen zum Alltag, etwa «Lyft» und «Gett». Sie alle kämpfen um Marktanteile im Taximarkt. Nur sind die Autos dieser Firmen nicht gelb, sie sind schwarz.
Diese Anbieter nutzen neue Optimierungsmöglichkeiten der digitalen Revolution. Anstatt lange herumzufahren und nach in die Höhe gestreckten Händen Ausschau zu halten, erfahren die Taxifahrer übers Handy, dass zwei Blöcke weiter jemand von der 4th zur 32nd Street möchte. Sie nehmen den Auftrag auf dem Handy an und sind sich so der Fahrt und der Bezahlung sicher.
Als Kunde bin ich dadurch in der angenehmen Situation, dass mein Taxi in etwa 3 Minuten dort anhält, wo ich mich gerade befinde. Und auch der Preis der Fahrt steht von Anfang an fest, egal wie lange die Fahrt tatsächlich dauern wird. Ein gewisser Prozentsatz dieses Preises geht an die Firma (meist zwischen 10 und 20 Prozent), den Rest erhält der Fahrer.
Bei einigen Anbietern bezahle ich weniger, wenn der Taxifahrer dafür weitere Personen aufnehmen kann. Dies kann die Fahrt leicht verlängern, etwa wenn dafür ein kleiner Umweg in Kauf genommen werden muss. Doch ergeben sich so auch immer wieder interessante Gespräche. Ich nutze diese Option gerne, als Student bin ich darauf angewiesen, nicht zu viel Geld auszugeben. Und das ist nicht ganz einfach in New York.
Ein umkämpfter Markt
Mir hilft aber, dass alle digitalen Taxi-Firmen darauf angewiesen sind, dass ihre App auch tatsächlich benutzt wird. Eine App herunterzuladen, einzurichten und zu nutzen ist komplizierter als das einfache «Hand-in-die-Höh-am-Strassenrand» für die gelben Taxis. Die Anbieter der App-Taxis müssen sich also aktiv in den digitalen Markt und auf die Handys der Individuen drängen, um Fahrten vermitteln zu können.
Davon profitiere ich als Kunde: Für meine letzten paar Taxifahrten habe ich nichts bezahlt. Denn gebe ich die App an eine Person weiter, erhalten wir beide Fahrguthaben. So versuchen diese Firmen, die erste Nutzung ihrer App und die Weitergabe an Freunde und Bekannte schmackhaft zu machen. Jede App macht das. Wenn ich also auf einer App keine Gratisfahrten mehr habe, benutze ich eine andere. Solange die Taxi-Startups eine höhere Marktsättigung erreichen wollen, ist dies eine Win-Win-Situation, für die Firmen, meine Freunde und für mich.
Fahrer und Passagier – beide sind Kunden der App
Neulich sitze ich also in einem solchen Taxi. Wie immer spreche ich mit dem Fahrer über dieses und jenes, möchte etwas über sein Leben erfahren. Ich bin in Eile, um noch rechtzeitig einen Zug ab Penn Station in Richtung Long Island zu erwischen. Der Taxifahrer chauffiert mich entsprechend rasant und dennoch angenehm ruhig durch den dichten Manhattaner Innenstadtverkehr. Vor sich installiert hat er zwei Handys. Auf einem der beiden ist er als Fahrer für die App eingeloggt, über die ich das Taxi bestellt habe. Auf dem anderen benutzt er eine Navigations-App, die ihm die schnellste Route zur Penn Station anzeigt.
Es stellt sich heraus, dass das Auto ihm gehört. Er kann sich auf der App als Fahrer einloggen und wieder ausloggen, wann immer er möchte. Er ist gewissermassen selbständig. Ich frage ihn, ob er denn auch für zwei Firmen gleichzeitig arbeiten könne. Dies bejaht er prompt. Er fügt hinzu, dass viele Fahrer für mehrere dieser digitalen Firmen arbeiten. Wenn die eine App etwa gerade keine neuen Anfragen in ihrer Nähe anzeige, schauten sie eben auf anderen Apps nach. Das erinnert mich an mein eigenes Nutzerverhalten als Passagier. Wir sind in gewissem Sinn beide Kunden der gleichen App – oder eben mehrerer Apps.
Aktives Angebot- und Nachfrage-Management
Er beginne oft schon um 5 Uhr oder früher mit Fahren und sei gegen 14 Uhr bereits fertig mit seinem Arbeitstag. Dann logge er sich aus und fahre im selben Auto – aber als privater Autofahrer – nach Hause. Daher werden Fahrer aktiv gesucht, wie ich lerne. Aus Sicht der Firmen geht es darum, die Fahrerdichte zu allen Zeiten mit der Nachfragehttps://www.iconomix.ch/de/service/glossar/details/detail/default/nachfrage/ abzugleichen. Dies versuchen sie dadurch zu erreichen, dass genügend Fahrer ihre App benutzen: Während ich für die Weitergabe der App an einen weiteren Passagier ein Guthaben von knapp 20 $ erhalte, erhalten Fahrer für das Akquirieren eines weiteren Fahrers etwa 200 $. Und auch der neue Fahrer erhält dies.
Die Fahrerdichte muss während des ganzen Tages so sein, dass die Wartezeit der Passagiere tief liegt. Mein Fahrer erzählt mir, dass gewisse Firmen daher den Lohn der Fahrer an die Tageszeiten anpassen. Nachttarife sind höher und manche Firmen bezahlen zudem während den Stosszeiten mehr. Jede dieser Firmen muss also eine Balance finden zwischen den Preisen und den Löhnen, aber auch zwischen der Menge an Fahrern und Passagieren. Denn sowohl die Fahrer wie auch die Passagiere wollen nicht lange warten. Je grösser die Anzahl Nutzer auf beiden Seiten der App (Fahrer und Passagiere), desto besser funktioniert das System.
Rechtzeitig kommen wir an der Penn Station an und ich verabschiede mich. Ich weiss, dass ich nun von der App gefragt werde, wie die Fahrt war. Meine Bewertung ist öffentlich. Und auch der Fahrer kann mich bewerten. Gute Bewertungen haben mir auch schon ein paar weitere Fahrvergünstigungen eingebracht. Nicht nur die Wartezeit möchten die Firmen optimieren, sondern auch das Fahrerlebnis. Bis jetzt hatte ich immer angenehme Gespräche.
Der digitale Taxi-Markt steckt noch in den Kinderschuhen. Die Situation hier in New York lässt jedoch ein wenig erahnen, in welche Richtung sich der Taximarkt auch in der Schweiz entwickeln wird. Gespannt bin ich, wie die gelben Taxis reagieren werden: Wird man bald nicht mehr wahrgenommen, wenn man am Strassenrand die Hand in die Höhe streckt?
Oliver Braunschweig, Masterstudent der Ökonomie an der New School in New York, USA, ehemaliger Volontär bei der NZZ.
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