Photo: Jakub Halun from Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0) Notenbanken sind Planungsbehörden, die oft daneben liegen. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sagte noch im September 2021: „Rechnet man also die Basiseffekte der Pandemie heraus, ist die Inflation momentan weiterhin eher zu niedrig als zu hoch.“ Im April stieg die Inflationsrate im Euro-Raum gegenüber dem Vorjahr um 7,5 Prozent. Aus dem flotten Schritt der Geldentwertung im Herbst, ist inzwischen ein veritabler Trab geworden, der nicht mehr weit weg ist von einem Galopp. Unser Kuratoriumsvorsitzender bei Prometheus, Thomas Mayer, hat diese Entwicklung seit vielen Jahren prognostiziert. Jetzt hat er ein Buch vorgelegt, das aktueller nicht sein kann: „Das Inflationsgespenst – Eine Weltgeschichte von Geld und Wert“. Mayer, der
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Notenbanken sind Planungsbehörden, die oft daneben liegen. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sagte noch im September 2021: „Rechnet man also die Basiseffekte der Pandemie heraus, ist die Inflation momentan weiterhin eher zu niedrig als zu hoch.“ Im April stieg die Inflationsrate im Euro-Raum gegenüber dem Vorjahr um 7,5 Prozent. Aus dem flotten Schritt der Geldentwertung im Herbst, ist inzwischen ein veritabler Trab geworden, der nicht mehr weit weg ist von einem Galopp.
Unser Kuratoriumsvorsitzender bei Prometheus, Thomas Mayer, hat diese Entwicklung seit vielen Jahren prognostiziert. Jetzt hat er ein Buch vorgelegt, das aktueller nicht sein kann: „Das Inflationsgespenst – Eine Weltgeschichte von Geld und Wert“. Mayer, der in seinem langen Berufsleben Stationen beim Internationalen Währungsfonds, bei Goldman Sachs und der Deutschen Bank hatte, ist seit 2014 Gründungsdirektor der Kölner Denkfabrik Flossbach von Storch Research Institute. Er weiß also, wovon er spricht. Es ist auch nicht sein erstes Buch zu diesem Thema, aber sicher sein wichtigstes.
Die Geschichte des Geldes ist eine Geschichte von Lug und Trug. Immer wieder haben die Herrschenden ihr Monopol über das Geld missbraucht. Schon zu Beginn des Buches zitiert Mayer Goethes Faust II, in dem Kanzler, Kaiser und Schatzmeister über die Zerrüttung des damaligen Papiergeldsystems philosophieren. Der reale Hintergrund dieser Szene ist der Niedergang der österreichischen Staatsfinanzen nach den napoleonischen Kriegen. Der Umlauf des Papiergeldes hatte sich zwischen 1789 und 1811 um sage und schreibe 1.000 Prozent erhöht.
Mayer ist ein Kenner der Österreichischen Schule der Volkswirtschaftslehre, deren bekannteste Köpfe Carl Menger, Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek waren. Doch Thomas Mayer denkt auch über den Tellerrand hinaus. Er ist nicht dogmatisch unterwegs, wenn er über die Überwindung der Überschuldungskrise von Staaten und Banken nachdenkt. Unser aktuelles Kreditgeldsystem hat nun mal fundamentale Schwächen, die auch seit langem bekannt sind. Deshalb sympathisiert Mayer auch mit der Vollgeldbewegung, die insbesondere im deutschsprachigen Raum Anhänger hat. Dahinter steht der Gedanke, Banken die Möglichkeit zu nehmen, neues Geld durch Kreditvergabe zu schöpfen. Darauf beruht letztlich unser weltweites Geldsystem. Bereits 1933 haben Ökonomen in den USA den so genannten Chicago Plan entwickelt. Dieser sah vor, dass alles Bankgeld zu 100 Prozent durch Zentralbankreserven gedeckt sein muss. Die Hoheit über die Geldschöpfung sollte damit von den Banken auf die Zentralbanken übergehen. Letztere sollte eine direkten, und nicht mehr nur einen indirekten Einfluss auf die Geldmenge haben.
Die massive Geldmengenausweitung, die wir auch im Euroraum seit vielen Jahren erleben, überträgt sich wie süßes Gift auf Staat und Gesellschaft. Sie ist entscheidend dafür verantwortlich, dass sich Vermögenspreise seit vielen Jahren nach oben entwickeln und die realen Einkommen von Arbeitnehmern stagnieren. Das neue geschaffene Geld verteilt sich eben nicht gleichmäßig und gleichzeitig über den Währungsraum, sondern sukzessive. Einige profitieren früher, andere gar nicht. Diejenigen, die zuerst das Geld schöpfen oder erhalten (Banken und der Staat) sind die Nutznießer, diejenigen die die Geldentwertung am Ende durch höhere Konsumgüterpreise ausbaden müssen, zahlen die Zeche. Die Entwicklung führt systematisch zu einer Umverteilung von unten nach oben.
Mayer ist nicht so naiv, dass er glaubt, ein Vollgeldsystem würde den Staat nicht noch mächtiger machen. Ganz im Gegenteil. Für ihn ist der Übergang zu einem Vollgeldsystsem ein einmaliger Vorgang, um das Überschuldungsproblem zu beseitigen. Hier ist vielleicht die einzige Schwäche des Vorschlags. Politiker neigen dazu, diese Maßnahmen dann nicht nur einmal zu nutzen. Mayer hingegen will anschließend das Geldsystem in die Freiheit entlassen. Er ist ein Freund des Geldwettbewerbes. Dazu zählt er Bitcoin und andere digitale Privatwährungen. Damit könnte ein evolutorischer Übergang zu einem marktwirtschaftlichen Geldsystem eingeleitet werden. Dieser Prozess findet derzeit weltweit statt. Friedrich August von Hayek hat den Vorschlag einer marktwirtschaftlichen Geldordnung einmal so beschrieben: „Was hier vorgeschlagen wird, scheint mir der einzige erkennbare Weg, die marktwirtschaftliche Ordnung zu vervollständigen; es befreit sie von ihrer größten Schwäche, die auch der Grund der hauptsächlich gegen sie erhobenen Vorwürfe ist.“