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Was kommt zuerst: Handel oder Entwicklung?

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Das Exportgeschäft generiert immer weniger Arbeitsplätze: Textilfabrik in Bangladesh. (Foto: Getty Images) Entwicklungsländer profitieren immer weniger von der Einbindung im Welthandel. Zu dieser Einschätzung gelangt Harvard-Professor Dani Rodrik in seiner neuesten wissenschaftlichen Arbeit, in der er sich mit globalen Wertschöpfungsketten befasst. Global Value Chains (GVC) sind Lieferketten, bei denen verschiedene Produktionsstufen strategisch über die Welt verteilt werden. Sie prägen inzwischen den internationalen Handel. GVC sorgen dafür, dass Unternehmen in den entlegensten Ländern am Weltmarkt partizipieren und neue Technologien vielerorts Anwendung finden. Rodrik weist allerdings nach, dass dieser Technologietransfer für die Entwicklungsländer kaum Produktivitätsfortschritte mit

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Was kommt zuerst: Handel oder Entwicklung?

Das Exportgeschäft generiert immer weniger Arbeitsplätze: Textilfabrik in Bangladesh. (Foto: Getty Images)

Entwicklungsländer profitieren immer weniger von der Einbindung im Welthandel. Zu dieser Einschätzung gelangt Harvard-Professor Dani Rodrik in seiner neuesten wissenschaftlichen Arbeit, in der er sich mit globalen Wertschöpfungsketten befasst.

Global Value Chains (GVC) sind Lieferketten, bei denen verschiedene Produktionsstufen strategisch über die Welt verteilt werden. Sie prägen inzwischen den internationalen Handel. GVC sorgen dafür, dass Unternehmen in den entlegensten Ländern am Weltmarkt partizipieren und neue Technologien vielerorts Anwendung finden.

Rodrik weist allerdings nach, dass dieser Technologietransfer für die Entwicklungsländer kaum Produktivitätsfortschritte mit sich bringt.

Wachstum ohne Handel

So tragen in Afrika Exporte nur unterdurchschnittlich zum Wertschöpfungswachstum bei. Länder wie Äthiopien erzielten in den Jahren 1995 bis 2013 zwar beträchtliche Wachstumsraten, allerdings nur weil die inländische Nachfrage zunahm: dank Geldüberweisungen von Arbeitern aus dem Ausland oder weil in der Landwirtschaft der Einsatz von Dünger gefördert und die Bewässerung verbessert wurde. Die Produktivität in der Industrie und im Dienstleistungssektor hinkte dagegen der Entwicklung hinterher. Selbst wenn mehr lokale Unternehmen am globalen Produktionsprozess teilnahmen, breiteten sich kaum positive Effekte auf die Gesamtwirtschaft aus.

Die Weltbank kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Ab 2001 werden für jede Million Dollar, die Entwicklungsländer im Export verdienen, weniger Arbeitsplätze geschaffen. Ökonomen sprechen davon, dass die «Jobintensität» sinkt. «It appears that exports are creating fewer and fewer jobs, and GVCs are certainly not helping», stellt Rodrik fest.

Neue Technologien ändern die Regeln

Selbst wenn Entwicklungsländer in der globalen Wertschöpfungskette partizipieren, schöpfen sie dort das eigene Arbeitskräfteangebot nicht mehr aus. Damit verlieren sie einen ihrer wichtigsten komparativen Vorteile, argumentiert Rodrik. Will ein Anbieter Produktionskosten einsparen, kann er entweder mehr maschinell fertigen lassen, oder er setzt mehr gering qualifizierte – also günstigere – Arbeitskräfte ein. Zum Beispiel lagert er den Verpackungsprozess in Entwicklungsländer aus, wo Arbeit billig ist. Entwicklungsländer profitierten bis in die 1990er-Jahre...

Andreas Neinhaus
Andreas Neinhaus (Jg. 1963) ist seit 1997 als Redaktor bei «Finanz und Wirtschaft» tätig und schreibt über geld- und währungspolitische sowie konjunkturelle Fragen.

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