Bild: Pixabay Die Abgeordneten des britischen Parlaments haben den mit Brüssel ausgehandelten Austrittsvertrag mit 432 zu 230 Stimmen abgelehnt. Es ist alles andere als klar, wie es mit dem Brexit weitergeht. Das hat auch Auswirkungen auf die Märkte. Noch nie in der Geschichte hat eine britische Regierung eine so klare Niederlage im Parlament eingefahren. Premierministerin Theresa May nimmt die haushohe Ablehnung ihres Brexit-Deals indes nicht zum Anlass, zurückzutreten. Wie es nun mit dem Brexit weitergeht, ist alles andere als klar. "So erwartet eindeutig Theresa Mays Niederlage gestern im Parlament war, so offen und vieldeutig bleibt der weitere Brexit-Prozess", sagt Stefan Kreuzkamp, Chief Investment Officer
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Die Abgeordneten des britischen Parlaments haben den mit Brüssel ausgehandelten Austrittsvertrag mit 432 zu 230 Stimmen abgelehnt. Es ist alles andere als klar, wie es mit dem Brexit weitergeht. Das hat auch Auswirkungen auf die Märkte.
Noch nie in der Geschichte hat eine britische Regierung eine so klare Niederlage im Parlament eingefahren. Premierministerin Theresa May nimmt die haushohe Ablehnung ihres Brexit-Deals indes nicht zum Anlass, zurückzutreten. Wie es nun mit dem Brexit weitergeht, ist alles andere als klar. "So erwartet eindeutig Theresa Mays Niederlage gestern im Parlament war, so offen und vieldeutig bleibt der weitere Brexit-Prozess", sagt Stefan Kreuzkamp, Chief Investment Officer (CIO) der DWS, zur aktuellen Brexit-Lage. Die gestrige Abstimmung habe keinen wirklichen Fortschritt gebracht. Welchen neuen Wurf Theresa May nach überstandenem Misstrauensvotum dem Parlament am Montag genau präsentieren möchte, sei ein Rätsel. Ohnehin werde auch dies wieder nur eine weitere Etappe zu einer weiteren Entscheidung darstellen.
"Es bleibt in unseren Augen damit weiterhin alles möglich. Insbesondere auch Neuwahlen, eine Verlängerung der Frist für Artikel 50 oder auch ein zweites Referendum. Wir hoffen zwar zusammen mit der Mehrheit des Marktes weiterhin auf einen geregelten Ausstieg Grossbritanniens aus der EU. Doch welcher Weg dorthin führt, bleibt offen und ist in jedem Fall mit weiteren Hürden versehen", so Kreuzkamp.
EU hält am Austrittabkommen fest
EU-Präsident Jean-Claude Junker erklärte, man nehme das Resultat zur Kenntnis, halte aber am Austrittsabkommen fest und treibe dessen Ratifizierung voran. Die EU sehe den vorliegenden Deal als bestmöglichen und einzigen Weg, um einen geordneten Brexit zu sichern. Der EU-Kommissionspräsident rief Grossbritannien dazu auf, so rasch als möglich seine Position zu klären, denn die Zeit dränge.
Stephanie Kelly, Political Economist bei Aberdeen Standard Investments stellt ebenfalls fest, dass die gestrige Abstimmung im Parlament überhaupt keine Klarheit über den Brexit gebracht habe. Aber die Deutlichkeit der Niederlage von Theresa May und das Misstrauensvotum wirke sich kurzfristig auf die Märkte aus. Einerseits könnte das Misstrauensvotum die oppositionelle Labour-Partei zu einer gemässigteren Brexit-Position bewegen, was das Pfund stärken könnte. Andererseits fürchteten die Investoren auch die kontroverse Politik der Labour-Partei. Kelly erwartet, dass das Pfund volatil bleibt, bis das Resultat des Misstrauensvotums bekannt ist. Die Märkte würden in den kommenden Tagen unruhig sein, aber man sollte sich gleichzeitig daran erinnern, dass nichts Fundamentales sich geändert hat. Das Klügste für Investoren sei es, kurzfristig nichts zu machen.
In den vergangenen Tagen vor der Abstimmung war das Pfund gegenüber dem US-Dollar und dem Euro bereits stärker geworden, gleichzeitig hat der britische Aktienmarkt zugelegt. Die Unsicherheit über den Brexit könne jetzt aber wie eine "Handbremse" für die britische Ökonomie und den Aktienmarkt wirken, meint Richard Buxton, Head of UK Equities bei Merian Global Investors. Buxton erwartet zudem, dass bei einem Brexit-Deal die Bank of England die Zinsen in diesem Jahr dreimal erhöhen würde. Wenn Grossbritannien die EU hingegen ohne Deal verlässt, würde die Bank of England die ohnehin schon tiefen Zinsen weiter senken. Die Wiederaufnahme der quantitativen Lockerung der Geldpolitik wäre dann in Buxtons Augen eine weitere Möglichkeit zur Stabilisierung für die Notenbank.