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Wir können heute mit Fug und Recht festhalten, dass die von Christopher A. Sims beim Treffen der Zentralbanker in Jackson Hole präsentierte Vorstellung über die Rolle der Fiskalpolitik (fiscal dominance) in der anhaltenden Stagnation der Wirtschaft in den industrialisierten Regionen der Welt ein starkes Echo in der Blogosphäre unter Ökonomen gefunden hat.
Der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor schreibt, dass fiskalpolitische Expansion die unwirksame Geldpolitik an der Nullzins-Grenze (zero lower bound) ersetzen kann.
Aber expansive Fiskalpolitik sei nicht dieselbe wie Defizitfinanzierung: Denn es erfordere ein Defizit mit einem bestimmten Ziel, nämlich, Inflation zu erzeugen. M.a.W. müssen Defizite laut Sims durch zukünftige Inflation finanziert werden, nicht durch zukünftige Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen.
Sims scheint also sagen zu wollen, dass expansive Fiskalpolitik (fiscal expansion) nur dann funktioniert, wenn sie zu einem Anstieg der erwarteten Inflation führt. Das heisst aber zugleich, dass die Aussage so interpretiert werden kann, wie wenn Sims Gültigkeit von Ricardian equivalence begrüssen würde.
Das ist aber eine Fehleinschätzung, wendet Paul Krugman in seinem Blog ein.
Aus zwei Gründen:
Negative Leitzinsen in Europa, Graph: FT
(1) Selbst wenn die Ricardian equivalenceGültigkeit hätte (was Krugman nicht glaubt), wird ein vorübergehender Anstieg der Staatsausgaben (für Güter und Dienstleistungen) durch Erwartungen von erhöhten Steuern in Zukunft nicht ausgeglichen.
(2) Ein durch Inflation finanziertes Haushaltsdefizit stellt genauso viel Belastung für die privaten Haushalte dar wie ein durch Steuererhöhungen finanziertes Haushaltsdefizit, weil Inflation für die Geldbesitzer schliesslich eine „Art Steuer“ bedeutet.
Deshalb setzt Krugman ein grosses Fragezeichen hinter das von Sims angewandte Wirtschaftsmodell. Es sei denn, er (Krugman) verstehe Sims Ausführungen nicht ganz.
Damit es keine Missverständnisse gibt: Krugman ist für eine expansive Fiskalpolitik, unter welchem Vorwand es auch sein mag. Obwohl der am Graduierten Zentrum der City University of New York (CUNY) forschende Wirtschaftsprofessor kein Anhänger von Helicopter Money ist, sagt er, dass die Argumente dafür nicht gern in Frage stellen will.
Aber wie es aussieht, bewegt sich Sims in Richtung Helicopter Money (HM). Schliesslich warnen die Befürworter von HM vor so etwas wie Ricardianischer Äquivalenz, die expansive Fiskalpolitik untergraben würde, falls das Haushaltsdefizit nicht durch Geld finanziert würde (money-financed).
Auch Brad DeLong befasst sich in seinem Blog mit Sims Gedanken in Sachen Fiskalpolitik (fiscal dominance) und kommt zum Schluss, dass das dahinter steckende Modell auch aus seiner Sicht nicht klar sei.