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Die Zinswende ist da! Aber in die falsche Richtung…

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Photo: Todd Diemer from Unsplash (CC 0) Von Matthias Weik und Marc Friedrich, Autoren von “Der Crash ist die Lösung” und „Kapitalfehler Wie unser Wohlstand vernichtet wird und warum wir ein neues Wirtschaftsdenken brauchen“. Fortsetzungen sind meist nicht so gut wie das Original, aber bei Mario Draghis „Whatever it takes“ war der erste Teil schon verheerend. Nun hat er es wiederholt verlauten lassen und das Mantra der Märkte wiedergegeben: Die Bilanz der EZB ist auf Rekordniveau, und er will die Geldschleusen weiter öffnen, Anleihen aufkaufen und die Zinsen senken. Moment mal, wir sind doch schon bei 0% – wo soll das hin-gesenkt werden? In den Negativbereich! Was ist der Auslöser? Es sind miese Konjunkturaussichten, eine zu schwache Inflation sowie die drohende Rezession am Horizont, die

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Photo: Todd Diemer from Unsplash (CC 0)

Von Matthias Weik und Marc Friedrich, Autoren von “Der Crash ist die Lösung” und „Kapitalfehler Wie unser Wohlstand vernichtet wird und warum wir ein neues Wirtschaftsdenken brauchen“.

Fortsetzungen sind meist nicht so gut wie das Original, aber bei Mario Draghis „Whatever it takes“ war der erste Teil schon verheerend. Nun hat er es wiederholt verlauten lassen und das Mantra der Märkte wiedergegeben: Die Bilanz der EZB ist auf Rekordniveau, und er will die Geldschleusen weiter öffnen, Anleihen aufkaufen und die Zinsen senken. Moment mal, wir sind doch schon bei 0% – wo soll das hin-gesenkt werden? In den Negativbereich! Was ist der Auslöser? Es sind miese Konjunkturaussichten, eine zu schwache Inflation sowie die drohende Rezession am Horizont, die für Panik unter den Währungshütern sorgen. Denn auch die US- Notenbank FED signalisiert Zinssenkungen. Andere Notenbanken sind schon aktiv geworden: In Australien sind wir auf einem Rekordtief. Indonesien, Indien, Malaysia, Philippinen, Neuseeland und China sahen sich ebenfalls genötigt, die Zinsen stärker zu senken als während der Finanzkrise 2008!

EZB-Chef Draghi droht mit einer Ausweitung seiner verheerenden Notenbankpolitik und bringt damit nicht nur US-Präsident Donald Trump zum Glühen. Kurzum jetzt kommt der Währungskrieg. Die Zinsen werden weiter sinken, es wird noch mehr Geld gedruckt und es werden noch mehr Anleihen von faktisch bankrotten Staaten und Unternehmen gekauft. Sollte sich der Ausblick nicht verbessern und die Inflation im Euroraum nicht anziehen, werde laut EZB-Boss Draghi eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik erforderlich sein.

Warum soll sich der Wirtschaftsausblick verbessern? Alle Anzeichen stehen auf Rezession, insbesondere beim Exportweltmeister und der Stütze der Eurozone – Deutschland. Deutschlands Schlüsselindustrie, die Automobilbranche, hat nicht nur etliche Probleme an der Backe, sondern ist schon in einer Rezession. Insbesondere im Gigamarkt China sieht es zappenduster aus. Die PKW-Verkaufszahlen in China sanken laut der China Association of Automobile Manufacturers im Mai abermals um 17,37 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Für die ersten fünf Monate 2019 ist ein Verlust von 15,17 % zu verzeichnen. Die gesamten Fahrzeugverkäufe (PKW, Busse und LKW) sind in China, im Mai 2019 um 16,4 % zum Vorjahresmonat gesunken.

Die Zinswende ist da! Aber in die falsche Richtung…

Auch andere Indikatoren verheißen nichts Gutes: Im April 2019 ist die Rohstahlproduktion in den deutschen Hüttenwerken um 8,7 % zum Vorjahresmonat gesunken. In den ersten vier Monaten 2019 sank der Output um 4,9 % zum Vorjahreszeitraum. Bereits im Jahr 2018 sank der Output um 2,2 %. Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis die Rezession in Deutschland und in den Euroländern voll einschlägt. Und genau dann wird ein panischer Mario Draghi konkret in Aktion treten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bereits Anleihen im Volumen von rund 2,6 Billionen Euro. Dennoch kündigte der EZB-Chef Mario Draghi an, seine Geldpolitik noch weiter voranzutreiben. Früher verkündetet er die Devise: „Whatever it takes.“ Heute: „Ein zusätzlicher Stimulus ist nötig“ und noch besorgniserregender: „Wir sind bereit, alle Instrumente zu nutzen, die notwendig sind.“ Diese Aussagen sollten uns spätestens jetzt alle auf die Barrikaden treiben, denn wir werden für die zum Scheitern verurteilte Notenbankpolitik einen immer höheren Preis bezahlen. Wir erwarten nach den Äußerungen Draghis, dass die EZB bereits auf ihrer nächsten Sitzung am 25. Juli eine Senkung des Einlagezinses beschließt. Auch die FED wird dieses Jahr noch die Zinsen senken um die Märkte sorry die Konjunktur anzukurbeln.

Nach Draghis Ansage verzeichnete der Handel mit europäischen Staatsanleihen einen Einbruch der Zinsen. Selbst die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen aus Frankreich und Österreich rutschten erstmals in den negativen Bereich. Betrachtet man die verheerenden volkswirtschaftlichen Eckdaten Frankreichs, dann wird auch dem Letzten die Gefahr bewusst. In Deutschland sind die zehnjährigen Bundesanleihen noch tiefer in die Negativzone gerauscht und erreichten ein Rekordtief bei minus 0,33 Prozent.

Die Zinswende ist da! Aber in die falsche Richtung…

Selbst der Marktzins für Griechenanleihen fiel um 0,22 Punkte auf 2,47 Prozent. Zehnjährige Italien-Anleihen fielen um 0,21 Punkte auf 2,09 Prozent. Faktisch bankrotte Länder wie Italien und Griechenland können sich also trotz Rekordverschuldung, hoher Arbeitslosenquoten und einer Industrieproduktion auf dem Niveau von vor 20 oder 30 Jahren günstiger verschulden als je zuvor. Offensichtlich lautet heute das Motto: „Je schlechter die Bonität, desto niedriger der Zinssatz.“

Draghi wird alles versuchen, um eine Rezession zu unterbinden. Dies wird ihm jedoch nicht gelingen. Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis unser auf Pump und kontinuierlichem Wachstum basierendes Wirtschafts- und Finanzsystem uns mit einem Riesenknall um die Ohren fliegt. Staaten, viele Unternehmen und Privatpersonen sind bereits bis zur Halskrause verschuldet. Die Welt ist süchtig nach der Droge billigem Geld. Diese Droge wird es in Kürze in gigantischen Mengen geben. Fakt ist: mit Gelddrucken lässt sich niemals eine Krise nachhaltig lösen!

Mit der kommenden Rezession werden die Notenbanken global zukünftig in noch größerem Stil als in der Vergangenheit die Geldschleusen öffnen und die Zinsen weiter senken. Die EZB wird noch drastischer in die Märkte eingreifen und Zombieunternehmen wie beispielsweise die italienischen Banken weiterhin am Leben erhalten. Die Zinsen werden weiter sinken und die Notenbankbilanzen werden in gigantischem, uns bis dato unbekannten Stil aufgebläht werden, um den Schein einer funktionierenden Finanzwelt weiter aufrecht zu erhalten. Die Planwirtschaft der Notenbanken wird in Kürze noch absurdere Ausmaße annehmen. Planwirtschaft hat noch niemals in der Vergangenheit funktioniert, und sie wird auch in Zukunft nicht funktionieren.

Die Folgen für uns Bürger? Die Immobilienblase wird noch gigantischer und Wohnen noch mehr zum Luxusgut. Noch mehr Menschen werden mit Geld, das sie nicht haben, Immobilien erwerben, welche sie sich nicht leisten können. Banken und Versicherungen werden weiter unter dem Notenbankexperiment leiden, und schlussendlich wir Sparer. Wir alle werden durch die Niedrigzinsphase weiter enteignet und sind Opfer dieses Ausnahmezustands. Altersvorsorge wird noch schwieriger. Immer mehr Menschen werden im Alter zu wenig zum Leben zu haben. Die Altersarmut wird weiter wachsen. Junge Menschen können heute nicht mehr adäquat für das Alter vorsorgen. Altersarmut ist vorprogrammiert! Lebens- und Rentenversicherungen, Bausparverträge und Riesterrenten erwirtschaften nicht mehr die versprochenen Erträge.  Wenn überhaupt, werden diese zumeist von den Gebühren wegfressen. Die Garantiezinsen werden weiter sinken und immer mehr Finanzinstitute werden Filialen schließen und schlussendlich von der Bildfläche verschwinden.

Das Einzige was die Notenbanken mit ihrer Politik erreichen werden, ist, sich abermals teuer Zeit zu erkaufen und den Crash abermals in die Zukunft zu verschieben. Denn eines werden sie nicht — das Problem lösen! Nein, lediglich die Fallhöhe wird weiter nach oben justiert und der Aufprall damit noch härter.

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