Bild: Pixabay Nachhaltige Investmentfonds sind in der Schweiz in den letzten zehn Jahren doppelt so schnell gewachsen wie der Gesamtmarkt. Vor allem bei institutionellen Anlegern, aber auch bei jüngeren, gebildeten und meist weiblichen Privatanlegern werden sie beliebter. Das zeigt eine Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern. Nachhaltige Anlagen waren früher eine Nische, heute erreichen sie die breite Öffentlichkeit: Seit 2007 ist das Angebot doppelt so schnell gewachsen wie der Gesamtmarkt der Publikumsfonds. Waren es 2007 noch 131 nachhaltige Fonds, so berücksichtigen heute 315 Fonds in ihrem Investmentprozess neben finanziellen Kriterien auch solche der Sozial- und
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Nachhaltige Investmentfonds sind in der Schweiz in den letzten zehn Jahren doppelt so schnell gewachsen wie der Gesamtmarkt. Vor allem bei institutionellen Anlegern, aber auch bei jüngeren, gebildeten und meist weiblichen Privatanlegern werden sie beliebter. Das zeigt eine Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern.
Nachhaltige Anlagen waren früher eine Nische, heute erreichen sie die breite Öffentlichkeit: Seit 2007 ist das Angebot doppelt so schnell gewachsen wie der Gesamtmarkt der Publikumsfonds. Waren es 2007 noch 131 nachhaltige Fonds, so berücksichtigen heute 315 Fonds in ihrem Investmentprozess neben finanziellen Kriterien auch solche der Sozial- und Umweltverträglichkeit. Sie verwalten mittlerweile ein Vermögen von 103 Milliarden Franken. Das zeigt eine Studie der Hochschule Luzern, in der nachhaltige Investmentfonds mit öffentlicher Vertriebszulassung in der Schweiz analysiert wurden.
Die Nachfrage nach nachhaltigen Investments stammt mehrheitlich von institutionellen Anlegern: Pensionskassen und Versicherungen erkennen die positiven Risikoeigenschaften. Gemeinnützige Stiftungen nehmen die Vorteile zweckkonformer Geldanlagen deutlicher wahr. Auch Privatanleger zeigen immer mehr Interesse: Vor allem Jüngere, Frauen und Personen mit höherem Bildungsgrad oder zivilgesellschaftlichem Engagement sind an nachhaltigen Anlagen interessiert. "Damit noch mehr Anleger nachhaltig investieren, sollten die Anbieter ihre Produkte besser erklären und die positiven sozialen und ökologischen Wirkungen der Geldanlage transparenter darstellen", sagt Studienleiter Manfred Stüttgen.
Schweizer unter den grössten Fondsanbietern
Die 315 Fonds stammen von rund 90 Fondsanbietern. Unter den grössten Anbietern sind auch zahlreiche Schweizer. Sie wählen unterschiedliche Positionierungs- und Vertriebsstrategien. In der Studie wird die Anbieterschaft anhand von fünf Positionierungsattributen beschrieben. "In einer fragmentierten Wertschöpfungskette kann es über den Erfolg entscheiden, als Anbieter ein klares Nachhaltigkeitsversprechen abzugeben", sagt Manfred Stüttgen. Fondsanbieter mit einem breiten eigenen Vertriebsnetz in der Schweiz hätten hier Vorteile. Zugleich bestünden zahlreiche Möglichkeiten zur Differenzierung in einem weiterhin solide wachsenden Markt: "Das doppelte Versprechen von guter Rendite gepaart mit positiven sozialen und ökologischen Effekten wird für die breite Anlegermasse zunehmend attraktiv sein."
Auswahlkriterien: Klimaschutz statt Streumunition
Um die Nachhaltigkeit einer Geldanlage auszuweisen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Diese werden oft kombiniert: Drei Viertel der 315 nachhaltigen Fonds schliessen aus ökologischen, sozialen oder governance-spezifischen Erwägungen gewisse Anlageobjekte aus, wie beispielsweise Streumunitionshersteller (Ausschlusskriterien). 69% wählen Anlageobjekte aus, die sozial-ökologische Kriterien wie z. B. Klimaschutz besonders gut erfüllen (Positivselektion). Häufig basieren Investments auf bestimmten internationalen Standards und Normen (normbasiertes Screening). Rund 1% der Fonds spendet einen Teil der Erträge zu Gunsten karikativer Zwecke, sogenannte Charity-Fonds (siehe Abbildung).
Nachhaltigkeitsstrategien von Schweizer Publikumsfonds
"Nachhaltige Investmentfonds sollten leicht verständlich sein"
Die 315 nachhaltigen Fonds machen gemäss der Studie 3.7% aller Schweizer Publikumsfonds aus und 10% der Vermögen. Zwei Drittel sind Aktienfonds, rund ein Viertel Obligationenfonds, die restlichen Mischfonds oder Fonds für Entwicklungsinvestitionen. Rund ein Viertel der nachhaltigen Fonds fokussiert auf ein bestimmtes Thema, etwa Energie, Wasser, Umwelt, Klima/CO2 oder Religion.
Die Themen Energie und Wasser sind am stärksten vertreten, Religion fristet hingegen ein Nischendasein. In jüngster Zeit wachsen die Fonds zum Schutz des Klimas und der Umwelt stark an. Dazu gehören auch die Green Bond Fonds, die in Anleihen zur Finanzierung von klima- und umweltfreundlichen Projekten investieren.
Angebot an nachhaltigen passiven Fonds ist beschränkt
Bei den nachhaltigen Fonds haben aktiv gemanagte Fonds ein deutliches Übergewicht, im Vergleich zu passiven Fonds, die lediglich 9% ausmachen. Bei den aktiven Fonds werden die Wertschriften gezielt nach nachhaltigen Kriterien ausgewählt, laufend überprüft und allenfalls verändert. Im Unterschied dazu orientieren sich passive Fonds an einem Index. Die Kosten aktiver Nachhaltigkeitsfonds gleichen den Kosten aktiver konventioneller Fonds. Die Kosten der passiven Nachhaltigkeitsfonds sind hingegen leicht höher als bei passiven konventionellen Fonds.
Fonds auf Schwellenmärkte weniger nachhaltig
Die sozial-ökologische Wirkung nachhaltiger Fonds wird selten in den Fondsdokumenten ausgewiesen. Der Klimafussabdruck eines Portfolios oder weitere sozial-ökologische Aspekte können aber immer besser gemessen und rapportiert werden. Einige Fondsanbieter nehmen hier eine Vorreiterrolle ein und weisen den Weg. Wie nachhaltig die Fonds tatsächlich sind, wird in der Studie anhand der Ratingmethoden des MSCI ESG Quality Score und der Morningstar Globes beurteilt. Demnach erzielen Fonds mit regionalem Investmentfokus in Asien oder den Schwellenländern absolut betrachtet unterdurchschnittliche Nachhaltigkeitswerte, während Fonds mit Schwerpunkt Europa überdurchschnittliche Werte erzielen.