Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei JP Morgan Asset Management. Die globale Wirtschaft zeige aktuell keine Anzeichen einer drohenden Rezession, weshalb Aktien noch Chancen bieten, erklärt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei JP Morgan Asset Management. In den ersten Monaten dieses Jahres erlebten Anleger einen deutlichen Anstieg der Volatilität. Allein im S&P 500-Index waren bereits mehr als 26 Tage zu verzeichnen, an denen die Ausschläge mehr als ein Prozent pro Tag betrugen – das ist deutlich mehr als der historische Durchschnittswert. Setzen sich die Turbulenzen im Jahresverlauf fort oder kehrt Ruhe an den Märkten ein? Und wie geht es mit Anleihen in Zeiten von Negativzinsen weiter? Lohnen sich Schwellenländeraktien wieder? Auf diese Fragen gehen die Experten von J.P. Morgan Asset Management ein und geben in ihrem aktuellen „Guide to the Markets“ einen Ausblick auf das nächste Quartal. Europa: Die schwierige Suche nach RenditeEuropäische Anleger treibt derzeit vor allem die Frage um, wie sie mit den Negativzinsen in der Eurozone umgehen sollen. Vor allem renditeorientierte Anleger haben es schwer, entsprechende Investments zu finden.
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Die globale Wirtschaft zeige aktuell keine Anzeichen einer drohenden Rezession, weshalb Aktien noch Chancen bieten, erklärt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei JP Morgan Asset Management.
In den ersten Monaten dieses Jahres erlebten Anleger einen deutlichen Anstieg der Volatilität. Allein im S&P 500-Index waren bereits mehr als 26 Tage zu verzeichnen, an denen die Ausschläge mehr als ein Prozent pro Tag betrugen – das ist deutlich mehr als der historische Durchschnittswert. Setzen sich die Turbulenzen im Jahresverlauf fort oder kehrt Ruhe an den Märkten ein? Und wie geht es mit Anleihen in Zeiten von Negativzinsen weiter? Lohnen sich Schwellenländeraktien wieder? Auf diese Fragen gehen die Experten von J.P. Morgan Asset Management ein und geben in ihrem aktuellen „Guide to the Markets“ einen Ausblick auf das nächste Quartal.
Europa: Die schwierige Suche nach Rendite
Europäische Anleger treibt derzeit vor allem die Frage um, wie sie mit den Negativzinsen in der Eurozone umgehen sollen. Vor allem renditeorientierte Anleger haben es schwer, entsprechende Investments zu finden. Seit März hat sich dieses Szenario sogar noch verschärft, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) eine Senkung ihres Einlagezinses auf -0,4 Prozent verkündete, den Leitzins auf null senkte sowie eine Erhöhung und Ausweitung ihres Anleihekaufprogramms bekanntgab, das sich nun auch auf Unternehmensanleihen im Investment-Grade-Bereich erstreckt. „Die Renditen im Investment-Grade-Bereich dürften durch die Maßnahmen der EZB in den Keller fallen. Das drängt Investoren in Anleihen mit höherem Risiko und längerer Laufzeit“, stellt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management, fest. Er betont, dass dieser Trend nicht nur in Europa, sondern weltweit zu beobachten ist. Insgesamt weise bereits ein Drittel aller globalen Staatsanleihen negative Renditen auf. „Anleger werden ihr Portfolio weiter anpassen müssen. Entweder müssen sie ihre Renditeerwartungen zurückschrauben oder höhere Risiken eingehen – vielleicht auch beides“, gibt Galler zu bedenken.
Diversifizieren – über Kontinente und Asset-Klassen hinweg
Die Suche nach Rendite wird damit zwar schwieriger, aber nicht unmöglich. Chancen könnten sich am Aktienmarkt ergeben, wobei die Maßnahmen der Zentralbanken in diesem fortgeschrittenen Zyklus kaum noch für Kursgewinne sorgen dürften. Vielmehr sei laut Galler das Ausmaß der Gewinnentwicklung der Unternehmen entscheidend, denn eine weitere Ausweitung der Bewertungen ist eher unwahrscheinlich. Die globale Wirtschaft zeige aktuell keine Anzeichen einer drohenden Rezession, weshalb Aktien noch Chancen bieten. Allerdings liegt das globale Wachstum nach wie vor unter den Erwartungen. Angesichts dieser Kombination aus der andauernden Niedrigzinsphase, nicht mehr günstigen Bewertungen traditioneller Anlageklassen und wenig Wachstumsphantasie müssen Anleger mit erhöhter Volatilität rechnen. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll über den lokalen Tellerrand hinausschauen und weiter international zu diversifizieren, um Schwankungen besser abpuffern und globale Ertragsquellen zu nutzen. Ziel sollte darüber hinaus sein, über traditionelle Asset-Klassen hinweg zu denken, um direktionale Risiken zu reduzieren und die zukünftig wahrscheinlich niedrigeren traditionellen Markterträgen (Beta) mit zusätzlichem Alpha zu ergänzen. Breitere Diversifikation in Richtung alternativer Anlageformen bietet Potenzial für höhere risikobereinigte Renditen und einen zusätzlichen Schutz vor Abwärtsrisiken.
US-Wirtschaft erholt sich – doch das Rezessionsrisiko für die kommenden Jahre steigt
Der Blick in die USA zeigt, dass sich die US-Wirtschaft zwar erholt, allerdings sind dabei laut Galler zwei Aspekte zu berücksichtigen: „Die bisherige Erholung seit der Finanzkrise war im Vergleich zu anderen Erholungen weniger dynamisch und damit eher enttäuschend. Es wird immer ersichtlicher, dass das neue Trendwachstum der US-Wirtschaft über ein Prozent p. a. niedriger liegt als in den vergangenen Dekaden. Dennoch hat auch das niedrige Wachstum ausgereicht, die Arbeitslosenquote auf bis zu fünf Prozent zu verringern. Die aktuelle Quote ist nur noch rund ein Prozent von den Tiefständen der beiden letzten Konjunkturzyklen entfernt, was ein weiterer Hinweis darauf ist, dass der positive Zyklus schon in die Jahre gekommen ist.“
So ist die Sorge, dass die Dynamik sich dem Ende zu neige und die USA vor einer Rezession ständen nicht ganz unberechtigt. „Für dieses Jahr sehen wir in den USA aber ein sehr geringes Rezessionsrisiko“, beschwichtigt der Kapitalmarktstratege. „In den nächsten drei Jahren dürfte die Wahrscheinlichkeit einer Rezession jedoch deutlich ansteigen“, fügt Galler hinzu. Wenngleich die US-Notenbank Fed, die ihre Geldpolitik sehr stark an die Entwicklung der US-Wirtschaft koppelt, naturgemäß versucht, dieses Szenario zu vermeiden. Schon dieses Jahr agiert die Fed weitaus weniger restriktiv als zu Beginn des Jahres erwartet. Während Anfang 2016 noch die Rede von vier Zinsschritten war, wird die Fed im laufenden Jahr womöglich nur noch ein- bis zweimal an der Zinsschraube drehen.
Dollarentwicklung dominiert bei Schwellenländeraktien – aktuell hohe Dividenden
Die Zinspolitik der Fed hinterlässt auch an den Aktienmärkten der Schwellenländer Spuren: „Der Dollar gibt die Richtung an – Aktien aus den Emerging-Markets haben wieder einmal bewiesen, dass sie sich gegen einen starken Dollar nicht durchsetzen können“, betont Galler. Die Stärke des Greenback zeigt jedoch nach 4,5 Jahren erste Anzeichen der Schwäche. Und auch fundamental gehört der US-Dollar inzwischen zu den überbewerteten Währungen. „Sollte die US-Währung nicht weiter zulegen, dürften die Schwellenländer davon profitieren, weil weniger Kapital abgezogen würde. Zudem spricht jetzt einiges für Schwellenländeraktien, da sie neben einer attraktiven Bewertung nach wie vor mit einer hohen Dividende punkten könnten“, so der Expert und betont, dass die Dividende eine immer wichtigere Rolle bei der Erzielung ordentlicher Erträge spielt, da andere Asset-Klassen immer weniger in der Lage sind, diese zu liefern.
Insgesamt sieht der Kapitalmarktstratege die Entwicklung an den Märkten verhalten positiv: „Wir sind nicht euphorisch, doch vor allem China steht momentan besser da als von vielen proklamiert. Die Frühindikatoren und der Immobilienmarkt deuten sogar auf eine zyklische Erholung hin. Die mittelfristigen Risiken aufgrund der hohen Verschuldung des Unternehmenssektors bleiben jedoch weiter vorhanden und werden durch die aktuellen expansiven fiskalischen und monetären Maßnahmen noch größer.“ So sei auf Sicht bis zum Jahresende eine harte Landung oder Krise im Reich der Mitte nicht wahrscheinlich.
Autor: jog