Begrüssung des neuen «Nao»-Roboters an einer Messe in Bangkok. (16. März 2017) (Foto: Reuters/Athit Perawongmetha) Vor zwei Wochen wurde in der chinesischen Küstenstadt Wuzhen ein kleines Stück Wirtschaftsgeschichte geschrieben. Dort nämlich spielte der 19-jährige Ke Jie drei Partien des asiatischen Brettspiels «Go» gegen den Computer Alpha Go von Google Deep Mind. Ke Jie beim Spiel gegen Google. (Foto: Reuters) «Go» ist eine Art Schach, aber sehr viel komplexer, mit Milliarden von Spielmöglichkeiten. Und Ke ist der weltbeste «Go»-Spieler. Doch er hatte keine Chance. Alpha Go gewann alle drei Partien. Ke sagte nach seiner Niederlage lapidar: «Die Zukunft gehört der künstlichen Intelligenz.» Auf den ersten Blick mag dieses Ereignis nach wenig aussehen. Schliesslich sind bereits zwanzig
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Vor zwei Wochen wurde in der chinesischen Küstenstadt Wuzhen ein kleines Stück Wirtschaftsgeschichte geschrieben. Dort nämlich spielte der 19-jährige Ke Jie drei Partien des asiatischen Brettspiels «Go» gegen den Computer Alpha Go von Google Deep Mind.
«Go» ist eine Art Schach, aber sehr viel komplexer, mit Milliarden von Spielmöglichkeiten. Und Ke ist der weltbeste «Go»-Spieler.
Doch er hatte keine Chance. Alpha Go gewann alle drei Partien. Ke sagte nach seiner Niederlage lapidar: «Die Zukunft gehört der künstlichen Intelligenz.»
Auf den ersten Blick mag dieses Ereignis nach wenig aussehen. Schliesslich sind bereits zwanzig Jahre vergangen, seit der IBM-Computer Deep Blue erstmals den Schachmeister Garry Kasparow bezwungen hat.
Dennoch ist die Partie Ke vs. Alpha Go von Bedeutung: Noch bis vor 18 Monaten nämlich war es keinem Computer gelungen, auch nur mittelmässige «Go»-Spieler zu schlagen. Das Spiel galt als Domäne, in welcher der Mensch der Maschine nach wie vor überlegen war.
Selbstläufer nach dem «Tipping Point»
Diese Anekdote zeigt: In der Welt der Technologie finden derzeit einige gewaltige Umwälzungen statt. Exponentielle Entwicklungen sehen während langer Zeit unspektakulär aus, doch dann, wenn der «Tipping Point» erreicht ist, geht es atemberaubend schnell.
Die künstliche Intelligenz ist eines der Gebiete, auf dem in den nächsten Jahren wohl sehr viel geschehen wird. Ein anderes Gebiet ist die Robotik, genauer gesagt: die Industrierobotik.
Und um dieses Gebiet soll es in diesem Beitrag gehen.
Industrieroboter sind nicht per se neu. In den Sechzigerjahren wurden in Japan, Europa und den USA die ersten ihrer Art eingeführt. Man kennt sie; in westlichen Automobilwerken gehören Roboter mittlerweile zur Standardausstattung. Gemäss Daten der International Federation of Robotics sind heute weltweit etwa 1,4 Millionen Industrieroboter im Einsatz.
Die Durchdringung der Industrie mit Robotern unterscheidet sich allerdings erheblich, wie die folgende Grafik zeigt:
In Korea sind aktuell pro 10’000 Arbeiter gut 530 Roboter im Einsatz, während es in China nur 49 sind.
Doch das könnte sich bald ändern. Mehrere Indikationen deuten darauf hin, dass auch auf dem Feld der Industrierobotik ein «Tipping Point» erreicht ist, der den Einsatz von Robotern in den kommenden Jahren massiv beschleunigen könnte. Diese Indikationen sind unter anderen:
- Massiv gesunkene Kosten für Software und Rechenleistung
- Enorme Fortschritte auf dem Gebiet der Sensorik
- Deutlich gestiegene Lohnstückkosten in Ländern wie China
Gemäss einer Studie von Boston Consulting Group (BCG) kostete beispielsweise ein in der US-Autoindustrie eingesetzter Schweissroboter im Jahr 2005 insgesamt 182’000 US-Dollar. Heute sind es noch 133’000, und in acht Jahren sollen es noch gut 100’000...