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Die Ökonomie der Unentgeltlichkeit

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Die Ökonomie der Unentgeltlichkeit 8. März 2024 – Interview mit Jörg Guido Hülsmann The Misesian (TM): Die wirtschaftlichen Mechanismen des Schenkens und der Wohltätigkeit waren lange Zeit ein vernachlässigtes Thema in der volkswirtschaftlichen Lehre und Forschung. Was hat Ihre Untersuchung zu diesem Thema veranlasst? Jörg Guido Hülsmann (JGH): Die ökonomische Literatur zu Geschenken ist ziemlich umfangreich. Es stimmt jedoch, dass diese Schriften keinen Platz in der Standard-Mikro- und Makroökonomie gefunden haben. Mein Interesse für dieses Thema wurde zunächst durch die 2009 erschienene Enzyklika Caritas in Veritate von Papst Benedikt XVI. geweckt. Der Papst warf die Frage auf, wie dem „Prinzip der Unentgeltlichkeit“ in der menschlichen

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Die Ökonomie der Unentgeltlichkeit

8. März 2024 – Interview mit Jörg Guido Hülsmann

The Misesian (TM): Die wirtschaftlichen Mechanismen des Schenkens und der Wohltätigkeit waren lange Zeit ein vernachlässigtes Thema in der volkswirtschaftlichen Lehre und Forschung. Was hat Ihre Untersuchung zu diesem Thema veranlasst?

Jörg Guido Hülsmann (JGH): Die ökonomische Literatur zu Geschenken ist ziemlich umfangreich. Es stimmt jedoch, dass diese Schriften keinen Platz in der Standard-Mikro- und Makroökonomie gefunden haben. Mein Interesse für dieses Thema wurde zunächst durch die 2009 erschienene Enzyklika Caritas in Veritate von Papst Benedikt XVI. geweckt. Der Papst warf die Frage auf, wie dem „Prinzip der Unentgeltlichkeit“ in der menschlichen Wirtschaft größere Geltung verschafft werden könnte, und er rief alle Menschen guten Willens dazu auf, sich damit gedanklich und praktisch auseinanderzusetzen. Ich habe 2011 eine Doktorandin mit diesem Thema betraut, die dann auch vier Jahre später ihre französischsprachige Dissertation erfolgreich verteidigt hat. Dennoch spürte ich, dass noch viel mehr Arbeit nötig war und dass die Ökonomie der unentgeltlichen Güter versprach, ein neues Licht auf die Grundlagen der Wirtschaftswissenschaften zu werfen.

Im Jahr 2018 habe ich mich daher in einem Forschungssemesters daran gemacht, drei spezifische Bereiche genauer zu untersuchen: (1.) Wie fügen sich Spenden in die allgemeine Theorie der wirtschaftlichen Güter ein? Ist der Akt des Spendens eine eigene praxeologische Kategorie? (2.) Welches sind die wichtigsten Arten von positiven externen Effekten oder Nebeneffektgütern, die dem Gewinnstreben und anderen menschlichen Handlungen entspringen, die nicht den ausdrücklichen Zweck haben, anderen Menschen einen unentgeltlichen Nutzen zu verschaffen? Welche Ursachen fördern und behindern die Entwicklung solcher Nebeneffektgüter? (3.) Auf welche Weise und in welchem Ausmaß beeinflussen staatliche Eingriffe diese Vorgänge?

Zunächst dachte ich, dass dies recht schnell zu bewerkstelligen sei, aber ich überschätzte meine Geschwindigkeit und unterschätzte die Schwierigkeit des Themas. Alles in allem habe ich vier Jahre gebraucht, um einen vollständigen Entwurf des Buches zu erstellen.

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TM: Die Idee des „homo oeconomicus“ hat die Wirtschaftswissenschaften lange Zeit geplagt, und viele Menschen folgern daraus, dass die Menschen überhaupt nur deshalb handeln, um Geldgewinne zu erzielen. Hat das Modell des homo oeconomicus überhaupt einen Wert oder ist es ein Hindernis für das Verständnis der Wirtschaft?

JGH: Von wenigen Ausnahmen abgesehen haben Volkswirte immer verstanden, dass der homo oeconomicus eine Fiktion ist. Seinem eigentlichen Zweck nach ist er ein pädagogisches Werkzeug. Geldsummen können direkt miteinander verglichen werden. Es ist klar, dass neun Geldeinheiten mehr sind als acht Geldeinheiten. Man kann auch überzeugend argumentieren, dass jeder Mensch lieber mehr Geld als weniger Geld hat. Aber außerhalb dieses engen pädagogischen Rahmens wird die Fiktion problematisch. Es ist eindeutig nicht der Fall, dass alle Güter einen monetären Ausdruck erhalten können. Es ist auch nicht der Fall, dass die Menschen sich nur für Geld interessieren. Menschliche Handlungen, die darauf abzielen, Geld zu erwerben und zu besitzen, müssen gegen alle alternativen Handlungen abgewogen werden. Menschen wollen nicht so viel Geld wie möglich besitzen, sondern die richtige Menge an Geld, zusammen mit der richtigen Menge aller anderen Güter, die sie ebenfalls besitzen wollen. Und nicht zuletzt ist es nicht so, dass alle menschlichen Handlungen den Zweck haben, dem Handelnden Geldeinnahmen oder andere materielle Vorteile zu verschaffen. Auch echte Spenden von Zeit und materiellen Gütern sind möglich.

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Freiheit gibt es nicht umsonst. Sie muss immer wieder neu errungen und bewahrt werden

HIER KLICKEN, um Thorsten Polleits Beitrag zu diesem Thema zu lesen.

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TM: Warum ist die Österreichische Schule in besonderer Weise geeignet, Spenden und Wohltätigkeit zu analysieren?

JGH: Der Ausgangspunkt des österreichischen Denkens ist das reale menschliche Handeln, nicht irgendwelche fiktiven Postulate. Carl Menger hat nachdrücklich betont, dass der handelnde Mensch verschiedene Ziele verfolgt, die sich nicht auf ein einziges reduzieren lassen. Mit anderen Worten zielt menschliches Handeln nicht auf die Maximierung einer einzigen Größe, wie etwa des monetären Gewinns oder des Nutzens. Es zielt darauf ab, ein angemessenes Gleichgewicht zwischen verschiedenen Gütern herzustellen, die nicht auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können. Aus der Menger’schen Perspektive ist es daher nicht schwierig, die Möglichkeit einzuräumen, dass Spenden dazu bestimmt sind, anderen zu dienen, und dass die Befriedigung der Bedürfnisse anderer in ein angemessenes Gleichgewicht mit der Befriedigung unserer eigenen Bedürfnisse gebracht werden muss.

Der Ausgangspunkt des österreichischen Denkens ist das reale menschliche Handeln, nicht irgendwelche fiktiven Postulate. Carl Menger hat nachdrücklich betont, dass der handelnde Mensch verschiedene Ziele verfolgt, die sich nicht auf ein einziges reduzieren lassen.

Im Gegensatz dazu maximiert der homo oeconomicus der Standardökonomie eine einzige Variable, nämlich den Nutzen. Das bedeutet jedoch, dass von vornherein nur eine einzige Person „zählt“ – nämlich diejenige, deren Nutzen maximiert werden soll. Was immer sie für andere tut, tut sie letztlich für sich selbst. Die Standardökonomie kommt daher unwillkürlich zu dem Schluss, dass echte Geschenke unmöglich sind. Sie geht davon aus, dass Spender immer und überall letztlich deshalb spenden, um „wohlige Gefühle“ zu empfinden oder aus anderen egoistischen Zielen heraus. Aber solche Behauptungen haben nichts mit Wissenschaft oder empirischer Forschung zu tun. Sie entspringen vielmehr einer Unterstellung, mit der man an die Wirklichkeit herantritt, nämlich der Annahme, dass Menschen letztlich homines oeconomici sind. Sie beruhen somit auf einer Fiktion, nicht auf Tatsachen.

Lassen Sie mich auch betonen, dass die Österreichische Schule in besonderer Weise vorbereitet ist, um Art und Umfang positiver externer Effekte zu verstehen. Im Gegensatz zur Standardökonomie lehnt sie nämlich das Äquivalenzpostulat des Aristoteles ab.

Aristoteles vertrat die Ansicht, dass ein gerechter Tausch ein Tausch von gleichen Werten ist. Wenn nicht jeder genau den gleichen Wert hingibt, den er auch empfängt, gewinnt ein Tauschpartner auf Kosten des anderen, und der Tausch ist dann ungerecht. Dieses grundlegende Postulat hat alle Entwicklungen und Umwälzungen im wirtschaftlichen Denken überdauert. Die heutige allgemeine Gleichgewichtsökonomie à la Debreu und Arrow postuliert, dass jedes Gut, das anderen zur Verfügung gestellt wird, angemessen entlohnt wird oder zumindest entlohnt werden sollte, es sei denn, es handele sich ausdrücklich um ein Geschenk. Dies wird als Postulat vollständiger Märkte oder, etwas hochtrabend, als erster Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomie bezeichnet. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch nur um ein weiteres Beispiel für eine rein fiktive Unterstellung, die zu verqueren Überlegungen und falschen Schlüssen führt.

Auf einem freien Markt gibt es positive externe Effekte im Überfluss. Jede einzelne Externalität mag marginal sein, aber in der Summe sorgen sie für einen erheblichen unentgeltlichen Überfluss. Ein „österreichischer“ Ökonom könnte daher zu dem Schluss kommen, dass positive externe Effekte lobenswerte Vorteile sind, die sich aus dem Funktionieren einer ungehinderten Wirtschaft ergeben. Aber dann kommen die Hauptstrom-Ökonomen mit ihrem Postulat der vollständigen Märkte. Wenn sie solche Vorteile sehen, wittern sie schreckliches Marktversagen, das nach staatlicher Intervention schreit. Und so machen sie sich daran, einige Leute zu besteuern und andere zu subventionieren. Auf diese Weise lähmen sie die Steuerzahler, ermutigen die Subventionsempfänger zu leichtsinnigem Verhalten und beseitigen oder verringern zumindest die positiven Nebeneffekte für alle anderen.

TM: Ein potenzielles Problem bei jeder Forschung ist, dass die Forscher möglicherweise nur die Dinge untersuchen, die quantitativ gemessen werden können. Ist das hier ein Problem, da es schwierig ist, den Wert des Spendens und der Wohltätigkeit zu quantifizieren?

JGH: Sie sprechen ein wichtiges Thema an. In der Tat ist der Wert eines jeden Gutes eine Frage der persönlichen Einschätzung in einem persönlichen Kontext. Eine arme Frau opfert vielleicht einen Tag, um ihre Mutter zu pflegen. Das ist für sie mit enormen Opportunitätskosten verbunden. Der persönliche Wert dieses Dienstes ist daher immens und wird von ihrer Mutter und jedem objektiven Beobachter sehr geschätzt. Aber aus statistischer Sicht ist er gleich Null, er existiert überhaupt nicht.

TM: Sie betonen, dass Kultur unentgeltlich ist. Wie können wir den Nutzen von Kultur und ähnlichen unentgeltlichen Dingen messen?

JGH: Sprache, Geld und Recht sind Paradebeispiele für kulturelle Gemeingüter. Sie sind Netzwerkgüter, die aus dem Miteinander zahlloser Individuen entstehen, von denen jedes seine eigenen Ziele verfolgt und in der Regel nicht die Absicht hat, das Netzwerkgut zu schaffen oder zu erhalten. Carl Menger hat den Prozess ihrer spontanen Entstehung in einer berühmten Schrift dargelegt und dabei betont, dass Netzwerkgüter nicht durch die bewusste Entscheidung eines Einzelnen oder einer Gruppe geschaffen werden. Sie verdanken ihre Entstehung einem gesellschaftlichen Prozess, nicht einer politischen Instanz. Es ist unmöglich, ihren Geldwert zu messen, und meines Wissens ist dies auch nie versucht worden.

Sprache, Geld und Recht sind Paradebeispiele für kulturelle Gemeingüter. Sie sind Netzwerkgüter, die aus dem Miteinander zahlloser Individuen entstehen, von denen jedes seine eigenen Ziele verfolgt und in der Regel nicht die Absicht hat, das Netzwerkgut zu schaffen oder zu erhalten.

Es gibt andere Nebeneffekt-Güter, deren monetärer Wert auf verschiedene Weise geschätzt werden könnte, allerdings mit großen Fehlermargen. Ein Ladenbesitzer könnte vom Sicherheitspersonal eines benachbarten Geschäfts profitieren. Er könnte die Kosten für die Einstellung seines eigenen Sicherheitspersonals kennen, aber wie könnte er den Beitrag abschätzen, den die von seinem Nachbarn bereitgestellte zusätzliche Sicherheit zu seinem Geschäftserfolg leistet? Er müsste verschiedene Annahmen darüber treffen, was geschehen wäre, wenn das Sicherheitspersonal des Nachbarn nicht da gewesen wäre. Mit anderen Worten: Er müsste sich auf eine intellektuelle Gymnastik genau jener Art einlassen, wie sie der heutigen makroökonomischen Modellbildung zugrunde liegt. Die Qualität seiner Ergebnisse wäre wahrscheinlich von derselben Art: grobe Vermutungen. Höchstwahrscheinlich käme er schnell zu dem Schluss, dass solche Mutmaßungen Zeit- und Geldverschwendung sind.

Schwierigkeiten dieser Art haben eine wichtige praktische Auswirkung. Gerade weil der Geldwert von Nebeneffektgütern so schwer, wenn nicht gar unmöglich abzuschätzen ist, kommt es nicht in Frage, diese Vorteile durch einen Taschenspielertrick zu eliminieren. Positive externe Effekte sind daher besonders robuste unentgeltliche Güter.

TM: Gibt es wirklich reine Geschenke? Das heißt, geben Menschen überhaupt Geschenke, ohne etwas dafür zu wollen?

JGH: Reine Gaben können ohne Zweifel existieren. Ich weiß, dass es sie gibt. Es ist jedoch unmöglich, ihre Existenz wie in einem Laborexperiment zu demonstrieren, da dies die Fähigkeit voraussetzen würde, in die Köpfe und Herzen anderer zu schauen.

 TM: In diesem Buch wird viel über die Wirtschaftstheorie geschrieben. Wann haben sich die Ökonomen zum ersten Mal beim Problem der Wohltätigkeit geirrt?

JGH: Ein konkretes Datum oder einen Zeitraum kann ich nicht nennen. Die mittelalterlichen Theologen hatten es als selbstverständlich angesehen, dass es reine Gaben gibt und diese eine sehr wichtige Rolle im menschlichen Leben spielen. Ich vermute, dass sich das mit der modernen Philosophie des Utilitarismus änderte, insbesondere mit Jeremy Benthams Utilitarismus, in deren Mittelpunkt genau jene Verkürzung der Wirklichkeit steht, die wir auch in der modernen Volkswirtschaftslehre finden. In Benthams Denkgebäude laufen alle menschlichen Entscheidungen auf ein Kalkül aus Freuden und Schmerzen hinaus. Und natürlich sind diese Freuden und Schmerzen die der handelnden Person, so dass von vornherein klar ist, dass nur diese eine Person zählt.

Im Bereich der Nebeneffekt-Güter hat sich die Lage verschlechtert, als die Ökonomen des neunzehnten Jahrhunderts über die Arbeiten von Frédéric Bastiat hinweggingen. Bastiat hatte eine sehr überzeugende Analyse der Rolle unentgeltlicher Güter für das menschliche Wohlergehen entwickelt. Vor allem hatte er argumentiert, dass zunehmende Ersparnisse es den Menschen ermöglichten, immer mehr Werkzeuge herzustellen und die unentgeltlichen Kräfte der Natur zu nutzen. Er hatte auch gezeigt, dass der technische Fortschritt letztlich den Endverbrauchern unentgeltlich zugutekommt, während die Innovatoren nur vorübergehend davon profitieren. Bastiats Schriften litten an den Mängeln seiner Werttheorie und auch an seiner Unaufmerksamkeit gegenüber Externalitäten. Leider haben die späteren Ökonomen nur auf seine Schwächen geblickt und seine fruchtbaren Thesen ganz vernachlässigt. Bastiat geriet fast völlig in Vergessenheit, als die fiktive Theorie der vollständigen Märkte im zwanzigsten Jahrhundert ihren Siegeszug antrat.

TM: Inwiefern ist schlechte Ökonomie in diesem Bereich ein Problem für den Normalbürger? Hat das mangelnde Verständnis unentgeltlicher Güter zu Rechtfertigungen für weitere Staatseingriffe geführt?

JGH: Hier gibt es zwei Probleme, die von großer praktischer Bedeutung sind. Beide entspringen schlechtem ökonomischen Denken und haben katastrophaler Politik Vorschub geleistet.

Da ist zunächst die Theorie der externen Effekte. In seinem Hauptwerk Human Action(*) wies Mises darauf hin, dass negative und positive externe Effekte keine symmetrischen, sondern grundlegend unterschiedliche Auswirkungen haben und daher grundlegend verschiedene Maßnahmen erfordern. Wenn negative externe Effekte wie Fabrikrauch und Lärm die Eigentumsrechte der Nachbarn beeinträchtigen, können diese Konflikte vor Gericht geklärt werden. Im Gegensatz dazu erfordern positive externe Effekte überhaupt keine Eingriffe. Hier gibt es schlicht und einfach nichts auszusetzen. Es ist überflüssig und in der Tat verhängnisvoll, positive externe Effekte als Marktversagen zu interpretieren und den Staat einzuschalten, um sie auszugleichen oder auszumerzen. Der unentgeltliche Überfluss, der das Funktionieren einer freien Wirtschaft kennzeichnet, wird dann durch steigende Steuern und steigende Konsumgüterpreise eingeschränkt.

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Dies bringt mich zum zweiten Problem. Nach der gängigen Auffassung geht die Entwicklung der Marktwirtschaft unweigerlich einher mit einem Rückgang an Großzügigkeit und Altruismus. Gleichgültigkeit und Kaltherzigkeit treten in den Vordergrund. Wenn der Staat klein oder untätig ist, herrscht schroffer Individualismus vor. Ein großer und aktiver Staat hingegen verschafft der Bevölkerung zahlreiche und umfangreiche unentgeltliche Leistungen. Stichwort: Wohlfahrtsstaat. Und natürlich dürfte ein großer und aktiver Staat auch das Wirtschaftswachstum durch eine expansive Steuer- und Geldpolitik fördern. In meinem Buch zeige ich, dass diese Auffassung die Wirklichkeit auf den Kopf stellt. Sie ist nichts weiter als staatstragende Propaganda. Die Wahrheit ist, dass Großzügigkeit und Überfluss in einer freien Wirtschaft gedeihen. Wenn eine solche Wirtschaft wächst, gibt es sogar eine starke Tendenz, dass die Großzügigkeit stärker zunimmt als die Gesamtproduktion. Staatliche Eingriffe, vor allem eine expansive Geldpolitik, heben diese Tendenz jedoch auf und kehren sie um. Sie schaffen sehr starke Anreize für die Menschen, geizig, egoistisch und gleichgültig zu werden. Und aus ähnlichen Gründen lösen die vom Wohlfahrtsstaat erbrachten Leistungen auf lange Sicht keines der Probleme, die sie eigentlich beheben sollten. Sie führen dazu, dass Obdachlosigkeit, Analphabetismus, Krankheit, Arbeitslosigkeit, Gewalt, Abhängigkeit, Gleichgültigkeit und Verzweiflung verstärkt und verewigt werden. Mit anderen Worten: die unentgeltlichen Leistungen des Staates sind nicht nur unfruchtbar, sondern geradezu schädlich – das genaue Gegenteil der unentgeltlichen Leistungen, die von freien und verantwortungsbewussten Bürgern erbracht werden.

Die Wahrheit ist, dass Großzügigkeit und Überfluss in einer freien Wirtschaft gedeihen. Wenn eine solche Wirtschaft wächst, gibt es sogar eine starke Tendenz, dass die Großzügigkeit stärker zunimmt als die Gesamtproduktion.

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Dieses Interview ist zuerst am 21. Februar auf der Homepage des Mises Institute, Auburn, Alabama (USA), unter dem Titel Understanding the True Meaning of Charity erschienen.

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Jörg Guido Hülsmann ist Professor für Ökonomie an der Universität Angers in Frankreich und Senior Fellow des Ludwig von Mises Instituts in Auburn, Alabama. Er ist Mitglied der Europäischen Akademie für Wissenschaften und Künste sowie Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Ludwig von Mises Institut Deutschland. Zu seinen umfangreichen Interessen- und Forschungsgebieten zählen Geld-, Kapital- und Wachstumstheorie. Er ist Autor von “Die Wirtschaft und das Untentgeltliche: Kostenlose Güter zwischen Kapitalismus und Staat”(*) (2023),  “Krise der Inflationskultur”(*) (2013), “Ethik der Geldproduktion”(*) (2007) und “Mises: The Last Knight of Liberalism”(*) (2007).

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