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Nur Bares ist Wahres

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Photo: Sy Clark from Flickr (CC BY 2.0) Nur Bares ist Wahres, denken aktuell die Banken. Im November haben die deutschen Kreditinstitute 40 Milliarden Euro Bargeldbestände gehalten. Soviel wie noch nie. Noch vor 10 Jahren hielten deutsche Banken mit 17,2 Milliarden Euro nicht einmal die Hälfte an Bargeld. Diese Entwicklung ist nicht nur auf Kreditinstitute beschränkt. Auch der Bargeldumlauf bei Otto-Normalverbraucher in Deutschland hat sich in den 10 Jahren von 101,9 Milliarden Euro auf 234,8 Milliarden Euro (2. Quartal 2019) mehr als verdoppelt. Bargeld ist in. Trotz ApplePay, Visa oder Mastercard, die das Bezahlen einfacher und schneller machen, vertrauen Bürger, Banken und Unternehmen verstärkt dem guten alten Bargeld. Dabei arbeiten der Staat und seine Notenbank ständig daran, das

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Nur Bares ist Wahres, denken aktuell die Banken. Im November haben die deutschen Kreditinstitute 40 Milliarden Euro Bargeldbestände gehalten. Soviel wie noch nie. Noch vor 10 Jahren hielten deutsche Banken mit 17,2 Milliarden Euro nicht einmal die Hälfte an Bargeld. Diese Entwicklung ist nicht nur auf Kreditinstitute beschränkt. Auch der Bargeldumlauf bei Otto-Normalverbraucher in Deutschland hat sich in den 10 Jahren von 101,9 Milliarden Euro auf 234,8 Milliarden Euro (2. Quartal 2019) mehr als verdoppelt. Bargeld ist in. Trotz ApplePay, Visa oder Mastercard, die das Bezahlen einfacher und schneller machen, vertrauen Bürger, Banken und Unternehmen verstärkt dem guten alten Bargeld. Dabei arbeiten der Staat und seine Notenbank ständig daran, das Bargeld unattraktiv zu machen. Der 500-Euro-Schein wird seit Ende 2018 nicht mehr gedruckt, und der Handel muss für frisches Münzgeld bei den Banken bezahlen, weil diese jetzt Ein- und Zwei-Cent-Münzen durch die Bundesbank auf Fälschungen prüfen lassen müssen. Kein Wunder, dass der Einzelhandel auf bargeldlose Zahlungssysteme umstellen will, wenn das Bargeld vom Staat unattraktiv und teuer gemacht wird.

Denn das Interesse der Staaten und ihren Regierungen ist letztlich ein Zurückdrängen des Bargeldes. Die Überschuldungssituation von Staaten und Banken weltweit zwingt sie dazu. Ihr Instrument sind die Notenbanken, die mit unkonventioneller Geldpolitik Konjunkturpolitik betreiben. Sie wollen durch billiges Geld aus der Überschuldungssituation herauswachsen. Wenn die Pferde nicht saufen, dann müssen sie zur Tränke geführt werden, so der Glaube vieler Notenbanker. Deshalb drücken die Notenbanken den Zins am kurzen und am langen Ende.

Um dies zu verstehen, sollte man sich an den Ausbruch der Finanzkrise 2008 erinnern. Diese begann mit einer Vertrauenskrise im Geldmarkt. Damals vertrauten sich Banken nicht mehr untereinander. Sie liehen sich kein Geld mehr – egal wie solide die jeweilige Bank war. Der so genannte Geldmarkt brach zusammen, der bis dahin das Schmiermittel des Finanzsystems war. Bis zu diesem Zeitpunkt liehen sich Banken untereinander kurzfristig Geld und sicherten sich so gegenseitig ab. Als der Super-Gau eintrat, stellten die Notenbank das Schmiermittel zu Verfügung und ersetzten die Funktion der Banken. Sie stellten jetzt den Banken nahezu unbegrenzt Liquidität zu Verfügung. Die EZB macht dies bis heute. Sie sorgt für das Schmiermittel, das früher vom Markt zur Verfügung gestellt wurde. Die Target-Salden in der Eurozone sind der monetäre Ausdruck dieser dauerhaften Staatsintervention in Euro-Raum. Im Umkehrschluss heißt dies: So lange der Marktmechanismus im Geldmarkt nicht wieder einkehrt, die Banken sich also grenzüberschreitend wieder gegenseitig vertrauen und die EZB nicht mehr unbegrenzt und kostenlos das Schmiermittel zur Verfügung stellt, solange kehrt auch keine Normalität im Euroraum ein.

Viele Marktteilnehmer schauen deshalb nach Amerika. Dort hatte man lange den Eindruck, die USA und ihre Notenbank FED würden es besser machen. Immerhin ist der Geldmarkt viel eher und viel besser wieder in Gang gekommen. Doch spätestens seit Herbst letzten Jahres herrscht daran Zweifel. Der Zinsanstieg und damit die Liquiditätsverknappung der Notenbank brachte den Geldmarkt erneut in eine Vertrauenskrise. Die Zinsen stiegen in neue Höhen. Seitdem greift die FED monatlich wieder mit 60 Milliarden Dollar in den so genannten Repo-Markt und erreicht fast das Interventionsniveau vom Höhepunkt der Finanzkrise.

In diesem Umfeld gedeiht das Misstrauen in das Finanzsystem bei allen Marktteilnehmern. Daher horten sie Bargeld. Inzwischen soll es sogar bei großen Goldhandelshäusern Anfragen von Banken geben, die ihr Bargeld dort einlagern wollen. Doch diese erleben mit dem aktuellen Höchstpreis für Gold ebenfalls besonderen Zulauf. Immer mehr Banken führen aktuell Negativzinsen für Spareinlagen ein. Das verwundert nicht. Denn Banken selbst müssen für das Übernachtparken von Liquidität bei der EZB 0,5 Prozent Zinsen bezahlen.

Wer meint, die Negativzinsen seien ein Ausdruck eines Sparüberhangs, der nicht genügend Investitionsmöglichkeiten findet, der meint auch, dass Marktwirtschaft ohne Zinsen möglich wäre. Denn der Zins ist der Preis für das zur Verfügung stellen von Kapital eines anderen, der heute darauf verzichtet, selbst zu investieren. Für diese Leistung will der Kapitalgeber vergütet werden – mit einem Zins. Wäre dieser natürlich negativ, dann gäbe es keine Anreize, anderen Kapital zur Verfügung zu stellen. Dann ersetzt die Notenbank diese Funktion durch Gelddrucken. Geld aus dem Nichts zu produzieren, schafft kein Kapital und damit auch keinen Wohlstand. Aber ohne Kapital ist eine Marktwirtschaft nicht möglich. Daher ist es so wichtig, Bargeld zu erhalten. Denn der Angriff auf das Bargeld ist mittelbar ein Angriff auf den positiven Zins. Dieser kann dauerhaft nur abgeschafft werden, wenn die Negativzinsen durch die Notenbanken breit durchgesetzt werden können. Wer als Bank auf dem Zentralbankkonto und als Unternehmen und Bürger auf den Konten der Banken gefangen ist und keine Alternativen mehr hat, liefert sich dem Zinsdiktat der Notenbanken endgültig aus.

Frank Schäffler
1997 bis 2010 selbstständiger Berater für die Marschollek, Lautenschläger und Partner AG (MLP), Wiesloch Seit 1987 engagiert in der Lokal- und Landespolitik in Nordrhein-Westfalen als Mitglied der FDP 2005 – 2013 Abgeordneter des Deutschen Bundestages Schäffler ist sehr verbunden mit dem freiheitlichen Denken in der Schweiz und ist daher in economicblogs.ch

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