Die amerikanische Notenbank Fed hat in dieser Woche den Leitzins erhöht und verlangt von Banken künftig 0,50 bis 0,75 Prozent für Geld, das diese bei der Notenbank ausleihen wollen. Die EZB und andere wichtige Notenbanken haben ihren Leitzins nicht verändert. Das klingt unspektakulär, ist es aber nicht. Ein Auseinanderlaufen der Zinspolitik der wesentlichen Notenbanken der Welt hat gravierende Folgen. Die Zinserhöhung der Fed gegenüber den Banken und deren Erwartung kommt inzwischen auch bei den Renditen der US-Staatsanleihen an. Deren zehnjährige Anleihen rentieren derzeit über 2,2 Prozentpunkte höher als deutsche Staatsanleihen gleicher Laufzeit. Es findet ein Run in den Dollar statt, weil Anleger dort eine höhere Rendite für ihr Geld erwarten können. Steigt die Nachfrage in den Dollar im Verhältnis zum Euro, steigt ersterer im Wert und die europäische Gemeinschaftswährung sinkt. Das ist auf den ersten Blick gut für die heimische Exportwirtschaft. Sie kann ihre Waren leichter in den Dollarraum verkaufen. Ganz anders sieht es jedoch für diejenigen aus, die Vormaterialien aus dem Dollarraum importieren müssen oder deren benötigte Rohstoffe in Dollar gehandelt werden. Wer zum Beispiel Zinn verarbeitet, ist doppelt gekniffen.
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Die amerikanische Notenbank Fed hat in dieser Woche den Leitzins erhöht und verlangt von Banken künftig 0,50 bis 0,75 Prozent für Geld, das diese bei der Notenbank ausleihen wollen. Die EZB und andere wichtige Notenbanken haben ihren Leitzins nicht verändert. Das klingt unspektakulär, ist es aber nicht. Ein Auseinanderlaufen der Zinspolitik der wesentlichen Notenbanken der Welt hat gravierende Folgen. Die Zinserhöhung der Fed gegenüber den Banken und deren Erwartung kommt inzwischen auch bei den Renditen der US-Staatsanleihen an. Deren zehnjährige Anleihen rentieren derzeit über 2,2 Prozentpunkte höher als deutsche Staatsanleihen gleicher Laufzeit.
Es findet ein Run in den Dollar statt, weil Anleger dort eine höhere Rendite für ihr Geld erwarten können. Steigt die Nachfrage in den Dollar im Verhältnis zum Euro, steigt ersterer im Wert und die europäische Gemeinschaftswährung sinkt. Das ist auf den ersten Blick gut für die heimische Exportwirtschaft. Sie kann ihre Waren leichter in den Dollarraum verkaufen. Ganz anders sieht es jedoch für diejenigen aus, die Vormaterialien aus dem Dollarraum importieren müssen oder deren benötigte Rohstoffe in Dollar gehandelt werden. Wer zum Beispiel Zinn verarbeitet, ist doppelt gekniffen. Er muss den im vergangenen Jahr um 45 Prozent gestiegenen Rohstoffpreis verkraften und gleichzeitig noch den steigenden Dollarkurs. Letztlich muss er einen Preisanstieg für Zinn in Euro von 52 Prozent in Kauf nehmen. Ein Anstieg in so kurzer Zeit ist daher sehr gefährlich für die Existenz vieler Unternehmen.
Mit steigenden Rohstoffpreisen kommt über kurz oder lang auch die Inflation zurück. Produzenten werden versuchen, möglichst schnell die Rohstoffpreise auf ihre Produkte umzulegen. Das wird nicht jedem gelingen, dennoch wird dieser Prozess mittelfristig über Preissteigerungen bei den Konsumenten ankommen. Das bringt die Europäische Zentralbank in ein Dilemma. Sie will auf der einen Seite die schleppende Konjunktur in Südeuropa ankurbeln, die Finanzierungsfähigkeit der hochverschuldeten Südstaaten sichern und die Zielinflationsrate von zwei Prozent erreichen. Tritt letzteres ein, müsste sie eigentlich ebenfalls die Zinsen erhöhen. Doch dann würde das zarte Konjunkturpflänzlein in Spanien verdorren, die marode Wirtschaft in Italien, Griechenland und Portugal würde sofort in eine neue Depression verfallen. Das ist auch das Dilemma des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Hält er seine Versprechen, senkt die Unternehmenssteuern und kurbelt die öffentlichen Investitionen in die Infrastruktur an, dann wird das kurzfristig wohl nur über eine Erhöhung der Neuverschuldung gehen. Diese Impulse sind ebenfalls inflationsfördernd und führen zu weiteren Zinsschritten nach oben durch die US-Notenbank. Die Kredit- und damit die Geldmengenausweitung wird dadurch gedrosselt, was gleichzeitig zu einer Bremswirkung der Konjunktur führen wird. Die neue US-Regierung und ihre Notenbank verfolgen daher unterschiedliche Interessen. Wie dieser drohende Konflikt ausgehen wird, ist unklar.
Klar ist, dass der Zinsanstieg auch Folgen für die Weltwirtschaft hat. Die Kapitalflucht in den Dollar findet nicht nur von Europa aus statt, sondern von überall her. Kapital wird verstärkt auch aus den Schwellenländern abgezogen und in den USA geparkt. Viele Gläubiger in den Schwellenländern, seien es Staaten, Unternehmen oder Einzelpersonen, halten ihre Schulden in Dollar. Steigt der Dollar sprunghaft im Wert, können sich Dollar-Guthabenbesitzer freuen, die Gläubiger aber nicht. Sie müssen in nationaler Währung mehr aufwenden, um die Dollarschuld bezahlen zu können. Historisch war dies immer wieder der Grund für Staatspleiten in Lateinamerika oder Südostasien. Inzwischen ist der Schuldenberg weltweit jedoch auf einen neuen Rekordwert von 200 Billionen Dollar angestiegen.
Die ersten leichten Winde in der Weltwirtschaft zeigen, dass es im neuen Jahr daher rauer wird. Sie zeigen auch, dass es keinen leichten Ausstieg aus der historisch einmalig lange andauernden Niedrigzinsphase gibt. Das Loch, das die Notenbanken durch ihre Zinsmanipulation weltweit geschaffen haben, ist sehr tief, es zuzuschütten wird zu einem sehr schwierigen Unterfangen. Es ist so, wie der Ökonom Roland Baader es einmal gesagt hat: Was gestern verfrühstückt wurde, muss morgen nachgehungert werden.
Erstmals erschienen in der Fuldaer Zeitung am 17. Dezember 2016.