Mikio Kumada, CIIA, Global Strategist bei LGT Capital Partners. Angesichts der wirtschaftsnationalistischen Rhetorik des neuen US-Präsidenten warnen viele Beobachter vor einer drohenden Ära des Protektionismus, welche den Welthandel und damit Wohlstand und Wachstum aller Beteiligten belasten werde. Auch bei LGT sieht und beobachtet man dieses Risiko, muss jedoch zugleich feststellen, dass die Märkte derzeit das genaue Gegenteil signalisieren. US-Präsident Donald Trump gilt als ein ausgesprochener Protektionist. In seiner Antrittsrede bestätigte er erneut die Kernbotschaft seines Wahlkampfes: "Amerika zuerst". An seinem ersten Arbeitstag erklärte er – wie im Dezember versprochen – per Dekret den Rückzug der USA aus der geplanten Transpazifischen Partnerschaft (TPP). Es folgte die offizielle Ankündigung der Neuverhandlung des seit Jahrzehnten existierenden Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA). Unternehmen, die ihre Produkte in den USA verkaufen wollen, sollen diese auch in den USA herstellen oder Zölle zahlen. Auch in Europa werden Freihandel, Globalisierung und selbst die Europäische Union inzwischen von diversen politischen Kräften zunehmend in Frage gestellt. Transatlantische Handels- und Investitionsabkommen wie TTIP und CETA sind unpopulär.
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Angesichts der wirtschaftsnationalistischen Rhetorik des neuen US-Präsidenten warnen viele Beobachter vor einer drohenden Ära des Protektionismus, welche den Welthandel und damit Wohlstand und Wachstum aller Beteiligten belasten werde. Auch bei LGT sieht und beobachtet man dieses Risiko, muss jedoch zugleich feststellen, dass die Märkte derzeit das genaue Gegenteil signalisieren.
US-Präsident Donald Trump gilt als ein ausgesprochener Protektionist. In seiner Antrittsrede bestätigte er erneut die Kernbotschaft seines Wahlkampfes: "Amerika zuerst". An seinem ersten Arbeitstag erklärte er – wie im Dezember versprochen – per Dekret den Rückzug der USA aus der geplanten Transpazifischen Partnerschaft (TPP). Es folgte die offizielle Ankündigung der Neuverhandlung des seit Jahrzehnten existierenden Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA). Unternehmen, die ihre Produkte in den USA verkaufen wollen, sollen diese auch in den USA herstellen oder Zölle zahlen.
Auch in Europa werden Freihandel, Globalisierung und selbst die Europäische Union inzwischen von diversen politischen Kräften zunehmend in Frage gestellt. Transatlantische Handels- und Investitionsabkommen wie TTIP und CETA sind unpopulär. So warnen manche vor einem anbrechenden Zeitalter des Protektionismus, welches den Welthandel belasten und damit den Wohlstand aller Beteiligten unter dem Strich reduzieren werde. Wäre diese Vision glaubwürdig genug, müsste sie natürlich die Aktienmärkte strapazieren – zumindest aber zu einer Bevorzugung der potenziellen Protektionismusgewinner führen.
Finanzmärkte signalisieren wachsenden Welthandel
Davon kann derzeit aber kaum die Rede sein. Die Finanzmärkte signalisieren eher das Gegenteil. Auch wenn die anfängliche Begeisterung seit Dezember etwas abgeklungen ist, notieren die Aktienkurse schliesslich weltweit deutlich höher als am US-Wahltag, ebenso wie die Zinsen und die Rohstoffpreise. Auch die Emerging Markets zeigen sich mehrheitlich fester (vgl. Tabelle und Chart, Seite 3 im PDF). Noch interessanter ist aber die überdurchschnittlich ausgeprägte Stärke der globalen Handelsschifffahrt – also genau jener Branche, die besonders vom Welthandel abhängt. Der MSCI All-Country Marine-Index hat seit der Wahl in US-Dollar rund 14% zugelegt und damit nicht nur alle Hauptsektoren, sondern auch die typischerweise zu den Protektionismus-Profiteuren gezählten US-Smallcaps geschlagen (vgl. Grafik, Seite 2 im PDF).
Optimistische schwedische Export- und Produktionsmanager
Doch es sind nicht nur die Investoren, die sich zuversichtlich zeigen: Die Einkaufsmanagerumfragen (PMI) hellen sich seit etwa einem Jahr weltweit stetig auf. Seit letztem Herbst sind aber die Export- und Produktionsindizes in Schweden im internationalen Vergleich überdurchschnittlich angestiegen. Potenziell relevant ist diese Entwicklung deshalb, weil Schwedens offene Volkswirtschaft aufgrund ihrer sehr hohen Exportquote (45% der Wirtschaftsleistung) sehr sensibel gegenüber Schwankungen des Welthandels ist.
Angesichts solcher stimmigen Signale sollten man sich vor voreiligen Schlussfolgerungen zur vermeintlichen Globalisierungsfeindlichkeit der jüngsten politischen Entwicklungen hüten. Natürlich könnten sich Investoren und Exportmanager irren. Doch auch wenn es in Anbetracht der aktuellen Schlagzeilen schwer zu glauben ist, manchmal denken die Finanzmärkte eben zwei Schritte voraus.
So ist auch folgende Erklärung denkbar: Vielleicht kann das erwartete höhere Weltwirtschaftswachstum die kommenden Zölle und Handelsschranken ausgleichen. Ausserdem könnte der durch das Brexit-Votum und den Trump-Wahlsieg ausgelöste politische Prozess letztlich dazu führen, dass die Globalisierung am Ende stärker in Einklang mit den Präferenzen breiter Wählerschichten gebracht wird – und damit zu einer stabileren und nachhaltig tragbaren internationalen Handelsordnung beitragen.
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