Die Frau im Wetterhäuschen (Bild: Pixelio, Maren Bessler) Für viele Anleger sind Aktien und Anleihen untrennbar miteinander verbunden – wie die Frau und der Mann im traditionellen Wetterhäuschen, glaubt Mike Brooks, Head of Multi-Asset Growth Strategies Investment Solutions bei Aberdeen AM. Bei schönem Wetter kommt die Frau mit einem Sonnenhut aus dem Wetterhäuschen, der Mann mit einem Regenschirm, wenn es nach Regen aussieht – sie kommen aber nie gleichzeitig aus dem Haus. Analog wird häufig angenommen, dass Aktien- und Anleihekurse nie identisch reagieren. Der Anstieg einer Assetklasse gleicht den Rückgang der anderen aus, und die Gesamtperformance von Portfolios, die aus einer einfachen Mischung aus Aktien und Anleihen bestehen, ist stets hoch. Auf dieser gleichsam in Fels gemeisselten Erkenntnis bauen viele Portfolios auf. Doch bei genauerem Hinsehen erkennt man Risse in diesem Felsen. Es gab nach dem Zweiten Weltkrieg nur zwei Phasen, in denen die gleitenden Fünfjahresrenditen von US-Aktien und -Staatsanleihen eine negative Korrelation aufwiesen: Von 1955 bis 1965 sowie in den letzten 15 Jahren. Mit anderen Worten: Die Anomalie besteht nicht darin, dass Aktien und Anleihen in die gleiche Richtung marschieren. Eine Anomalie liegt vielmehr dann vor, wenn sie es nicht tun.
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Für viele Anleger sind Aktien und Anleihen untrennbar miteinander verbunden – wie die Frau und der Mann im traditionellen Wetterhäuschen, glaubt Mike Brooks, Head of Multi-Asset Growth Strategies Investment Solutions bei Aberdeen AM.
Bei schönem Wetter kommt die Frau mit einem Sonnenhut aus dem Wetterhäuschen, der Mann mit einem Regenschirm, wenn es nach Regen aussieht – sie kommen aber nie gleichzeitig aus dem Haus. Analog wird häufig angenommen, dass Aktien- und Anleihekurse nie identisch reagieren. Der Anstieg einer Assetklasse gleicht den Rückgang der anderen aus, und die Gesamtperformance von Portfolios, die aus einer einfachen Mischung aus Aktien und Anleihen bestehen, ist stets hoch. Auf dieser gleichsam in Fels gemeisselten Erkenntnis bauen viele Portfolios auf.
Doch bei genauerem Hinsehen erkennt man Risse in diesem Felsen. Es gab nach dem Zweiten Weltkrieg nur zwei Phasen, in denen die gleitenden Fünfjahresrenditen von US-Aktien und -Staatsanleihen eine negative Korrelation aufwiesen: Von 1955 bis 1965 sowie in den letzten 15 Jahren. Mit anderen Worten: Die Anomalie besteht nicht darin, dass Aktien und Anleihen in die gleiche Richtung marschieren. Eine Anomalie liegt vielmehr dann vor, wenn sie es nicht tun. Diese Beziehung beruht auf dem "Marktmodell der Federal Reserve": Wenn die von einem Anleger mit Anleihen erzielbare Rendite sinkt, dann sollten agnostische Investoren auch bereit sein, niedrigere Aktienrenditen zu akzeptieren.
Wenn sich Sonnenfrau und Regenmann wieder häufiger abwechseln, stehen Anlegern turbulentere Zeiten ins Haus – und vieles deutet darauf hin, dass dies auch in den kommenden Jahren der Fall sein wird.
Was aber können Investoren tun, wenn Aktien und Anleihen beginnen, im Gleichschritte zu marschieren? Es gibt nur eine Lösung: Man muss investierbare Vermögenswerte finden, die sich anders verhalten. Dies ist aber längst kein gefährliches unwegsames Neuland mehr, denn Portfolios, die ausschließlich aus Aktien und Anleihen bestehen, sind inzwischen ohnehin nicht mehr die Regel. Mittlerweile werden Portfolios mit Alpha-Strategien, Immobilien- und Infrastrukturinvestitionen diversifiziert, um nur drei zusätzliche Assetklassen zu nennen.
Einige dieser Assetklassen weisen eine niedrige Korrelation mit Aktien oder Anleihen auf, erzielen jedoch gleichzeitig die Wertsteigerung, die Anleger anstreben. So profitieren Investitionen in Infrastruktureinrichtungen wie Wind- und Solarparks von regelmäßigen und sicheren Erlösen und unterliegen somit nicht den Launen des Aktienmarktes. Der boomende Markt für Katastrophenanleihen geht sogar noch weiter: Zahlungsausfälle sind keine Folge von wirtschaftlichen Kräften, die Bondinhaber in finanzielle Bedrängnis bringen, sondern der Schäden, die durch extreme Naturkatastrophen entstehen.
Diversifikation ist eine Grundvoraussetzung für die Erzielung nachhaltigen langfristigen Wachstums, daher hat Aberdeen Asset Management ihre Allokationen in nicht-traditionellen Investments in den letzten 12 Monaten weiter aufgestockt. Sie verleihen so ihrer Sorge über die zunehmenden Abwärtsrisiken ihres Hauptszenarios Ausdruck: Aktien sind seit dem Tiefpunkt der globalen Finanzkrise stark gestiegen, so dass sie nun zunehmend anfällig für Rückschläge werden. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – und die Massnahmen, mit denen die Politik und Zentralbanken darauf reagiert haben – haben dazu beigetragen, dass die Anleihenrenditen auf historische Tiefstände gesunken sind. Im Klartext bedeutet dies nicht nur, dass klassische Anleihen künftig kaum Renditebeiträge leisten, sondern auch, dass sie im Zusammenspiel mit Aktien weniger Diversifikationsvorteile bieten. Mehrere unserer Wirtschaftsszenarien gehen von einem möglichen gleichzeitigen Rückgang der Aktien- und der Rentenmärkte aus.
Es sei jedoch daran erinnert, dass Diversifikation nie ausschliesslich nur um der Diversifikation willen erfolgen sollte. Der wahllose Kauf von Vermögenswerten war noch nie ratsam. Wir sehen zahlreiche attraktive Anlagemöglichkeiten im Universum der alternativen Investments, deren Aufnahme in ein Portfolio sowohl aufgrund ihrer Vorteile und ihres Wertes als auch zu Diversifikationszwecken gerechtfertigt ist.
Im Wetterhäuschen von Multi-Asset-Investoren stehen künftig nicht mehr nur Sonnenfrau und Regenmann. Sie erhalten vielmehr Gesellschaft von ihrer Wetterfamilie und ihren Wetterfreunden, so dass man künftig mehrere Leute vor der Tür sehen kann, die den Besitzer des Wetterhäuschens anlächeln.
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