Jason Pidcock, Head of Strategy, Asian Income, bei Jupiter Asset Management. Die riesige, neue und wohlhabende Mittelschicht in China hat ihren Horizont erweitert. Der Zugang zu bester Gesundheits- und Bildungsversorgung sowie den schönsten Urlaubszielen steht ganz oben auf ihrer Prioritätenliste und die Bereitschaft, dafür ins Ausland zu reisen, ist grösser denn je. Jason Pidcock, Head of Strategy, Asian Income, bei Jupiter Asset Management berichtet, wie sich das Geschäftsumfeld in Asien durch diese neue Dynamik gerade verändert. Über weite Strecken der letzten 30 Jahre haben internationale Anleger die Region Asien-Pazifik (ohne Japan) als eine einfache Schwellenmarkt-Story verstanden: Rasant industrialisierende Hochburgen der Fertigungsindustrie verschlingen die Ressourcen ihrer rohstoffreichen Nachbarn. So kann damit Billigware für den Export in den Westen produziert und für alle beteiligten Unternehmen Gewinne können generiert werden. Während dies in gewisser Hinsicht weiterhin gilt, vollzieht sich dennoch ein Wandel in Asien. Die wirtschaftlichen Kontakte zu den westlichen Industrieländern spielen nach wie vor eine grosse Rolle. Was aber heute zunehmend an Bedeutung gewinnt, sind die intraregionalen Beziehungen. Dienstleistungen machen einen wachsenden Anteil des Handels zwischen den Ländern Asiens aus.
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Die riesige, neue und wohlhabende Mittelschicht in China hat ihren Horizont erweitert. Der Zugang zu bester Gesundheits- und Bildungsversorgung sowie den schönsten Urlaubszielen steht ganz oben auf ihrer Prioritätenliste und die Bereitschaft, dafür ins Ausland zu reisen, ist grösser denn je. Jason Pidcock, Head of Strategy, Asian Income, bei Jupiter Asset Management berichtet, wie sich das Geschäftsumfeld in Asien durch diese neue Dynamik gerade verändert.
Über weite Strecken der letzten 30 Jahre haben internationale Anleger die Region Asien-Pazifik (ohne Japan) als eine einfache Schwellenmarkt-Story verstanden: Rasant industrialisierende Hochburgen der Fertigungsindustrie verschlingen die Ressourcen ihrer rohstoffreichen Nachbarn. So kann damit Billigware für den Export in den Westen produziert und für alle beteiligten Unternehmen Gewinne können generiert werden. Während dies in gewisser Hinsicht weiterhin gilt, vollzieht sich dennoch ein Wandel in Asien. Die wirtschaftlichen Kontakte zu den westlichen Industrieländern spielen nach wie vor eine grosse Rolle. Was aber heute zunehmend an Bedeutung gewinnt, sind die intraregionalen Beziehungen. Dienstleistungen machen einen wachsenden Anteil des Handels zwischen den Ländern Asiens aus. Eine Branche, die diesen Umbruch nach Meinung von Jason Pidcock, Head of Strategy, Asian Income, bei Jupiter Asset Management, am deutlichsten widerspiegelt – und sich für Investitionen wohl auch am besten eignet – ist der Tourismus.
Aufstieg der Mittelschichten
Das anhaltend rasante Wachstum der chinesischen Mittelschicht hat einen wahrhaften Boom des Auslandstourismus ausgelöst, da die Erwartungen und Horizonte der neuen Wohlhabenden über die heimischen Grenzen hinauswachsen. In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der ins Ausland reisenden Chinesen beständig und signifikant gestiegen. Das Land ist dadurch zum zweitgrössten Tourismusmarkt der Welt geworden und steuert 50 Prozent zum Wachstum der globalen Reisebranche bei. Chinesische Touristen haben das Geld, um zu reisen, aber auch für Waren und Dienstleistungen an ihrem Urlaubsort. Die neue Tourismuswelle hat sich demnach als riesiger Segen für all jene Unternehmen erwiesen, die sich an diese Entwicklung anpassen konnten. In Macau etwa haben Casinobetreiber, die sowohl den High-End-Tourismus als auch den Massenmarkt bedienen, ihre jüngste Flaute überwunden und erwirtschaften nun wieder sehr ordentliche Erträge. Flughafenbetreiber und andere Reiseinfrastruktur-Unternehmen, die für die beliebtesten Urlaubsziele positioniert sind, verzeichnen einen ungebrochen starken Anstieg der Passagierzahlen. Gleichzeitig profitieren im Einzelhandel die Betreiber und Eigentümer von Einkaufszentren von einem boomenden Touristengeschäft in den 1A-Lagen.
Ein neues Modell in Down Under
Auch weniger offensichtliche Formen des Tourismus üben Einfluss darauf aus, wie der Geldfluss zwischen den asiatisch-pazifischen Ländern (ohne Japan) verläuft. China beendet nun die besonders wachstumsstarke Phase seiner Industrialisierung und wendet sich einem stärker konsumorientierten Wirtschaftsmodell zu. Daher besteht für das Land auch ein immer geringerer Bedarf an Metallen und anderen Rohstoffen aus benachbarten Ländern, allen voran Australien. Doch für die Unternehmen dort wurde diese rückläufige Entwicklung durch den Bildungssektor aufgefangen. In Chinas zunehmend wettbewerbsintensivem Beschäftigungsumfeld ist die Bildungsqualität eines der grössten Anliegen der neuen chinesischen Mittelschicht. Jenseits des Südchinesischen Meeres bieten Australiens öffentliche und private Bildungseinrichtungen eine erstklassige Ausbildung nach westlichen Standards. Dies hat dem Land einen enormen Zustrom an chinesischen Studenten sowie einen entsprechenden Vermögenszufluss beschert. Für Australien ist Bildung damit faktisch zu einem Dienstleistungsimport geworden.
Ein weiteres wichtiges Anliegen der neuen wohlhabenden und mobilen Mittelschicht in Asien ist die Gesundheit, denn die Region weist bei der staatlichen Gesundheitsversorgung mitunter sehr unterschiedliche Standards auf. Dies schafft einen wachsenden Markt für Gesundheitstourismus. Die zunehmende Nachfrage nach gesundheitsbezogenen Dienstleistungen im Ausland hat Unternehmen der Branche dazu veranlasst, private Krankenhäuser in zentraler Nähe zu Bevölkerungszentren zu errichten. Die besten Projekte haben gemäss Jason Pidcock gute Chancen, den Unternehmen langfristig hohe Erträge zu bescheren.
Wird der Tourismusboom von Dauer sein?
Die chinesische Tourismusbranche befindet sich in einer Phase extrem rasanter Expansion. Doch kann dieses Wachstum aufrechterhalten werden? Bei Jupiter ist man davon überzeugt. Chinas neue Mobilität der Wohlhabenden hat sich fest etabliert und dürfte dem ein oder anderen Sektor zu weiterem Wachstum verhelfen.
Beispielsweise ist trotz der Zuwächse, die der Tourismus in China bereits verzeichnet hat, der Anteil der auslandsreisenden Bevölkerung des Landes im Vergleich zu anderen Märkten weiterhin unglaublich niedrig. So beträgt die durchschnittliche Anzahl der Auslandsreisen pro Kopf und Jahr in China gerade einmal 0,09, verglichen mit 0,3 Reisen in den USA und 1,2 Reisen in Grossbritannien. Schätzungen des Analysehauses CLSA zufolge dürften die chinesischen Tourismusausgaben in den kommenden fünf Jahren mit einer jährlichen Rate von 20 Prozent steigen. Als Treiber werden hierbei steigende verfügbare Einkommen, Visa-Erleichterungen sowie rasch expandierende Flugnetze fungieren.
Autor: jog