Elektromobilität kostet mehr Zeit und Geld Einen PKW mit Verbrennungsmotor aufzutanken dauert an der Tankstelle, selbst mit kleinen Wartezeiten an der Säule oder der Kasse, weniger als 10 Minuten. Wenn Sie also mit Ihrem Mittelklasse-PKW von Berlin nach München fahren, werden Sie etwa 20 Minuten an der Tankstelle stehen. Mit einem sparsamen Dieselmotor reicht Ihnen für die 590 km locker ein Tankstop. Mit einem elektrisch betriebenen Nissan Leaf oder Renault Zoe (Reichweite < 300 km) werden Sie jedoch mindestens zweimal das Auto für mindestens eine Stunde an eine Schnellladestation anschließen müssen. Es bleibt zu hoffen, dass die Zahl der Schnellladestaionen mit der der elektrisch betriebenen Fahrzeuge proportional wächst, sonst müssten sie auch noch
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Elektromobilität kostet mehr Zeit und Geld
Einen PKW mit Verbrennungsmotor aufzutanken dauert an der Tankstelle, selbst mit kleinen Wartezeiten an der Säule oder der Kasse, weniger als 10 Minuten. Wenn Sie also mit Ihrem Mittelklasse-PKW von Berlin nach München fahren, werden Sie etwa 20 Minuten an der Tankstelle stehen. Mit einem sparsamen Dieselmotor reicht Ihnen für die 590 km locker ein Tankstop.
Mit einem elektrisch betriebenen Nissan Leaf oder Renault Zoe (Reichweite < 300 km) werden Sie jedoch mindestens zweimal das Auto für mindestens eine Stunde an eine Schnellladestation anschließen müssen. Es bleibt zu hoffen, dass die Zahl der Schnellladestaionen mit der der elektrisch betriebenen Fahrzeuge proportional wächst, sonst müssten sie auch noch stundenlang an einer Tankstelle auf eine freie Ladestation warten. Denn wenn erst mal 80% unseres Personenverkehrs elektrisch laufen, werden wir mehr Ladesäulen als heute Zapfsäulen benötigen, weil Laden länger dauert als Tanken.
Berlin-München: 120 Minuten tanken, anstatt 10 Minuten. Was machen Sie in der Zeit? Einen Film auf dem Tablet ansehen? Computerspiele? Arbeiten im „Homeoffice“? Endlich mal wieder ein Buch lesen? Wird sich unser Leben entschleunigen? Oder werden uns diese Wartezeiten in unserer schnelllebigen Zeit noch unruhiger werden lassen? Zeit ist Geld. Das werden auch die Vertriebsleiter feststellen, wenn Ihre Verkäufer an der Ladesäule statt beim Kunden sind. Das werden die Kunden zähneknirschend bemerken, die eine Stunde länger auf den Handwerker warten müssen, weil der erst sein Elektroauto aufladen musste. Sofern in der Elektromobilität keine Revolution stattfindet, werden wir in ein neues Zeitalter des Zeitmanagements eintreten. Doch wird dieses Zeitalter überhaupt kommen?
Schon heute äußern Automobilbauer, dass die Nachfrage nach elektrisch betriebenen Fahrzeugen nicht den Erwartungen entspricht. Die Nachfrage nach elektrischer Energie wird steigen, die Zahl der Zulieferer (Kohlekraftwerke, Atomkraftwerke) wird sinken; das Angebot an regenerativen Energien wird mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten können. Der Nachfrageüberschuss wird zu gewaltigen Preisanstiegen führen. Das Fahren mit Strom wird teurer werden als mit Verbrennungsmotoren, was zu einem weiteren Nachfrageeinbruch bei Elektroautos führt. Zudem wird die Verteuerung der Energie durch die staatlichen Markteingriffe sich auch auf die Haushalte, und damit besonders die ärmeren auswirken. Der Durchschnittsbürger wird sich bald kein Auto mehr leisten können, dass nach 100.000 km durch den notwendigen Akkuwechsel quasi einen wirtschaftlichen Totalschaden erfährt.
Für mich gibt es bei der Elektromobilität noch ein weiteres Horrorszenario: Stellen Sie sich einen Tag in naher Zukunft im Januar bei minus 10°C vor. Auf der A45 entsteht ein 30 km langer Stau. 80% der Fahrzeuge sind elektrisch betrieben und müssen auch elektrisch heizen. Als die Stauursache beseitigt ist, ist bei 60% der stehenden Fahrzeuge der Akku leer. Wie soll man all diese Akkus nun wieder aufladen und die Straße frei bekommen?
Bäume statt Windräder
Längst gibt es nicht genügend regenerative Energien, um den Autoverkehr zu elektrifizieren. Ein moderner Diesel hat danach noch immer einen bessere CO2-Bilanz als ein Benziner oder ein Elektrofahrzeug in der Gegenwart.
Inzwischen mehren sich Stimmen, dass man für weniger atmosphärisches CO2 in Deutschland lieber Bäume pflanzen sollte, anstatt Wälder zu fällen, die belebten Waldböden durch gewaltige Betonsockel zu ersetzen und darauf Windräder zu errichten. Bäume geben Vögeln, Fledermäusen und Insekten eine Heimat, anstatt sie wie die Windräder zu töten. Außerdem sehen sie schöner aus. Die massive Begrünung von Innenstädten fängt nicht nur das CO2 ab, es vermindert auch den Feinstaub, senkt im Sommer die Temperaturen und erzeugt ein lebenswerteres Stadtbild.
Vernünftige Mobilität: einfach, kostengünstig, zeitsparend
Eine weitere, in der heutigen Zeit recht einfach umzusetzende Maßnahme wäre, unsere Straßen vom Stau zu befreien. Motoren würden weniger lange laufen und Abgase in die Luft blasen. Die Menschen würden früher ans Ziel kommen.
Die erste Voraussetzung dafür wäre die kontinuierliche Messung der Verkehrsdichte und der Fließgeschwindigkeit. Ob man dafür nun die „Handydichte“ vor Ort oder im Fahrzeug eingebaute (anonyme) Sender verwendet, ist dabei nicht so relevant. Die hierbei erfassten Daten geben schnell Hinweise auf notwendige Infrastrukturmaßnahmen, wie etwa die Notwendigkeit von Umgehungsstraßen oder die Reparatur von Engpässen.
Intelligente Navigationssysteme könnten mit den Daten stets den optimalen Weg im Hinblick auf Zeit und Energieverbrauch ermitteln und Verkehrsknotenpunkte entlasten. Gegenüber der Elektromobilität, würden wir die Fahrtkosten senken, den Ausstoß an CO2, Feinstaub und Stickoxiden reduzieren, preiswerter mit der bewährten Mobilität von A nach B kommen und dabei noch Zeit sparen! Unsere Wirtschaft und die Verbraucher, die dann weniger für Energie und Fahrzeuge bezahlen müssen, dürften das sehr begrüßen.
Ein neues Konzept innerstädtischer Mobilität
Langfristig sollten sich auf einem freien Markt auch Car-Sharing-Konzepte, Taxi-Alternativen wie Uber und Elektromobilität im innerstädtischen Transportwesen (Müllabfuhr, Post, ÖPNV) durchsetzen können. Auch innerstädtische Parkplatzprobleme können damit reduziert werden.
Ja, wir müssen für die Zukunft Verkehr neu denken, doch von einer Ebene aus, die das gesamte Verkehrssystem betrachtet, nicht nur den Antrieb des SUV, mit dem Papa die Kinder zur Fridays-for-Future-Demo fährt.
Innenstadtbegrünung, Verkehrsflussmessung, Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, intelligente Navigation und Car-Sharing sind Ansätze, über die Bund und Kommunen eher nachdenken sollten als über Dieselverbote, Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen und Subventionen für Elektromobilität. Für den Bürger bedeutet das bessere Luft in den Innenstädten, niedrigere Kosten und eine signifikante Zeitersparnis im Verkehr.
Oktober 19, Dirk Hesse (Bundesgeneralsekretär der Partei der Vernunft)