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Das Bemerkenswerte an Bitcoins ist, dass es sie überhaupt gibt

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Von Jeffrey Tucker (Ludwig von Mises Institut Deutschland) – Es war in der zweiten Februarwoche 2013, als ich zum ersten Mal öffentlich die Meinung vertreten habe, dass Bitcoin eine großartige Sache ist. Der Kurs lag bei 25 US-Dollar pro Bitcoin und war gerade auf dem Weg zu einem neuen Hoch, mit nachfolgendem Crash – ein Muster, dass sich seit zwei Jahren immer wiederholte. Ich kam gerade von einer Konferenz zurück, auf der mich einige Bitcoin-Enthusiasten umringt und mit den Informationen bombardiert hatten, die ich benötigte. Es sollte weitere zwei Monate dauern, bis ich diese soweit verarbeitet hatte, um einen Artikel zu verfassen. Aber in dieser frühen Phase reichte es, öffentlich Skepsis zu äußern, um den Himmel zum Einsturz zu bringen. Bis zum heutigen Tag musste ich nie wieder solch geballter Kritik gegenübertreten. Hohn, Spott, Entrüstung, Abscheu – mit all dem wurde ich in den sozialen Netzwerken überschüttet, auf sehr persönliche und beleidigende Art und Weise. Zum ersten Mal erlebte ich das Gefühl, es würde sich die ganze Welt gegen einen richten (soziale Netzwerke erschaffen typischerweise diese Illusion). Aber ich verstand den Grund dafür sehr gut.

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Das Bemerkenswerte an Bitcoins ist, dass es sie überhaupt gibt


Von Jeffrey Tucker (Ludwig von Mises Institut Deutschland) – Es war in der zweiten Februarwoche 2013, als ich zum ersten Mal öffentlich die Meinung vertreten habe, dass Bitcoin eine großartige Sache ist. Der Kurs lag bei 25 US-Dollar pro Bitcoin und war gerade auf dem Weg zu einem neuen Hoch, mit nachfolgendem Crash – ein Muster, dass sich seit zwei Jahren immer wiederholte.

Ich kam gerade von einer Konferenz zurück, auf der mich einige Bitcoin-Enthusiasten umringt und mit den Informationen bombardiert hatten, die ich benötigte. Es sollte weitere zwei Monate dauern, bis ich diese soweit verarbeitet hatte, um einen Artikel zu verfassen. Aber in dieser frühen Phase reichte es, öffentlich Skepsis zu äußern, um den Himmel zum Einsturz zu bringen.

Bis zum heutigen Tag musste ich nie wieder solch geballter Kritik gegenübertreten. Hohn, Spott, Entrüstung, Abscheu – mit all dem wurde ich in den sozialen Netzwerken überschüttet, auf sehr persönliche und beleidigende Art und Weise. Zum ersten Mal erlebte ich das Gefühl, es würde sich die ganze Welt gegen einen richten (soziale Netzwerke erschaffen typischerweise diese Illusion).

Aber ich verstand den Grund dafür sehr gut. Seit 2009 beschäftigte ich mich mit Beiträgen zum Thema „Bitcoin“ – zur Fangemeinde gehörte ich nicht.

Geld für nichts?

Wie ist es möglich, aus Codezeilen Geld zu erschaffen? Das schien mir absurd, geradezu eine neue Art von Alchemie. Geld kann nur aus im Tauschhandel verwendeten Waren entstehen – Carl Menger hatte es schließlich bewiesen. Sollten Bitcoins einen Wert haben, so musste es sich um einen Fehler handeln – als Ergebnis cleveren Marketings, wie bei jedem Pyramidenspiel. Wie alle Beobachter damals (viele gab es ja nicht) verstand ich nichts von dem zugrundeliegenden Bezahlsystem (der Blockchain) oder der komplexen Geschichte, die 2008 zur Schaffung von Bitcoin führte. Ich hatte das originale Thesenpapier gelesen, aber verstand kaum etwas davon.

Also hielt ich Bitcoin für Unfug, das muss ich zugeben.

Bitcoin war meine Theorie egal

Groucho Marx sagte einst:

„Wem wollen Sie glauben, mir oder Ihren eigenen Augen?“

Nachdem ich mir einige Bitcoin gekauft und mit ihnen bezahlt hatte, musste ich etwas verarbeiten, dass eine enorme Auswirkung auf meine intellektuelle Entwicklung haben sollte. Ich musste eine Realität anerkennen, die ich nicht erklären konnte. Seit meinen Collegezeiten habe ich über Geld, Geldgeschichte und Geldtheorie geschrieben. Ich dachte, ich würde mich auskennen. Und jetzt gab es diese neue Sache, die all meine Theorien zu wiederlegen schien. Wem sollte ich nun glauben – mir selbst oder meinen eigenen Augen?

Ich entschied mich schließlich für meine Augen. Der Markt schien schlauer zu sein als mein Fachwissen. Diese Erfahrung führte bei mir zu neuer Demut – eine Lektion, die ich hoffentlich nie vergessen werde. Niemand sollte sich seiner Theorien so sicher sein, dass er glaubt, nicht mehr aus dem Fenster schauen und sich in die Realität hinauswagen zu müssen, um etwas zu entdecken, dass die eigenen Theorien nicht erklären können. Dies ist eine Hayek`sche Vorstellung, die Intellektuelle gerne ignorieren.

Erste Veröffentlichungen

Bitcoin ist nun bald sieben Jahre alt, und der Kurs ist wieder nahe 1.000 Dollar pro Bitcoin. Aus diesem Anlass entschied ich mich, meine erste Veröffentlichung über Bitcoin vom 1. April 2013 noch einmal anzuschauen, um mir diese Lektion erneut zu vergegenwärtigen. Dabei bin ich Max Borders (damals der Editor der FEE) und Lawrence Read (Präsident der FEE) zu Dank dafür verpflichtet, dass sie sich getraut haben, einen Artikel zu veröffentlichen, der scheinbar allen hergebrachten Erkenntnissen widersprach. Sie wagten es, diesen Artikel zu veröffentlichen – den vermutlich ersten wichtigen Artikel im etablierten, marktorientierten Meinungsspektrum, der die Meinung vertrat: Bitcoin ist etwas Gutes und Wichtiges.

Im Rückblick scheint es, als ob ich das Wichtigste zuerst geschrieben habe:

„Um Bitcoin zu verstehen, müssen wir unbedingt die Grenzen unserer Vorstellungskraft bezüglich dessen, was der freie Markt in Zukunft für uns hervorbringen kann, verstehen.

Hätte beispielsweise jemand vor 30 Jahren gesagt, dass elektronischer Text – Einsen und Nullen, die durch die Luft fliegen und in unseren virtuellen Postfächern landen, die wir Tag und Nacht einsehen können – eines Tages den Briefverkehr ersetzen würde, hätten Sie das vermutlich für unmöglich gehalten.

Schließlich hatten nicht einmal die Jetsons Email. Elroy brachte Nachrichten von seinem Lehrer auf Papier heim. Und doch hat Email den Briefverkehr weitestgehend verdrängt, genau wie SMS, soziale Netzwerke, Kurznachrichten und sogar Digitaltelefonie über Internet die traditionellen Telefone verdrängen.

Es scheint so, als ob wir uns die Zukunft nur schwer vorstellen können, insbesondere, wenn Unternehmer sich darauf spezialisieren, uns mit ihren Erfindungen zu überraschen. Die Märkte überraschen selbst die wildesten Träumer, und sie sind sicher schlauer als die Intellektuellen, die verkünden, dass dieses und jenes nicht möglich sei.

Genau so ist es heute. Was wäre, wenn ich behaupten würde, dass digitales Geld eines Tages das staatliche Papiergeld verdrängen wird?“

Dann legte ich die Gründe für meine Bekehrung dar. Der wichtigste besteht darin, dass Bitcoin eine wesentliche Geldeigenschaft besitzt, die kein digitales Alternativgeld davor besessen hat: Knappheit. Der Algorithmus wies Eigentumsrechte an den Geldeinheiten zu. Zu dem Zeitpunkt reichte das, um mich davon zu überzeugen, dass Bitcoins zu Geld werden könnten. Es sollte ein weiteres Jahr dauern, bis ich zu den intellektuellen Wurzeln vordringen sollte, und eineinhalb Jahre, bis ich vernünftig erklären konnte, warum Bitcoins überhaupt in eine Position gelangen konnten, einen Wert zu besitzen.

Mein erster Artikel kam zu folgendem Ergebnis:

„Es ist möglich, dass sich Bitcoin als Flop erweist. Vielleicht handelt es sich auch nur um Kinderkrankheiten. Vielleicht werden tausende bei diesem ersten Experiment das letzte Hemd verlieren. Aber wird die Digitalisierung von Geld kommen? Ganz sicher. Aber diese Menschen werden nicht die Kontrolle haben. Die Märkte werden ihr Werk vollbringen und die Zukunft formen, egal ob wir mit ihr einverstanden sind oder sie gänzlich verstehen. Die Zukunft lässt sich nicht aufhalten.“

Und dennoch kommt es nicht auf den Preis an

Wie viele Beobachter lies ich mich von den Kursschwankungen verwirren und glaubte, ein höherer Bitcoin-Kurs würde meine Überzeugung bestätigen, während ein niedrigerer Kurs Zweifel weckte. In Gedanken bejubelte ich den Bitcoin-Boom und sagte das Durchbrechen der 1.000 Dollar-Grenze im Dezember 2013 korrekt voraus – nicht jedoch den Crash, der darauf folgte.

Im Rückblick hätte ich lieber den Gedanken treu bleiben sollen, die mich überhaupt erst auf den Weg gebracht hatten. Das Bemerkenswerte bei Bitcoin ist nicht sein steigender Kurs, seine Verbreitung oder die Geschwindigkeit, mit der seine Geschichte in den Mainstream vordringt. All das wird mit der Zeit kommen, und niemand hat die Kontrolle über diese Vorgänge, ihre Geschwindigkeit oder ihre Richtung. Meine Haupterkenntnis zu der Zeit war immer noch absolut richtig. Das wirklich Bemerkenswerte an Bitcoins ist, dass es sie überhaupt gibt.

Das Geld des digitalen Zeitalters, das ohne Staat funktioniert: Dieses Konzept hat sich als tragfähig erwiesen. Darauf alleine kommt es an. Die Technologie gibt es nun. Sie funktioniert. Sie stellt einen gangbaren Weg dar, das weltweite Geld- und Rechtssystem zu reformieren. Sie weist den Weg in eine leuchtende Zukunft.

Und es ist noch viel wundervoller, wenn man bedenkt, wie Bitcoin all die Experten, inklusive mich selbst, in ihre Schranken verwiesen hat. Und genau deswegen bewundere ich die Marktkräfte so sehr. Niemand kann sie kontrollieren. Niemand kann ihre Wege sicher vorhersagen. Die Märkte sorgen dafür, dass wir demütig bleiben. Sie rufen uns ständig in Erinnerung, dass selbst die scharfsinnigsten und vorausschauendsten Beobachter auf dem falschen Fuß erwischt, und sogar schockiert werden können.

Ich liebe es, in solch einer Welt zu leben, in der die Zukunft nicht nur unbekannt, sondern auch nicht vorhersagbar ist. Das wird immer zutreffen, und das ist auch der Grund, warum niemand die endgültige Kontrolle erlangen wird.

Diese Lektion lehrt uns die unglaubliche Erfahrung mit Bitcoin.

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Dieser Artikel erschien auf Deutsch zuerst auf der Webseite des Ludwig von Mises Institut Deutschland.

Aus dem Englischen übersetzt von Florian Senne. Der Originalbeitrag mit dem Titel What’s Truly Remarkable about Bitcoin: It Exists ist am 31.12.2016 auf der website der Foundation of Economic Education erschienen.

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