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Exportismus

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BuchbesprechungAndreas Nölke: „Exportismus – Die deutsche Droge“, Westend Verlag, Frankfurt, Februar 01, 2021Man kann es drehen und wenden wie man will: Die deutsche Wirtschaft ist viel stärker von Exporten geprägt als alle anderen Volkswirtschaften vergleichbarer Grösse.Wenn man die deutsche Ökonomie verstehen will, führt kein Weg daran vorbei, die Exportlastigkeit der deutschen Wirtschaft unter die Lupe ...

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Buchbesprechung

Andreas Nölke: „Exportismus – Die deutsche Droge“, Westend Verlag, Frankfurt, Februar 01, 2021

Exportismus

Man kann es drehen und wenden wie man will: Die deutsche Wirtschaft ist viel stärker von Exporten geprägt als alle anderen Volkswirtschaften vergleichbarer Grösse.

Wenn man die deutsche Ökonomie verstehen will, führt kein Weg daran vorbei, die Exportlastigkeit der deutschen Wirtschaft unter die Lupe zu nehmen, wie Andreas Nölke in seinem neulich vorgelegten Buch beschreibt.

Obwohl Berlin im internationalen Vergleich mit einem umfangreichen Konjunkturpaket auf die Pandemie reagiert hat, ist die deutsche Wirtschaftsleistung im 2Q2020 infolge der Corona-Krise signifikant eingebrochen.

Nölke argumentiert, dass die Ursache für den starken Einsturz der deutschen Wirtschaft eindeutig die Krise des Exportsektors ist.

Die Exportorientierung einer Wirtschaft wird konventionell durch die Exportquote (das Verhältnis der Ausfuhren zum BIP) gemessen. Weitere Kriterien sind z.B. der von der Bertelsmann Stiftung zusammengestellte „Aussenhandels-Abhängigkeitsindex“ und der vom Wirtschaftsministerium dokumentierte „Offenheitsgrad“. Entscheidend ist aber auch der Anteil der Arbeitsplätze, die insgesamt vom Export abhängen.

Bemerkenswert ist ferner, dass trotz der im internationalen Vergleich sehr ausgeprägten und stark gewachsenen Exportlastigkeit der deutschen Wirtschaft auch heute nur etwa ein Viertel der Wirtschaft für den Export arbeitet.

Warum schlägt dann die Eintrübung der Ausfuhren trotzdem so stark auf die gesamte Wirtschaft durch?

Die neue Richtung in der polit-ökonomischen Vergleichenden Kapitalismus-Forschung liefert dazu ein weiteres Kriterium: Wachstumsmodell („growth model perspective“). 

Die Forschung richtet hierbei das Augenmerk auf die Nachfrageseite. Es geht vorwiegend um die Analyse des komplexen Zusammenwirkens verschiedener politischer Massnahmen und Institutionen in Bezug auf die Nationalökonomie.

Da die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, die von Investitionen und Löhnen stammen, in den heutigen Volkswirtschaften der Industrieländer inzwischen nicht mehr für ein ausreichendes Wachstum sorgen können, wurden in den Industrieländern Ersatzstrategien entwickelt, um das Wachstum trotzdem anzukurbeln.

Grossbritannien beispielsweise setzt auf die Strategie des schulden-finanzierten Konsums, Deutschland auf die Exportstrategie, und Schweden auf die Kombination beider Ansätze.

Wichtig ist, vor Augen zu halten, dass ein extremes Exportmodell notwendig mit Lohnmässigung und fiskalischer Austerität verknüpft ist. 

„Da das deutsche exportgetriebene Modell sich seine Wachstumsimpulse überwiegend aus dem Ausland holt, musste es in einer Krise, die die wichtigsten Handelspartner erfasst, hart getroffen werden“, erklärt der Autor, der als Professor für internationale Beziehungen an der Goethe-Universität tätig ist.

Die naheliegende Frage vor diesem Hintergrund ist daher, ob es nicht an der Zeit ist, sich vom deutschen Exportmodell zu verabschieden. Zumal in Krisenzeiten öfters die Devise lautet, dass wir die Gürtel enger schnallen müssen, um uns aus der Krise zu sparen, was ja auf der Binnennachfrage lastet und das Problem der Exportlastigkeit verschärft.

Zwischen 2000 und 2017 hat die deutsche Binnennachfrage nach IMK-Berechnungen gerade einmal um real 15% zugelegt, die deutschen Exporte gleichzeitig um 120%, wie Nölke darlegt.

Der Unternehmenssektor in Deutschland ist bereits seit 2002 netto Sparer. In der Folge der Investitionszurückhaltung veralten die Industrieanlagen. Und die Arbeitsproduktivität kommt nur langsam voran.

Die Fixierung der deutschen Wirtschaft auf international Wettbewerbsfähigkeit führt nicht nur zu verhältnismässig geringen Löhnen, zu prekären Arbeitsverhältnissen und einer Verschlechterung der sozialen Absicherung, sondern begrenzt den Lebensstandard der deutschen Bevölkerung. 

Der Autor präsentiert in einer allgemein verständlichen Art und Weise, und detailliert, warum die Ausbalancierung des deutschen Modells ökonomisch und politisch möglich ist. Ein wesentliches Buch zum richtigen Zeitpunkt. 



















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