Die Dividende ist der neue Zins und schützt bei Marktschwächen. (Bild: shutterstock.com, Arthimedes) Die Dividende wird beim Anlageentscheid oft vernachlässigt. Dabei bestreitet sie über einen ganzen Aktienzyklus im Durchschnitt gegen zwei Drittel des Aktienertrags. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld und bei volatilen Märkten zahlt sich der Fokus auf die Dividendenrendite doppelt aus.Die Rechnung ist rasch gemacht: Schweizer Bundesobligationen, auch solche mit kürzeren Laufzeiten, rentieren negativ. Unternehmensanleihen bieten keine Alternative, Papiere guter Schuldner werfen nur mehr eine symbolische Rendite ab. Bei Fremdwährungsanleihen kommt das Währungsrisiko hinzu - aus Sicht des starken Frankens nicht zu unterschätzen. Die im Schweizer Aktien-Index SMI vertretenen 20
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Die Dividende wird beim Anlageentscheid oft vernachlässigt. Dabei bestreitet sie über einen ganzen Aktienzyklus im Durchschnitt gegen zwei Drittel des Aktienertrags. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld und bei volatilen Märkten zahlt sich der Fokus auf die Dividendenrendite doppelt aus.
Die Rechnung ist rasch gemacht: Schweizer Bundesobligationen, auch solche mit kürzeren Laufzeiten, rentieren negativ. Unternehmensanleihen bieten keine Alternative, Papiere guter Schuldner werfen nur mehr eine symbolische Rendite ab. Bei Fremdwährungsanleihen kommt das Währungsrisiko hinzu - aus Sicht des starken Frankens nicht zu unterschätzen. Die im Schweizer Aktien-Index SMI vertretenen 20 Standardwerte kommen hingegen auf eine durchschnittlich Dividendenrendite von aktuell 3,3%. Und bei nicht wenigen Qualitätstiteln - grosse und kleine - erreicht die Rendite sogar mehr als 5%. Im Falle der Zurich Insurance Group zum Beispiel, die als sicherer und grosszügiger Dividendenzahler bekannt ist, beträgt die Dividendenrendite aktuell 5,3%.
Will heissen, noch selten war die Differenz von Dividendenrendite zu Obligationen so gross wie heute. Nicht umsonst geht bei Finanzanlagen der Spruch um, die Dividende ist der neue Zins. Beim Stichwort Aktien deshalb an die Dividende zu denken ist keineswegs altbacken, sondern höchst opportun. Zwar machten Aktien seit der Finanzkrise vor zehn Jahren vor allem durch hohe Kursgewinne von sich reden. Wachstumstitel, unter ihnen viele mit geringer oder gar keiner Ausschüttung, gaben den Takt vor und animierten Anleger zum Kauf. Wer sein Depot jedoch allein mit dem Gedanken an erwartete Kursgewinne zusammenstellt, handelt leichtsinnig, um nicht zu sagen fahrlässig.
Der neue Zins
Ausser Beurteilungskriterien wie Management, Marktposition, Finanzkraft, Rentabilität, Innovation und Bewertung sind die Qualität und die Entwicklung der Aktionärsausschüttung genauso aufmerksam zu prüfen. "Dividendenaktien haben sowohl in steigenden, als auch in fallenden Märkten gegenüber dem gesamten Aktienmarkt in der Vergangenheit eine bessere Performance erzielt – bei gleichzeitig tieferen Risikokennzahlen", erklärt das Zuger Unternehmen zCapital, dessen Dividendenfonds für Schweizer Titel einer der erfolgreichsten hierzulande ist.
Dividendenzahlungen unterliegen der Einkommenssteuer, Kapitalgewinne sind in der Schweiz steuerfrei. Aber auch so spielt die Akktionärsausschüttung eine wichtige Rolle für den Gesamtertrag von Aktien. Studien sprechen von 60% (brutto) und mehr, welche die Dividende über einen ganzen Börsenzyklus zur Gesamtperformance beiträgt.
Nach der rekordlangen Hausse seit Ende der Finanzkrise zeigen die Börsen Ermüdungserscheinungen. Der Aufwärtstrend könnte kippen. Handelsstreit, Brexit, nachlassendes Wirtschaftswachstum und Zweifel an der Wirksamkeit der expansiven Notenbankpolitik, die einmal mehr die Welt vor einer Rezession retten soll, setzen der Stimmung zu. Entsprechend hat die Begeisterung für Wachstumstitel nachgelassen und defensive Valoren liegen in Front. Das hat ausser ihrer relativ geringen Abhängigkeit vom Gang der Konjunktur damit zu tun, dass Unternehmen aus defensiven Branchen wie Gesundheit, Stromversorger, Nahrungsmittelhersteller und Telecombetreiber zuverlässige und gute Dividendenzahler sind. Dieser Aspekt gewinnt in einem an Unsicherheit gewinnenden Marktumfeld zunehmend an Bedeutung. Die oft unterschätzte Wirkung der Dividende zeigt neue Kraft.
Ausgewählte Dividendenfonds
zCapital Swiss Dividend Fund
Valor: 19466655, Volumen: 458 Mio. Fr., Performance seit Anfang Jahr (per Ende Juli): +19%, Top-5-Positionen: Nestlé, Novartis, Roche, ABB, Zurich Insurance Group
BNY Mellon Global Equity Income
Valor 11595790, Volumen: 1.6 Mrd. USD, Performance seit Anfang Jahr (per Ende Juli): 17,6%, Top-5-Positionen: Cisco Systems, Qualcomm, PepsiCo, Maxim Integrated Products, Informa
DWS Top Dividende
Valor: 39735562, Volumen: 19.4 Mrd. Euro, Performance seit Anfang Jahr (per Ende Juli) : +14,3%, Top-5-Positionen: NextEra Energy, TNTT, Taiwan Semiconductor., Unilever, Merck
Schutzfunktion bei Sturm
Nick Clay führt einen der weltweit stärksten Dividendenfonds, den BNY Mellon Global Equity Income. "Es gibt kaum noch Wachstum auf der Welt", stellt er fest, was ihm, sollte er recht haben, verständlicherweise Sorgen bereitet. Auch gute Dividendenaktien sind vor Rücksetzern nicht gefeit, und dass es an der Börse demnächst Rückschläge geben werde, ist für ihn zwangsläufig.
Rund 13 Bio. $ an Anleihen oder etwa ein Zehntel des Gesamtvolumens ist heute negativ verzinst. Das, meint Clay, sein ein nicht mehr zu ignorierendes Risiko, vor allem, weil die Zentralbanken offensichtlich im Glauben lebten, sie könnten das Risiko kontrollieren. Doch die Welt ist keine Maschine, die so einfach funktioniert. So viele Jahre billiges Geld - und der Trend setze sich fort - bedeute eine massive Fehlallokation. Man müsse jederzeit mit Auswirkungen dieser Entwicklung rechnen, und die kann im Grunde nur heissen: Sturm an den Märkten.
Da kommt der relative Schutz zum Zug, der Dividendenaktien und speziell Dividendenfonds, weil diversifiziert, innewohnt. Sie liefern nicht nur in guten Marktphasen eine überschurchschnittliche Rendite, sondern bieten dank der soliden Ausschüttung auch relativen Schutz nach unten.
Diversifikation lohnt sich auch da
Selbstverständlich dringt bei Clays besorgten Worten der Gedanke mit, seinen Fonds zu promoten. Aber seine Empfehlung besticht: Bei aufkommendem Sturm nicht aussteigen, sondern dem Druck mit Disziplin standhalten. "Investieren bedeutet, dass man eben nicht weiss, was kommt. Deshalb muss man dabeibleiben. Denn wir wissen nicht mehr als andere."
Um die Bildsprache fortzuführen, gebietet die wachsende Verunsicherung an den Märkten, das Schiff nicht zu verlassen, aber den Rettungsring, sprich gute Dividendenaktien, zur Hand zu nehmen. Und falls sich der Horizont wider Erwarten aufhellt, fährt man mit einer umsichtigen Dividendenstrategie auch nicht schlecht, im Gegenteil. Es mag abgedroschen klingen, aber ist die Wiederholung wert: Dividenden sind der neue Zins.