Jane Ambachtsheer, Partner und Vorsitzende des Bereichs Responsible Investment Immer mehr Anleger fragen sich, wie sie durch Impact Investing nicht nur "Schäden verhindern", sondern auch "Gutes tun" können. Impact Investments stehen aber noch am Anfang, wie Jane Ambachtsheer von Mercer erklärt. Die Terminologie im Bereich der nachhaltigen Geldanlagen wirft oft Fragen auf, wie Jane Ambachtsheer, Partner und Vorsitzende des Bereichs Responsible Investment, feststellt. Die Finanzbegriffe sind nicht klar definiert und werden von Anlegern oft als Synonyme verstanden. Je nach Anlegerverständnis kann der Unterschied zwischen "Nachhaltigkeitsanlagen" und "Impact Investments" variieren. Nachhaltigkeitsanlagen zielen darauf
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Immer mehr Anleger fragen sich, wie sie durch Impact Investing nicht nur "Schäden verhindern", sondern auch "Gutes tun" können. Impact Investments stehen aber noch am Anfang, wie Jane Ambachtsheer von Mercer erklärt.
Die Terminologie im Bereich der nachhaltigen Geldanlagen wirft oft Fragen auf, wie Jane Ambachtsheer, Partner und Vorsitzende des Bereichs Responsible Investment, feststellt. Die Finanzbegriffe sind nicht klar definiert und werden von Anlegern oft als Synonyme verstanden. Je nach Anlegerverständnis kann der Unterschied zwischen "Nachhaltigkeitsanlagen" und "Impact Investments" variieren. Nachhaltigkeitsanlagen zielen darauf ab, durch die Investition in wachstumsstarke, innovative Unternehmen mit Lösungen für soziale und ökologische Probleme attraktive risikobereinigte Renditen zu erwirtschaften. Der Zweck der Impact Investments besteht hingegen darin, positive soziale oder ökologische Effekte zu erzielen.
Erhöhtes Bewusstsein für Nachhaltigkeit
Wie Ambachtsheer in einem früheren Beitrag festhielt, waren weltweite Kodizes wie die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte für das Verhalten oder die Erwartungen von Anlegern nicht relevant. Dies scheint sich nun zu ändern. So ist das Pariser Klimaabkommen zum Teil der aktiven Einmischung sogenannter "Non-party Stakeholders" zu verdanken, zu denen beispielsweise Anleger, Städte und Unternehmen zählen. Viele von ihnen haben mittlerweile das Paris Pledge for Action unterzeichnet, darunter auch Mercer. Wie die Anlagerisiken und -chancen sowie insbesondere die Verpflichtungen im Zusammenhang mit dem Pariser Klimaabkommen genau zu interpretieren sind, ist vielen Anlegern aber noch immer unklar.
Die 2016 lancierten UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung sind ebenfalls mit aktiver Unterstützung der "Non-party Stakeholders" entwickelt worden. Diese Ziele gelten weltweit und verfolgen den Zweck, in den nächsten 15 Jahren "Armut in allen ihren Formen zu beenden, Ungleichheiten abzubauen und Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zu ergreifen". Sie bilden für die Anleger einen hilfreichen Rahmen für die Beurteilung der Frage, inwieweit ihre Investments positive Effekte in den Bereichen Gesellschaft, Umwelt und Governance (ESG) entfalten. Und sie stellen die Grundlage dafür dar, die entsprechenden Effekte zu messen. Zahlreiche Research-Firmen, Vermögensverwalter, Vermögenseigner und zivilgesellschaftliche Gruppen interessieren sich zunehmend dafür, wie Investoren ihre Anlagetätigkeit an den Zielen für nachhaltige Entwicklung ausrichten können.
Messbarkeit von Impact schwierig
Wer als Anleger zur Erreichung dieser Ziele beitragen möchte, will die selbst erreichten Effekte auch messen können. Doch das ist oft nicht einfach. Daher muss unbedingt auf eine Standardisierung der Kennzahlen, Messverfahren und Methoden hingewirkt werden. So ist es beispielsweise relativ einfach, genaue und vergleichbare Daten über die saubere Energiegewinnung bereitzustellen. Die Verringerung der Armut zu messen, ist schon komplexer, wie Mercer festgestellt hat. "Dies erschwert es beispielsweise, die Auswirkungen der Privatmarktanlagen zu beurteilen, die innerhalb unserer Nachhaltigkeitsstrategien getätigt werden", erklärt Ambachtsheer. Grund hierfür sind insbesondere unterschiedliche Qualität und Genauigkeit der Berichte, welche die einzelnen Anlageverwalter über ihre Impact Investments veröffentlichen. Das macht die vollumfängliche Quantifizierung des "Impact" im Portfoliokontext schwierig.
Es gibt Versuche, ein einheitliches Impact-Reporting zu entwickeln, um einen standardisierten Ansatz zu etablieren. So verfolgt zum Beispiel das Impact Management Project einen Top-Down-Ansatz, der verschiedene Interessengruppen zusammenbringen will, um ihre Erwartungen an die Impact Investments zu erheben. Erst danach werden ein gemeinsamer Rahmen und gemeinsame Ansätze definiert.
In den Niederlanden haben mehrere Finanzinstitute eine Plattform für nachhaltige Anlagen lanciert. Zurzeit arbeiten sie daran, für jedes UNO-Entwicklungsziel eine kleine Zahl einheitlicher Finanzkennzahlen zu identifizieren. Andere Akteure wie das Global Impact Investing Rating System (GIIRS) konzentrieren sich auf die Entwicklung von Methoden und Instrumenten, um den Impact der Anlagen zu quantifizieren.
Impact-Reporting als Gemeinschaftsaufgabe
Sowohl die Top-down- als auch die Bottom-up-Ansätze müssen weiterentwickelt werden. Aus Sicht von Mercer sollte das Impact-Reporting gemeinschaftlich entwickelt werden und universell gültig sein. Dies würde die Anlageverwalter zu einer einheitlichen Berichterstattung bewegen und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sie die relevanten Informationen auch wirklich preisgeben. Dadurch liessen sich die verschiedenen Anlagestrategien besser miteinander vergleichen, was wiederum den Vermögenseignern zugutekäme. Das Vorgehen würde auch zu einem besseren Verständnis auf Seiten der Nutzer führen und klarer aufzeigen, inwieweit der Finanzsektor zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens und der Ziele für nachhaltige Entwicklung beiträgt.
Anleger als "Change Makers"
Im 19. Jahrhundert wandten sich die Quäker von Anlagen in Sektoren wie der Alkohol- und Tabakindustrie ab, da sie sich nicht mit ihren Werten vereinbaren liessen. Dieses "negative Screening" ist nach wie vor gängige Praxis, wobei sich die Ansätze und Fragestellungen je nach Land und Organisationsform stark unterscheiden.
Impact Investing funktioniert genau umgekehrt: Es trägt dem zunehmenden Interesse der Anleger Rechnung, mit Anlageportfolios aktiv "Gutes zu tun" und die Ergebnisse dieser Anlagetätigkeit zu messen. Dies liegt immer mehr im Trend. Laut einem aktuellen Bericht richten eine Reihe von europäischen Vermögensverwaltungsfirmen ihr Augenmerk zunehmend darauf, die sozialen und ökologischen Effekte ihrer Anlage- und Verwaltungstätigkeit zu beurteilen und zu verbessern.
"Future Makers" sind im Trend
Der 2015 von Mercer veröffentlichte Bericht "Investing in a Time of Climate Change" führte die Begriffe "Future Takers" (künftige Abnehmer) und "Future Makers" (künftige Macher) ein. Der Begriff "Future Takers" bezeichnet Investoren, die den Klimawandel im Rahmen ihrer Anlagetätigkeit berücksichtigen könnten, während sich "Future Makers" bei künftigen globalen Massnahmen gegen den Klimawandel beteiligen werden.
In jüngster Zeit haben sich immer mehr Anleger als "Future Makers" beim Kampf gegen den Klimawandel profiliert. Dieses Engagement reicht von Investitionszusagen für den Ausbau erneuerbarer Energien über die Treibhausgasbilanzierung und die Anwendung anderer klimabezogener Portfolio-Risikomanagement-Techniken bis hin zur Anbahnung und Unterstützung von klimafreundlichen Aktionärsbeschlüssen. Und es schliesst die Zusammenarbeit mit Politikern und den G20-Staaten ein, um das Pariser Klimaschutzabkommen politisch umzusetzen.
Die Verringerung der Unsicherheiten rund um den Klimawandel wird den Anlegern zugutekommen, was das Engagement der "Future Makers" zumindest teilweise erklärt. Gleichzeitig sprechen immer mehr Indizien dafür, dass auch die Gesellschaft und die Kapitalmärkte rund um den Globus von einer grösseren Vielfalt und der Reduzierung der Ungleichheit profitieren werden. Es gibt also gute Gründe für Anleger, sich als "Future Makers" aktiv für die Bewältigung einer breiten Palette von gesellschaftlichen Herausforderungen einzusetzen.
Anlagestrategien entwickeln
Da mehr und mehr Investoren mit einigen ihrer Anlagen einen bestimmten Zweck verfolgen, ist die Untersuchung der (positiven oder sonstigen) Effekte der einzelnen Portfoliobestandteile sinnvoll. Mehrere Fondsverwalter im Bereich der kotierten Aktien und verschiedene ESG-Researchanbieter entwickeln derzeit Anlagestrategien und Research-Plattformen, die sich an dieser Stossrichtung orientieren, oder haben derartige Strategien bzw. Plattformen bereits entwickelt.
Wer sich als Anleger dem zunehmenden Trend zum Impact Investing anschliessen will, sollte sich gemäss Ambachtsheer eine Meinung darüber bilden, wie ESG-Faktoren das Risiko und die Rendite einer Anlage beeinflussen können. Ausserdem sollten sich Anleger überlegen, wie ihr Handeln und ihre Anlagen die ESG-Ergebnisse beeinflussen und ob Sie hier noch bewusster vorgehen könnten.