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Cancel Culture im Universitätsbetrieb – jetzt auch in Osteuropa, von Karl-Friedrich Israel

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Cancel Culture ist ein Phänomen, das viele für eine merkwürdige Besonderheit der akademischen Welt der Anglosphäre hielten. Hin und wieder treibt sie Wurzeln auch in anderen Ländern. Wenn aber irgendeine Region bisher verschont geblieben ist, dann war es wohl Osteuropa, denn sie hat im Laufe ihrer bewegten Geschichte einiges an Totalitarismus und Gesinnungskonformismus erleben müssen. Die Menschen dort haben noch ein ausgeprägtes inneres Frühwarnsystem und sind in der Regel eher bereit, gegen die neu aufkeimenden Tendenzen dieser Art Stellung zu beziehen. Sie sind nicht so anfällig für die absurden Auswüchse der politischen Korrektheit und der Cancel Culture. Das ist ein Grund, warum unsere jährliche Konferenz, das Austrian Economics Meeting Europe, schon

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Cancel Culture im Universitätsbetrieb – jetzt auch in Osteuropa, von Karl-Friedrich Israel

Cancel Culture ist ein Phänomen, das viele für eine merkwürdige Besonderheit der akademischen Welt der Anglosphäre hielten. Hin und wieder treibt sie Wurzeln auch in anderen Ländern. Wenn aber irgendeine Region bisher verschont geblieben ist, dann war es wohl Osteuropa, denn sie hat im Laufe ihrer bewegten Geschichte einiges an Totalitarismus und Gesinnungskonformismus erleben müssen. Die Menschen dort haben noch ein ausgeprägtes inneres Frühwarnsystem und sind in der Regel eher bereit, gegen die neu aufkeimenden Tendenzen dieser Art Stellung zu beziehen. Sie sind nicht so anfällig für die absurden Auswüchse der politischen Korrektheit und der Cancel Culture. Das ist ein Grund, warum unsere jährliche Konferenz, das Austrian Economics Meeting Europe, schon mehrmals in osteuropäischen Städten stattgefunden hat, unter anderem in Prag, Krakau, Budapest und zuletzt in Vilnius, der Hauptstadt Litauens. Wir haben immer großzügige und hilfsbereite Gastgeber gefunden, entweder lokale Universitäten oder Think Tanks, mit denen wir erfolgreich zusammengearbeitet haben, um die Konferenzreihe, die der österreichischen Ökonomik gewidmet ist, seit 2015 regelmäßig stattfinden zu lassen.

Nach einer zweijährigen Unterbrechung aufgrund von Covid-19 Einschränkungen sollte das 6. Austrian Economics Meeting Europe (AEME) am 20. und 21. Mai an der ISM Universität für Wirtschaftswissenschaften in Vilnius stattfinden. Die Vorbereitungen für das AEME 2022 waren bereits in vollem Gange. Die ISM Universität bot einen Konferenzraum und sogar finanzielle Unterstützung an, um Professor Guido Hülsmann als einen der Hauptredner nach Vilnius holen zu können. Doch der Konflikt in der Ukraine hat die reibungslosen Vorbereitungen unterbrochen, und er hat viele ansonsten vernünftige Menschen dazu getrieben, sich der Unvernunft in Wort und Tat hinzugeben.

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Nur wenige Wochen vor Beginn der Konferenz wurde uns mitgeteilt, dass die Konferenz nicht in den Räumen der ISM Universität stattfinden könne, es sei denn, wir würden den zweiten eingeladenen Hauptredner, Professor Aliaksandr Kavaliou, ausladen. Und warum wurde diese kurzfristige Forderung gestellt? Weil er aus Minsk stammt, der Hauptstadt von Belarus, nur 180 Kilometer von Vilnius entfernt. Der Dekan der ISM Universität teilte uns mit, man wolle nicht mit Aggressoren in Verbindung gebracht werden, weder mit russischen noch mit belarussischen. Seine Entscheidung hatte nichts mit dem Inhalt der Veröffentlichungen von Professor Kavaliou oder seinem geplanten Hauptvortrag über das Problem der Wirtschaftsrechnung im Sozialismus zu tun. Die Tatsache, dass Professor Kavaliou mehrere Jahre an der Europäischen Humanistischen Universität in Vilnius tätig war und damit vielen Studenten die Möglichkeit eröffnete, das belarussische Universitätssystem zu verlassen, das zunehmend von politischen Kräften vereinnahmt wird, spielte keine Rolle. Der einzige Grund für die Entscheidung des Dekans war die Nationalität des Professors und seine Zugehörigkeit zu einer belarussischen Universität. Man sollte meinen, dass ein solch unwürdiges Verhalten an einer Universität nichts zu suchen hat, aber leider ist es auch und gerade unter hochgebildeten Menschen  weit verbreitet und ebenso in der Universitätsführung anzutreffen. Es muss in diesem Fall allerdings auch gesagt werden, dass nicht alle Mitglieder des ISM-Professoriums mit der Entscheidung des Dekans einverstanden waren. Dennoch ließ er daran nicht rütteln.

Einen geschätzten Kollegen auszuladen, weil er an einer belarussischen Universität arbeitet, kam nicht in Frage. Sehr kurzfristig haben wir eine großzügige finanzielle Unterstützung des Litauischen Instituts für freie Marktwirtschaft sowie des Mises Instituts in Auburn, Alabama, erhalten und konnten so die Konferenz wie geplant am 20. und 21. Mai in der wunderschönen Umgebung des Domus Maria Hotels im Herzen der Altstadt von Vilnius abhalten, einschließlich aller ursprünglich vorgesehenen Hauptvorträge. Über die französische Botschaft konnten wir ein EU-Visum für Professor Kavaliou erhalten, der also wie geplant seine Reise nach Vilnuis antreten konnte. Ohne die Hilfe des Mises Instituts wäre dies nicht möglich gewesen. Tatsächlich war das Mises Institut bereits maßgeblich daran beteiligt, das Organisationskomitee des AEME zusammenzubringen. Wir alle sind Alumni der Studienprogramme des Mises Instituts. Die Idee, eine Konferenzreihe in Europa ins Leben zu rufen, die sich der österreichischen Tradition widmet, wurde am letzten Abend der Mises University 2014 geboren. Die Reihe hat im Mai 2015 im Scholarium (damals noch Institut für Wertewirtschaft) in Wien klein begonnen und ist seither stetig gewachsen und hat sich weiterentwickelt. Eine gute Möglichkeit, der engstirnigen Cancel Culture des Zeitgeistes entgegenzuwirken, die akademische Freiheit zu stärken, und Initiativen wie das AEME zu unterstützen, ist eine Spende an das Mises Institut. Das Geld wird sinnvoll eingesetzt und macht einen Unterschied.


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