Wer sich intensiv mit der fachlichen Materie „Vollgeld-Initiative“ auseinandergesetzt hat, kann aufatmen. Wäre diese Initiative angenommen worden, hätte deren Umsetzung unser Land in ein wirtschaftliches und politisches Chaos gestürzt. Es hätte nur zwei Möglichkeiten gegeben: entweder die Initiative einfach ignorieren und nicht umsetzen (wie das in unserem Land mehr und mehr in Mode kommt) oder sie nachträglich für ungültig erklären, weil nicht umsetzbar. Der Initiativtext war einziger bilanzanalytischer Wirrwarr. Besichertes Vermögen der Bankkunden in Geldform hätte auf die Schweizerische Nationalbank (SNB) übertragen werden sollen. Im Gegenzug hätten die Bankkunden unbesichertes „ausserbilanzielles“ Geld erhalten
Topics:
Marc Meyer considers the following as important: 1) SNB and CHF, Featured, Marc Meyer, newsletter, Standpunkte, Swiss National Bank, Vollgeld
This could be interesting, too:
Eamonn Sheridan writes CHF traders note – Two Swiss National Bank speakers due Thursday, November 21
Charles Hugh Smith writes How Do We Fix the Collapse of Quality?
Marc Chandler writes Sterling and Gilts Pressed Lower by Firmer CPI
Michael Lebowitz writes Trump Tariffs Are Inflationary Claim The Experts
Wer sich intensiv mit der fachlichen Materie „Vollgeld-Initiative“ auseinandergesetzt hat, kann aufatmen. Wäre diese Initiative angenommen worden, hätte deren Umsetzung unser Land in ein wirtschaftliches und politisches Chaos gestürzt.
Es hätte nur zwei Möglichkeiten gegeben: entweder die Initiative einfach ignorieren und nicht umsetzen (wie das in unserem Land mehr und mehr in Mode kommt) oder sie nachträglich für ungültig erklären, weil nicht umsetzbar.
Der Initiativtext war einziger bilanzanalytischer Wirrwarr. Besichertes Vermögen der Bankkunden in Geldform hätte auf die Schweizerische Nationalbank (SNB) übertragen werden sollen. Im Gegenzug hätten die Bankkunden unbesichertes „ausserbilanzielles“ Geld erhalten ohne den geringsten inneren Wert respektive ohne das geringste verbriefte Recht.
Das wäre einer Enteignung der Bankkunden zugunsten der SNB gleichgekommen. Die Schulden der Bankkunden bei den Banken wären aber geblieben.
Zudem hätte Geld nicht mehr erarbeitet, sondern nur noch verschenkt werden dürfen. Das wäre die Aushebelung unserer Marktwirtschaft gewesen. Die Initiative war ein bilanzielles Unding von A bis Z. Sie wäre nur in einem totalitären Staat umsetzbar, beispielsweise in Nordkorea.
Es stellt sich unweigerlich die Frage, wie es überhaupt möglich sein kann, dass eine dermassen gefährliche Initiative bis vors Volk kommen kann. Einverstanden: Eine Demokratie hat auch das Recht, sich selber abzuschaffen. Nur sollten dann sämtliche Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um die Initiative zu durchleuchten und dem Volk zu erklären, warum diese so gefährlich ist.
Das ist nicht geschehen. Weder der Bundesrat noch die SNB konnten überzeugend darlegen, weshalb diese Initiative abzulehnen sei. Die Behauptung, diese sei unerprobt reicht nicht. Es muss erklärt werden, warum die Initiative so gefährlich sei. Deshalb bohren die Initianten mit ihrer neuesten Medienmitteilung vom Abstimmungssonntag schon wieder weiter.
Aber unsere Nationalbank war dazu nicht in der Lage, weil sie selber die Gefahr nicht sieht. Die SNB begeht dieselben geldtheoretischen Irrtümer wie die Vollgeldler und ist im selben Spital krank wie diese. Und ein Blinder kann einen anderen Blinden nicht von dessen Irrweg abbringen.
Weshalb die Initiative trotzdem eine deutliche Abfuhr erhielt war vielmehr, weil die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger die Initiative schlichtweg nicht verstanden haben. Und „was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“.
Selbst ich, der ich die Volkswirtschaftslehre und damit auch die Geldtheorie schon jahrzehntelang minutiös analysiere, musste den Initiativtext zig-mal durchlesen, um zu verstehen, was die Initianten eigentlich wollen.
Ich kam zum Schluss, dass die Initianten selber nicht wussten und bis jetzt noch nicht wissen, was sie wollen. Kein Initiant hat den Initiativtext verstanden, ansonsten hätte er sich als gewissenhafter Bürger sofort davon distanzieren müssen.
Diese Initiative hatte drei Hauptmerkmale: Erstens wie gesagt der wirre Initiativtext. Zweitens die lehrbuchmässige, generalstabsmässige Führung des Abstimmungskampfes. Drittens die Tatsache, dass die Drahtzieher dieser Initiative offensichtlich aus dem Ausland kamen.
Wir Schweizer müssen uns schon fragen, wie wir verhindern können, dass wir zum Spielball ausländischer Ideologen werden. „Yes we can“ war deren Slogan auf Englisch. Tatsache war aber, dass diese ausländischen Ideologen in ihren Ländern „nicht konnten“ und deshalb unser Land als Opfer auswählten.
Es kann nicht sein, dass wir zum Mistkübel für ausländische Ideologien werden. Jetzt ist es nochmals „gut gegangen“. Aber die Gefahr besteht, dass das Schule macht und andere verrückte Ideen aus dem Ausland bei uns per Demokratie umgesetzt werden sollen.
So wie diese Abstimmung umgesetzt wurde, mussten die Initianten über ein grosses Budget verfügt haben. Woher kann eine so verrückte Idee so viel Geld her haben? Diese Frage bleibt ungeklärt. Wer hatte ein Interesse an dieser Initiative und warum? Was sind die wahren Hintergründe für diese Initiative?
Möglicherweise könnte „Bilderberger“ Thomas Jordan, seines Zeichens Chef der SNB, uns diese Zusammenhänge besser erklären. Ich kenne mich in der Welt der Geheimlogen nicht aus. Nicht meine Welt.
Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, welche die Initiative unterschrieben hatten, waren naiv. Sie machten „die Faust im Sack“ gegen die Banken. Diese „Faust im Sack“ kann ich vollkommen nachvollziehen und verstehen.
Es ist und bleibt befremdlich, wie die Chefetagen in den Banken „abkassieren“ und gleichzeitig „Menschen unten“ entlassen. Es bleibt befremdlich, dass diese Banken mit ihrer „Too-big-to-fail“-Einstufung durch die SNB zudem noch eine Gratis-Staatsgarantie erhalten.
Die billige Polemik, mit der dieser Abstimmungskampf geführt wurde, spricht Bände über die Wut im Volk. Und diese Wut nutzten unbekannte Drahtzieher aus, um ihre wirre Ideologie an uns Schweizerinnen und Schweizern auszuprobieren. Die Initianten liessen sich vor einen Karren spannen, von dem sie gar nicht verstanden, was er geladen hatte.
Der grösste Vorwurf im Zusammenhang mit dieser Initiative geht aber an die Wirtschaftswissenschaft. Wie ist es möglich, dass die Volkswirtschaftslehre auf eine solche wirre Initiative nicht eine klare Antwort hat?
Die Wirtschaftswissenschaft befindet sich in einem desolaten Zustand. Die Diskussion zu dieser Vollgeld-Initiative hat das einmal mehr deutlich gezeigt. Da wurden die unglaublichsten Dinge behauptet – auch von und vor allem von Wirtschaftsprofessoren.
Im Mittelpunkt des kollektiven Irrens befanden sich einmal mehr die Zentralbankchefs, allen voran SNB-Chef Jordan. Mit seinen steten Behauptungen, eine Zentralbank könne „Geld aus dem Nichts schaffen“, schaffte Jordan den Nährboden in der Schweiz für diese unglückselige Vollgeld-Initiative.
„Geld aus dem Nichts“ – das weckt Begehrlichkeiten. Die Vollgeldler wollten den vermeintlichen Gewinn aus der Geldschöpfung von den Banken auf die SNB und damit auf das Volk übertragen. In Tat und Wahrheit hätte aber genau das Gegenteil stattgefunden: Das Volk wäre zugunsten der SNB enteignet worden.
Die Vollgeld-Idee hat nun einen herben Rückschlag erhalten, von dem sie sich nicht so schnell erholen wird. Daran ändert auch die Medienmitteilung der Vollgeld-Initianten von gestern Sonntagnachmittag nichts. Darin verdrehen die Initianten die Tatsachen einmal mehr und bezeichnen das Abstimmungsresultat von „voraussichtlich rund 26 Prozent“ als „starkes Zeichen für die Vollgeld-Initiative“.
Schon zu Beginn bezeichnete ich die Vollgeld-Initiative als „Lachnummer mit Emil“. Die Vollgeld-Initianten bestätigen dies nun erneut. Realitätsverlust nennt man das. Genauso wie die ganze Initiative auf Realitätsverlust basiert.
Wenn die Initianten in der neuesten Medienmitteilung schreiben, die “Probleme seien nicht gelöst“, so stimme ich voll zu.
Die Probleme in der Wirtschaftswissenschaft sind nicht gelöst. Was immer noch gefährlich in den Köpfen herumschwebt, ist die Illusion der Zentralbankchefs, die Zentralbanken würden durch Geldemission ihre Schulden abbauen.
Das Gegenteil trifft zu. Durch Geldschöpfung schreiben die Zentralbanken den Banken gut. Und gutschreiben bedeutet eine Schuld eingehen – nicht abbauen, wie die Notenbankchefs weltweit behaupten.
Die Volkswirtschaftslehre strotzt nur so von Irrtümern, Illusionen und Rechthabereien. Die Krux ist, dass die Zentralbanken diese Wissenschaft dominieren. Erst wenn die Zentralbanken eine Theorie ändern, wird das von der Wissenschaft nachvollzogen. Alles andere ist Häresie.
Zuoberst in der Hackordnung steht die Bank of England. Wenn diese eine Theorie ändert, weil der „Druck von der Strasse“ zu gross wird, werden die anderen Zentralbanken und schliesslich die Wirtschaftswissenschaft kritiklos nachziehen.
Die Wirtschaftswissenschaftler sind die Waschlappen der Zentralbanker. Es geht um viel Macht, Geld und Prestige.
Mit der Ablehnung der Vollgeld-Initiative wurde eine Schlacht gewonnen – die entscheidende Schlacht in der Geldtheorie steht aber noch bevor. Sie ist erst gewonnen, wenn auch die Zentralbanken endlich erkennen, dass auch sie Konkurs gehen können, weil sie durch Geldschöpfung nicht Schulden abbauen, sondern eingehen.
Es wäre gescheiter, die Zentralbanken und Wirtschaftswissenschafter würden dies erkennen und eingestehen, bevor es uns die Realität beweist.
Eine Gefahr, welche von der irrigen Volkswirtschaftslehre ausging, wurde mit dem gestrigen Abstimmungssonntag zur Vollgeld-Initiative gebannt – andere Gefahren sind aber immer noch latent und bedrohen unseren Wohlstand und politischen Frieden, insbesondere in Europa.
Tags: Featured,newsletter,Standpunkte,Swiss National Bank,Vollgeld