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Schlimme Finger, die schnelles Geld machen?

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Photo: Jindrich Nosek from Wikimedia Commons (CC BY 3.0) Hohe Preise für Schutzmasken und Desinfektionsmittel zu Corona-Zeiten sind nicht unsolidarisch, sondern notwendig. Sie koordinieren Anbieter und Nachfrager auf eine Weise, wie es keine Regierung könnte. Wir haben das Gespür für Preise verloren Wer gewinnt eigentlich durch die Corona-Krise? Und ist es moralisch korrekt, jetzt mit Atemmasken, Toilettenpapier und Desinfektionsmittel Geld zu verdienen? Oder machen hier „schlimme Finger, das schnelle Geld“ wie sich der Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Klaus Müller, echauffiert? Tatsächlich hat uns unsere globalisierte und digitalisierte Marktwirtschaft an extreme Preisstabilität gewöhnt. Preise in Supermärkten und im Online-Handel werden normalerweise zwar verglichen

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Photo: Jindrich Nosek from Wikimedia Commons (CC BY 3.0)

Hohe Preise für Schutzmasken und Desinfektionsmittel zu Corona-Zeiten sind nicht unsolidarisch, sondern notwendig. Sie koordinieren Anbieter und Nachfrager auf eine Weise, wie es keine Regierung könnte.

Wir haben das Gespür für Preise verloren

Wer gewinnt eigentlich durch die Corona-Krise? Und ist es moralisch korrekt, jetzt mit Atemmasken, Toilettenpapier und Desinfektionsmittel Geld zu verdienen? Oder machen hier „schlimme Finger, das schnelle Geld“ wie sich der Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Klaus Müller, echauffiert? Tatsächlich hat uns unsere globalisierte und digitalisierte Marktwirtschaft an extreme Preisstabilität gewöhnt. Preise in Supermärkten und im Online-Handel werden normalerweise zwar verglichen aber nicht hinterfragt. Wir vertrauen schlicht darauf, dass uns ein fairer Deal angeboten wird. In normalen Zeiten macht uns diese sinnvolle, weil effiziente, Arglosigkeit nur zum perfekten (und begehrten) Kunden auf dem orientalischen Basar im Urlaubsparadies. Die Corona-Krise jedoch zeigt, dass wir das Gespür für Preise und ihre Funktion verloren haben.

Preise sind pure Information

In einer Markwirtschaft entstehen Preise aus der Kombination von Angebot und Nachfrage. Märkte tendieren immer in Richtung eines Gleichgewichts. Der Gleichgewichtspreis ist in der Mikroökonomie der Punkt, an dem sich die Angebots- und die Nachfragekurve schneiden. Verändert sich nun etwas an der Situation, sei es durch neue Produktionsmethoden, mehr Wettbewerber oder eben eine gestiegene Nachfrage, gerät dieses Gleichgewicht aus dem Lot bis sich ein neuer Gleichgewichtspreis findet. In der Realität funktioniert dieser Mechanismus natürlich nicht so perfekt wie im VWL-Lehrbuch und es gibt Ausreißer nach oben und nach unten. Andererseits haben wir zu den meisten Alltagsgütern vom Benzin bis zur Butter dann doch eine ganz gute Preisvorstellung. Das zeigt wie gut sich der jeweils aktuelle Gleichgewichtspreis in unserem Gedächtnis verankert.

Des Pudels Kern ist dabei die Knappheit eines Gutes. Knappheit liegt vor, wenn die Nachfrage nach einem Gut das Angebot übersteigt. Knappheit ist der Grund, warum in Fort Knox Goldbarren lagern und eben nicht Blumenerde. Das Angebot an Gold ist nicht nur relativ gering, der Rohstoff ist sogar absolut begrenzt – das kann man von Blumenerde nicht gerade sagen. Gleichzeig ist die Nachfrage nach Gold als Tauschmittel, Investment, Produktionsmittel und Schmuckstück in der Regel hoch. Alles das schlägt sich auf den Preis nieder. Preise sind deshalb vor allem pure und kondensierte Information über Knappheiten und Verschiebungen bei Angebot und Nachfrage. Informationen, die wir als einzelne Marktteilnehmer auf Produzenten- und auch Konsumentenebene niemals auch nur ansatzweise erlangen könnten, weil wir weder die Menge an Informationen verarbeiten noch die individuellen Präferenzen vorhersagen können.

Diese scheinbar simple Erkenntnis geht vor allem auf den österreichischen Ökonomen und Wirtschaftsnobelpreisträger Friedrich August von Hayek zurück:

Das Wunder ist, dass in einem Fall wie dem der Verknappung eines Rohstoffes, ohne dass eine zentrale Order erteilt wird, ohne dass mehr als vielleicht eine Handvoll Menschen die Ursache kennen, Zehntausende von Menschen (…) dazu gebracht werden, sparsamer mit dem Material oder seinen Produkten umzugehen; d.h. sie bewegen sich in die richtige Richtung.

Friedrich August von Hayek, The Use of Knowledge in Society (Übersetzung des Autors)

Hohe Preise für knappe Güter sind nicht unsolidarisch, sondern notwendig

Was bedeutet das nun für Schutzmasken und Desinfektionsmittel? Sicher, es mag tatsächlich den ein oder anderen „schlimmen Finger“ geben, der widerrechtlich (§ 138 BGB) wucherähnliche Geschäfte mit diesen Gütern betreibt. Anderseits ist es auch fragwürdig, wenn die Verbraucherzentralen nun festlegen wollen, was als überteuert gelten darf und was nicht – das hängt schließlich stark von den Umständen ab, und diese sind nun mal besonders. Müssen es sich allerdings auch seriöse Händler und Apotheker gefallen lassen, wenn ihnen angesichts stark gestiegener Preise für Infektionsschutzmittel mangelnde Solidarität vorgeworfen wird? Mitnichten, denn die gestiegenen Preise sind nur eine Etappe auf dem Weg zu einem neuen Marktgleichgewicht und funktionieren mit Sicherheit besser als verordnete Solidarität oder gar die vielerorts geforderten Beschlagnahmungen.

Der Grund, warum es keine nennenswerte deutsche Schutzmasken-Produktion gibt, ist nämlich nicht, dass chinesische Fabriken einen uneinholbaren Wissensvorsprung haben. Bisher haben geringe Nachfrage und geringer Produktionsaufwand schlicht zu einem Preis geführt, der die teure Produktion in Deutschland unattraktiv machte. Die gestiegenen Preise ändern dies nun schlagartig. Wie gut dieser Mechanismus in der Realität funktioniert, zeigt das Beispiel der zahllosen Chemie-Konzerne und gar Destillerien, die ganze Produktionsketten auf die Herstellung von Desinfektionsmittel umgestellt haben. Gleichzeitig führen die hohen Preise aber auch zu einer Anpassung auf Nachfragerseite: Denn wer so viel Geld für Schutzmasken und Sagrotan ausgeben muss, der überlegt sich Kauf und Verwendung lieber zweimal. Im Endeffekt sparen die Nachfrager an der Verwendung der Güter, sodass mehr für jene Stellen übrigbleibt, für die diese absolut unabkömmlich sind und die deshalb auch höhere Preise zahlen.

Weder Anbieter noch Nachfrager müssen wissen, welche Menge an Schutzmaterialien an welcher Stelle gerade wie dringend benötigt werden. Um es mit Hayeks Worten zu sagen: Die pure Information des Preises ermöglicht es beiden Gruppen, sich in die richtige Richtung zu bewegen; und das überall auf der Welt.

Die Marktwirtschaft braucht keinen Zwang

Die Markwirtschaft mit ihrem gigantischen Sprachrohr, den Preisen, schafft damit etwas, das keine Regierung zu schaffen im Stand wäre. Sie koordiniert auch in Krisenzeiten Anbieter und Nachfrager auf eine Weise, von der alle profitieren – sogar Dritte, die auf diese Güter angewiesen sind. Das Erstaunlichste daran ist, dass dafür kein Zwang notwendig ist. Wir müssen weder beschlagnahmen noch verbieten, um dafür zu sorgen, dass in kürzester Zeit lebenswichtige Güter in ausreichender Menge an der richtigen Stelle ankommen.

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