Alibaba folgte dem Prinzip von Friedrich List: Der Konzern wurde gross, ohne von Amazon zerstört zu werden. (Foto: EPA/Jeff Lee) Kennen Sie Tencent? Das ist ein chinesischer Internetkonzern, 1998 gegründet und in Shenzhen beheimatet. Tencent ist das Mutterhaus von Wechat, der führenden Chat-Plattform in China (eine Art Whatsapp, aber deutlich besser), eine Grossmacht im Geschäft mit webbasierten Games und Anbieter der mobilen Bezahllösung Tenpay, die von Hunderten Millionen Konsumenten genutzt wird. Tencent ist ein Gigant. Der Wert des Konzerns beträgt an der Börse mittlerweile mehr als 500 Milliarden Dollar – eine Marke, die gegenwärtig sonst nur Apple, Google, Microsoft, Amazon und Facebook geschafft haben. Ohne Friedrich List kein Tencent Doch wir wollen hier nicht spezifisch über
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Kennen Sie Tencent? Das ist ein chinesischer Internetkonzern, 1998 gegründet und in Shenzhen beheimatet. Tencent ist das Mutterhaus von Wechat, der führenden Chat-Plattform in China (eine Art Whatsapp, aber deutlich besser), eine Grossmacht im Geschäft mit webbasierten Games und Anbieter der mobilen Bezahllösung Tenpay, die von Hunderten Millionen Konsumenten genutzt wird.
Tencent ist ein Gigant. Der Wert des Konzerns beträgt an der Börse mittlerweile mehr als 500 Milliarden Dollar – eine Marke, die gegenwärtig sonst nur Apple, Google, Microsoft, Amazon und Facebook geschafft haben.
Ohne Friedrich List kein Tencent
Doch wir wollen hier nicht spezifisch über Tencent sprechen, sondern über China. Und darüber, wie das Land für seinen wirtschaftlichen Aufstieg – symbolisiert durch Erfolgsgeschichten wie Tencent – dem Drehbuch eines im Westen weitgehend in Vergessenheit geratenen deutschen Ökonomen gefolgt ist.
Dieser Mann hiess Friedrich List. Und er lebte vor 200 Jahren. Ohne ihn gäbe es Tencent heute nicht.
Hier ist seine Geschichte.
Friedrich List (1789–1846) war ein Wirtschaftstheoretiker, Eisenbahnpionier und Unternehmer aus Württemberg. 1821 schrieb er als Abgeordneter im Landtag von Württemberg die «Reutlinger Petition», in der er den König und den Landtag für ihre rückwärtsgewandte Wirtschaftspolitik und die ausufernde Bürokratie kritisierte.
Exil in den USA
Mit der Schrift machte sich List unter den Mächtigen seiner Zeit keine Freunde. Die Petition wurde verboten. Unter dem Druck des Königs von Württemberg wurde List zu zehn Monaten Festungshaft verurteilt, der er teilweise entgehen konnte, weil er zunächst nach Frankreich und in die Schweiz flüchtete und sich später bereit erklärte, in die USA auszuwandern.
Von 1825 bis 1833 lebte List im Exil in Pennsylvania, wo er sich als Unternehmer und Journalist – er schrieb für den deutschsprachigen «Reading Adler» – betätigte. Er entdeckte nebenbei ein Kohlevorkommen und wurde damit reich.
In den USA befasste er sich intensiv mit den Ideen von Alexander Hamilton, dem ersten Finanzminister der Vereinigten Staaten.
Vereinfacht gesagt stand Hamilton für eine Wirtschaftspolitik, die die Industrialisierung der blutjungen Republik begünstigte, indem die USA mit Zöllen vor günstigen Importen aus dem Ausland geschützt wurden. Heute würde man von Protektionismus sprechen. Damals war es Hamiltons Rezept, um «America Great» zu machen.
Die drei Anliegen von List
1833 kehrte List in seine Heimat auf dem Alten Kontinent zurück und wurde zu einem feurigen Verfechter von drei Themen: Erstens kämpfte er für den Deutschen Zollverein, der die Handelshemmnisse zwischen den fragmentierten Fürstentümern und Königreichen im deutschsprachigen Europa abbaute und damit einen grossen Binnenmarkt schaffte.
Zweitens forcierte er den Eisenbahnbau, weil effiziente Transportwege für ihn der Schlüssel zu einer erfolgreichen Industrialisierung waren. List war der Vater der Leipzig-Dresdener Eisenbahn, die 1839 als erste Fernbahnstrecke im Land ihren Betrieb aufnahm.
Und drittens setzte sich Friedrich List für sogenannte Erziehungszölle – also protektionistische Massnahmen nach aussen – ein, um die junge deutsche...