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Big Pharma: Politische Rhetorik vs. Innovation

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Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank. Der Pharma-Sektor ist seit mehreren Monaten unter Druck, obwohl bei volatilen Finanzmärkten defensive Sektoren – wie Pharma – normalerweise gesucht sind. Die "pharmafeindliche" Rhetorik im US-Wahlkampf hat Investoren und Analysten vorsichtiger werden lassen. Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank, sieht Innovation als den stärksten Kurstreiber. Die USA sind der grösste Markt für verschreibungspflichtige Medikamente (~40% Weltmarktanteil) und auch die Preise sind im Vergleich zu Europa höher. Für Pharmaunternehmen sind die USA deshalb der lukrativste Markt. Die hohen Preise sind bei US-Politikern immer wieder ein Thema. So haben beispielsweise die demokratischen Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Bernie Sanders diesbezüglich mehrfach ihren Unmut kundgetan. Dies hat die Kurse der Pharmatitel belastet. Politisch interessierte Leser werden sich daran erinnern, dass auch Barack Obama vor seiner ersten Wahl (2008) ähnliche Worte gewählt hatte. Die Preise sind trotzdem auch unter Obama jährlich im zweistelligen Prozentbereich gestiegen. Der politische Einfluss der Pharma-Lobby dürfte auch diesmal dafür sorgen, dass die "Wahlkampf-Rhetorik" gar nicht oder nur in deutlich abgeschwächter Form umgesetzt wird.

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Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank.

Der Pharma-Sektor ist seit mehreren Monaten unter Druck, obwohl bei volatilen Finanzmärkten defensive Sektoren – wie Pharma – normalerweise gesucht sind. Die "pharmafeindliche" Rhetorik im US-Wahlkampf hat Investoren und Analysten vorsichtiger werden lassen. Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank, sieht Innovation als den stärksten Kurstreiber.

Die USA sind der grösste Markt für verschreibungspflichtige Medikamente (~40% Weltmarktanteil) und auch die Preise sind im Vergleich zu Europa höher. Für Pharmaunternehmen sind die USA deshalb der lukrativste Markt. Die hohen Preise sind bei US-Politikern immer wieder ein Thema. So haben beispielsweise die demokratischen Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Bernie Sanders diesbezüglich mehrfach ihren Unmut kundgetan. Dies hat die Kurse der Pharmatitel belastet. Politisch interessierte Leser werden sich daran erinnern, dass auch Barack Obama vor seiner ersten Wahl (2008) ähnliche Worte gewählt hatte. Die Preise sind trotzdem auch unter Obama jährlich im zweistelligen Prozentbereich gestiegen.

Der politische Einfluss der Pharma-Lobby dürfte auch diesmal dafür sorgen, dass die "Wahlkampf-Rhetorik" gar nicht oder nur in deutlich abgeschwächter Form umgesetzt wird. Eine Anpassung gewisser Gesetze, besonders im Zusammenhang mit der staatlichen Alterskasse "Medicare", ist aber wahrscheinlicher geworden. Entscheidend dafür ist aber nicht der Präsident oder die Präsidentin, sondern der Kongress. Am 8. November werden ein Drittel des Senats und das gesamte Repräsentantenhaus gewählt, wobei eine demokratische Mehrheit in beiden Kammern am ungünstigsten für den Pharmasektor wäre. Politische Beobachter erachten solch einen Wahlausgang aber als unwahrscheinlich. Zurzeit haben die Republikaner die Mehrheit im Repräsentantenhaus und im Senat. Ein Umschwung in beiden Kammern wäre sehr aussergewöhnlich. Doch selbst in einer solchen Welt werden innovative und Mehrwert schaffende Präparate noch immer hohe Preise erzielen. Wir rechnen damit, dass die Diskussion bezüglich der Preise noch mehrere Monate anhält. Längerfristig werden aber andere Faktoren kursbestimmend sein.

Innovation als langfristiger Kurstreiber
In der Pharma-Branche ist Innovation der wichtigste Erfolgsfaktor. Um ihre Umsätze und Gewinne zu generieren, müssen die Konzerne sehr viel Geld und noch mehr Zeit investieren. Der US-Branchenverband schätzt, dass die durchschnittlichen Entwicklungskosten für ein marktfähiges Medikament USD 2.6 Mrd. betragen. Zudem dauert der Prozess mehrere Jahre. Der Weg zur Zulassung ist steinig: Nur jedes zehnte Präparat in der ersten klinischen Phase kommt tatsächlich auf den Markt. Erhält ein Medikament eine Zulassung in einem Land bzw. Region, gewähren die entsprechenden Behörden den Pharmafirmen meistens einen zeitlich begrenzten Patentschutz, oder manchmal sogar Exklusivrechte, um einen Anreiz für weitere Innovation und Forschung zu schaffen. Die Lebensdauer und Rentabilität eines Medikaments werden dadurch massgeblich beeinflusst. Je exklusiver ein Präparat ist, desto mehr Umsatz dürfte damit im entsprechenden Markt erwirtschaftet werden. Die Investoren und Anleger richten ihr Augenmerk deshalb vor allem auf die Produkte-Pipeline einer Pharmaunternehmung. Wieviel Potential haben die Wirkstoffe? Können sie allfällige Patentabläufe kompensieren? Wie stark ist die Konkurrenz?

Global werden hunderte Milliarden für Gesundheit ausgegeben. Die gewichtigsten Geschäftsfelder sind Onkologie (Krebs), Herzkrankheiten und Diabetes. Zurzeit prägen insbesondere zwei Trends die Pharmalandschaft: Krebsimmuntherapie und Biosimilars.

Krebsimmuntherapie: Neue Ansätze
Bei dieser neuen Therapieform wird entweder ein Impfstoff verabreicht, der das Immunsystem stärkt. Das heisst, die Krebszellen werden vom Körper bekämpft, geschwächt und im besten Fall abgetötet. Oder dem Patienten wird ein Antikörper verabreicht, der selektiv Tumorzellen binden und so vernichten soll. Die Krebsimmuntherapie wird neuerdings auch in Kombination mit bekannten Methoden wie Chemotherapie oder Bestrahlung getestet. Aktuell sind hunderte klinischer Studien (inklusive Kombinationen) im Gange. Experten sehen in der Krebsimmuntherapie sogar die Möglichkeit, dass Krebs geheilt werden könnte. Das Potential ist also immens. Darum überrascht es nicht, dass praktisch alle grossen Pharmakonzerne unter Hochdruck daran forschen. Einige wenige antikörperbasierte Wirkstoffe sind bereits auf dem Markt. Erfolgreiche klinische Studien deuten darauf hin, dass noch einige folgen werden.

Biosimilars: Neue Generation von Generika
Biosimilars sind biotechnologisch hergestellte Medikamen-te. Sie sind Generika von Biopharmazeutika und bieten innovative Wirkansätze zur Behandlung von Krebs, Multipler Sklerose, Asthma oder Diabetes. Die Entwicklungskos-ten von USD 100-150 Mio. sind deutlich tiefer als beim Referenzprodukt, die Ähnlichkeit (Similarität) ist aber sehr hoch. Experten schätzen, dass 80 % der Biopharmazeutika bis 2020 ihren Patentschutz verlieren werden (entspricht einem Verkaufsvolumen von USD 60 Mrd.). Diese Nachahmerprodukte bieten daher erhebliches Umsatzpotential für die Branche und Sparpotential für die Gesundheitssys-teme. Letzteres dürfte auch die Politiker in den USA erfreuen. Führend bei Biosimilars ist Novartis mit seiner Generika-Sparte "Sandoz". Konkurrenten in diesem Bereich sind unter anderem Amgen und Biogen.

Den gesamten "Schwerpunkt" finden Sie hier (PDF).


Autor: sif
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