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Thurid Gebhardt



Articles by Thurid Gebhardt

7. Earl of Shaftesbury, Anthony Ashley-Cooper

October 25, 2024

Photo:Wiki.org
Ich hätte nicht gedacht, dass ich in meiner Vorlesung zur Entwicklungspsychologie Bekanntschaft mit einem liberalen Reformer machen würde, aber als mein Professor erklärte, dass der 7. Earl of Shaftesbury, Anthony Ashley-Cooper (1801-1885), sich in den 1830ern in England gegen Kinderarbeit einsetzte, musste ich mir den Mann genauer anschauen. Und tatsächlich: Nicht nur setzte er sich gegen Kinderarbeit und für die Verbesserung von Arbeitsbedingungen ein, er unterstützte auch stark die Gründung von sogenannten „Ragged Schools“, in denen arme Kinder unentgeltlich unterrichtet wurden, und war ein Gegner der Sklaverei.Was heute für uns selbstverständlich ist, wurde alles einmal hart erkämpft. Mich fasziniert, dass Shaftesbury durch nichts außer seinen christlichen Glauben dazu

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Buchempfehlung: “Paris, ein Fest fürs Leben” von Ernest Hemingway

October 25, 2024

Photo:cnd shopify
Zwischen zwei Weltkriegen, als die Moderne ihren Triumph feierte und bevor es die Nationalsozialisten an die Macht schafften, ja, da gab es einen Augenblick in der Geschichte, in dem man wirklich frei fühlen konnte: Die „Goldenen Zwanziger“. Dieses Gefühl zieht sich zumindest durch Hemingways Memoiren.Der Autor beschreibt in dem Buch sein Leben im Paris der 20er Jahre und seinen Weg zum Schriftsteller. Dabei begegnet er Gertrude Stein und ihrer Lebensgefährtin, bringt einem Bekannten Opium, fährt mit Scott Fitzgerald in einem kaputten Wagen durch Frankreich und lernt, anders zu schreiben als es die Schriftsteller vor ihm getan haben. Hemingway wollte mit dem Buch diese prägende Zeit einfangen und seine Freunde verewigen, aber er fängt damit auch einen Freiheitsgeist ein,

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Gespräche über Krieg

October 25, 2024

Photo:Wikimedia.org
Ich sitze mit einem Bekanntem am Sonntagnachmittag beim Kaffeetrinken, das Gespräch kommt auf die Nachrichten: Israel hat den Hamas-Anführer Yahya Sinwar getötet. Schon ist das Thema Krieg auf dem Tisch, gleich neben den Keksen.  
Ich sage, Israel müsse diesen Krieg führen und müsse siegen, das sei klar. Israel sei nicht schuld an diesem Krieg, auch das sei klar. Aber ich sage auch, dass mir die Menschen in Gaza und im Libanon leidtun würden, genau wie mir die Menschen in Israel leidtun. Mein Bekannter antwortet nur: Ja, aber Israel habe keine Wahl. Punkt. 
Gespräche über Krieg sind keine intellektuellen Debatten, die man gewinnt oder verliert, während man genüsslich Kaffee schlürft. Die Geschichte des aktuellen Krieges in Nahost ist lang und kompliziert, aber das darf

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Über Geld spricht man nicht (genug)

January 12, 2024

Photo: Wikimedia Commons (CC 0)
Als Kind liebte ich es, zu Beginn des neuen Jahres das Weihnachtsgeld zu zählen, zu überlegen, was ich damit so anstellen könnte und akribisch zu planen, wie lange ich auf das neue Spielzeug sparen müsste. Ich erinnere mich noch, wie ich meiner Oma ganz aufgeregt davon erzählte und sie mir entgegnete: „Über Geld spricht man nicht. Das hat man.“ Heute denke ich, dass genau diese Haltung der Grund dafür ist, dass manche Menschen kein Geld haben.
In Deutschland gibt es ein großes Problem mit sozialer Mobilität. Laut einer OECD-Studie aus dem Jahr 2018 kann es sechs Generationen dauern, bis die Nachkommen einer einkommensschwachen Familie das Durchschnittseinkommen erreichen. In den skandinavischen Ländern seien es nur drei Generationen, in Dänemark sogar nur

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Alle Jahre wieder … kommt kein Zug mehr an

December 8, 2023

Photo: Günter Hentschel from Flickr (CC BY-ND 2.0 DEED)
Vielleicht lesen einige von Ihnen unseren neuen Artikel gern am Freitag im Zug auf dem Weg nach Hause, ins Wochenende. Heute ist das sicher nicht so, denn die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, die GDL, streikt das zweite Mal in vier Wochen, und die Züge stehen still. Viele Stimmen in der öffentlichen Debatte geben dem Gewerkschaftsführer Claus Weselsky die Schuld dafür. Aber wie könnte ein einzelner Mann ein ganzes Land lahmlegen?
Züge sind Teil der kritischen Infrastruktur und somit von enorm großer Bedeutung. Das Ausfallen von Güterzügen kostet die Wirtschaft Millionen; bereits ein 24-Stunden Streik führt laut der Deutschen Bahn dazu, dass Kraftwerke und kritische Produktionsstätten nicht oder nur verzögert beliefert werden

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Ich hab die Rechtspopulisten nicht aufgehalten

September 15, 2023

Foto: Thurid Gebhardt
Wenn große historische Ereignisse die ganze Welt erschüttern, dann befinden sich Menschen in einem kollektiven Schock. Den meisten ist bewusst, dass in diesem Moment Geschichte geschrieben wird. Doch wenn kleinere Ereignisse die Welt bewegen, sieht das oft anders aus: Sie werden schnell wieder verdrängt, Betroffene bleiben allein mit dem Schock zurück und Außenstehende realisieren nicht die Tragweite dessen, was gerade passiert. So ein kleines Ereignis war die Bürgermeisterwahl am 2. Juli 2023 in meiner Heimatstadt Raguhn-Jeßnitz. 
Zur Stichwahl standen der parteilose Nils Naumann und der AfD-Kandidat Hannes Loth.  
Es war ein müder Sommernachmittag als ich mich auf den Weg zum Wahllokal begab. Der Asphalt auf den leeren Straßen glühte und so

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Vom gesunden Fremdeln mit der Macht

July 28, 2023

Photo: Wikimedia Commons (CC 0)
Seine Partei sei stets bemüht gewesen, „dem Aberglauben von der Macht des Staates entgegenzuwirken“. Diesen Satz schrieb 1898 der liberale Politiker Eugen Richter und beschrieb damit ein Fundament für liberales Politikverständnis. Regieren lässt es sich in der Tat nicht so leicht, wenn man dem Ideal der Minimierung staatlicher Gewalt anhängt.
Eugen Richter wäre am 30. Juli 185 Jahre alt geworden und wir können das zum Anlass nehmen, wieder einmal seinen unermüdlichen Einsatz für die Freiheit zu dankbar ins Gedächtnis zu rufen. Für deren Verteidigung war er an allen Fronten unterwegs und ließ keine Gelegenheit aus, sich in die Bresche zu werfen. Der Abgeordnete mit Herzblut vertrat zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs die Werte des Manchesterliberalismus im

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Jedes Kind ist ein Freiheitskämpfer

June 9, 2023

Photo: Josh Withers from Unsplash (CC 0)
Vor ein paar Tagen durfte ich zum ersten Mal der zweijährigen Tochter eines Freundes begegnen. Sie ist ein sehr aufgewecktes Kind, immer am Brabbeln und Herumrennen, und geht normalerweise recht offen auf neue Menschen zu. Als sich das Treffen dem Ende neigte, fragte ihr Vater sie, ob sie mir zum Abschied ein High-Five geben wolle. Sie zauderte; solange bis ihre Mutter ihr lächelnd zuflüsterte: „Du musst nicht.“ Ich bekam kein Abschieds-High-Five. Und trotzdem verließ ich das Treffen beglückt – in dem Wissen, dass die Kleine einmal liberale Werte teilen wird.
Ein zentraler Wert des Liberalismus ist die Eigenverantwortung. Sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, und somit über sein Schicksal entscheiden zu können, das ist der große Antrieb, den

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Das liberale Glaubensbekenntnis

May 12, 2023

Foto: wikimedia commons (CC0)
„Wieso bist du liberal?“ Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft mir diese Frage gestellt wurde. Die Antwort scheint auf den ersten Blick sehr einfach und kommt wie aus der Pistole geschossen: „Weil ich Freiheit liebe.“ Aber eine differenzierte Betrachtung dieser wichtigen Frage sieht anders aus. Denn je besser man den Liberalismus versteht, desto besser versteht man auch seine Schwachstellen.
Ein wesentliches Merkmal des Menschen ist, dass er Dinge aufbauen und sie anschließend erhalten will. Dies gilt für greifbare Dinge, wie beispielsweise das gutbürgerliche Vorstadthaus mit Garten, es gilt aber auch für Abstraktes wie zwischenmenschliche Beziehungen oder sogar Meinungen. Liberalen scheint, überspitzt gesagt, ebendieser Drang zum Erhalt von Dingen ein wenig

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Von Bananen, Erdbeeren und Freiheit in der DDR

March 31, 2023

Photo: Deutsche Fotothek from Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0 DE)
Es ist Sonntag, der 26. März 2023, im schönen Halle an der Saale. Gemeinsam mit Hunderten anderer Junger Liberaler bin ich für unseren Bundeskongress angereist. Jetzt sitzen wir in einem Saal und diskutieren mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung mitten in der ehemaligen DDR einen Antrag, der fordert, DDR-Symbole zu verbieten. Viele Argumente werden ausgetauscht, am Ende wird der Antrag abgelehnt. Die Begründung: Ja, die DDR sei eine grauenvolle Diktatur gewesen, aber der Staat könne nicht alle Diktatur-Symbole verbieten. Dass die DDR ausschließlich schlecht war, wird in der Debatte nicht in Frage gestellt.
Ich verlasse diesen Kongress mit einem seltsamen Gefühl und mache mich auf den Weg in meine Heimat

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Sozialisten rauben unsere Helden!

January 20, 2023

Photo: Wikimedia Commons (CC 0)
Was als Titel eines Artikels dramatisch klingen mag, ist in der Realität eine ernstzunehmende Gefahr für den politischen Liberalismus.
Beim Blick auf die mediale Darstellung von Kapitalisten und Sozialisten, sticht ein recht eindeutiges Sympathiegefälle ins Auge: Die Figur des Kapitalisten wird häufig als egoistischer Geizhals porträtiert, der naturgemäß die Rolle des Bösewichts einnimmt. Die Figur des Sozialisten hingegen hat reine Intentionen, kämpft selbstlos für das Wohl Anderer und will natürlich auch nach dem Happy End keinen Cent als Gegenleistung für seine Taten sehen. Solche Stereotype lassen sich leicht vermitteln und wunderbar für Geschichten jeder Art verwenden, vom Märchen bis zum Disney-Film. Dabei kann nur ein verhaltener Vorwurf gegenüber den

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