Industrial Policy: A Global RealityDer folgende Chart von Morgan Stanley zeigt die realen Unternehmenseinnahmen im Verhältnis zur Zahl der Beschäftigten. Es ist ein Maß, das die Gesamteinnahmen der Unternehmen mit der Zahl der Beschäftigten in diesen Unternehmen vergleicht. Die Kennziffer wird als Indikator für die Produktivität und wirtschaftliche Effizienz des Unternehmenssektors verwendet.Die Zahl der Beschäftigten auf ...
Topics:
Acemaxx-Analytics considers the following as important:
This could be interesting, too:
Swiss National Bank writes 2024-11-04 – Data portal – Important monetary policy data, 4 November 2024
Cash - "Aktuell" | News writes Börsen-Ticker: SMI leicht vorne – Dollar gibt vor US-Wahlen nach – Ölpreise legen zu
finews.ch writes Christopher Hodge: «Trump bellt mehr, als er wirklich beisst»
finews.ch writes Langjährige Safra-Sarasin-Top-Bankerin wird CEO in Asien
Industrial Policy: A Global Reality
Der folgende Chart von Morgan Stanley zeigt die realen Unternehmenseinnahmen im Verhältnis zur Zahl der Beschäftigten. Es ist ein Maß, das die Gesamteinnahmen der Unternehmen mit der Zahl der Beschäftigten in diesen Unternehmen vergleicht.
Die Kennziffer wird als Indikator für die Produktivität und wirtschaftliche Effizienz des Unternehmenssektors verwendet.
Die Zahl der Beschäftigten auf der Lohn- und Gehaltsliste bezieht sich auf die Zahl der von Unternehmen beschäftigten Personen, die i.d.R. in Vollzeitäquivalenten gemessen wird. Sie umfasst sowohl Festangestellte als auch Zeitarbeiter.
"Real" bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Einnahmezahlen um die Inflation bereinigt werden, um Veränderungen der Kaufkraft des Geldes im Laufe der Zeit zu berücksichtigen.
Die realen Unternehmenseinnahmen im Verhältnis zur Zahl der Beschäftigten, Graph: Morgan Stanley, July 17, 2023 |
Ein höheres Verhältnis zwischen Umsatz und Beschäftigung deutet auf eine höhere Produktivität und Effizienz hin, was bedeutet, dass Unternehmen mehr Umsatz pro Mitarbeiter erzielen.
Umgekehrt kann ein niedrigeres Verhältnis auf eine geringere Produktivität oder eine ineffiziente Ressourcenallokation hinweisen.
Angesichts der seit der Pandemie steigenden Gewinne von Unternehmen lässt das gegenwärtige Zahlverhältnis aufhorchen.
Stichwort: Die durch Gewinnmargen-bedingte Inflation («profit-margin-led inflation»)
Denn wie der IWF neulich berichtet hat, sind die Unternehmensgewinne in Deutschland trotz der hohen Energiepreise stabil geblieben:
Der Gewinn pro real Output hat den historischen Trend übertroffen und ist in den letzten 2 Jahren um 20% gestiegen.
Was darüber hinaus wichtig ist, anzuerkennen, dass die Lohnstückkosten trotz hoher Inflation nicht über ihren Trend hinausgekommen sind. Das heisst m.a.W. dass es keine Evidenz für eine bevorstehende Lohn-Preis-Spirale gibt.
Die durch Gewinnmargen bedingte Inflation in Deutschland, Graph: IMF, July 17, 2023 |
Es ist ferner grundsätzlich, zu beachten, dass sich dieses Maß speziell auf die Unternehmenseinnahmen und die Beschäftigung konzentriert.
Sie erfasst nicht die gesamte Wirtschaft und berücksichtigt auch keine anderen Faktoren wie Staatseinnahmen oder das allgemeine wirtschaftliche Umfeld.
Andererseits wird eine Gewinn-getriebene Inflation im Allgemeinen in Frage gestellt, wenn Verbraucher davon erfahren. Die Markentreue ist dann gefährdet. Es wirkt daher wie eine Art Ablenkung, wenn Politiker und Zentralbanken bei jeder Gelegenheit vor der Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale warnen.
Isabella Weber nennt das Phänomen «sellers’ inflation» (Verkäufer Inflation).
Dreiviertel der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland planten, die hohen Produktionskosten an die Endverbraucher weiterzugeben, Graph: IMF, July 17, 2023 |
Dass ein grosser Teil der Inflation in Europa auf die Gewinne von Unternehmen zurückzuführen ist, wurde in den letzten Wochen von der EZB, der OECD, dem IWF und der BIZ attestiert und bekräftigt.
Die Unternehmen haben, wie der IWF darlegt, ihre Preise um mehr als die gestiegenen Kosten für importierte Energie erhöht.
Das ist v.a. dann der Fall, wenn Unternehmen mit Markt-Macht die Kosten an die Verbraucher weitergeben können, ohne die Gewinnspannen zu schmälern.
Deshalb trifft es nicht zu, im Allgemeinen von einer «Gierinflation» zu reden, weil Unternehmen naturgemäss ihre Kosten minimieren und den Ertrag gegebenenfalls maximieren wollen.
Was bemerkenswert und zugleich bedauerlich ist aber, dass das neoklassisch-geprägte Standard-Rezept zur Bekämpfung der Inflation nach wie vor davon unberührt bleibt: Zinserhöhungen, auch wenn damit Arbeitslosigkeit ausgelöst wird und ein hohes Risiko von Rezession besteht.
Seit Oktober 2022 ist der Anteil der Amerikaner, die sagen, dass „Großkonzerne, die max Gewinne anstreben“, „eine große“ Schuld an der Inflation tragen, um 9% von 52 % auf 61 % gestiegen, Graph: YouGov, July 19, 2023 |
Wissenswert ist zudem, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen steigenden Zinsen und sinkenden Gewinnmargen gibt, wie Weber mit Nachdruck hervorhebt.
Doch die Komplikation besteht darin, dass Unternehmen sich in den vergangenen Jahren eine «Preis-vor-Menge» Strategie angeeignet haben, das geringere Verkaufsvolumen durch Preiserhöhungen zu kompensieren, anstatt die Preise zu senken und das Volumen zu erhöhen.
Arbeitslosigkeit in Deutschland, Graph: Heiner Flassbeck, July 11, 2023. |
Die hohe Beschäftigung mag vermeintlich den Eindruck von Stärke erwecken. Aber es gibt Unterschiede zwischen den grossen Volkswirtschaften der Eurozone.
In Deutschland beispielsweise ist die Beschäftigung ausserhalb des öffentlichen Sektors zurückgegangen. In Frankreich hingegen wird der Beschäftigungszuwachs vom Privatsektor getragen.
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist seit Anfang des Jahres von Monat zu Monat um knapp 20'000 Personen gestiegen. Und die Zahl der offenen Stellen nimmt um rund 9'000 monatlich ab, wie Heiner Flassbeck in seinem Blog schreibt.
Die von der vorherrschenden Wirtschaftslehre angepriesene Strategie, die Kosten der Inflation auf den Faktor Arbeit (via Lohnmoderation, Kürzung von Sozialhilfe usw.) abzuwälzen, und dabei den Faktor Kapital zu schonen, kommt daher leicht zum Einsatz.
Die Folgen sind aber eine geringere Produktivität und eine ineffiziente Ressourcen-Allokation, wie das aktuelle Verhältnis der realen Unternehmenseinnahmen im Verhältnis zur Beschäftigung belegt.
Fazit:
Gefordert ist der Staat. Die zunehmenden Rufe nach einer Industriepolitik sind daher keineswegs unangemessen. Es ist das Gebot der Stunde. Und das Ganze hat mit Planwirtschaft nichts zu tun.