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Braucht eine Zentralbank Eigenkapital?

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Was heute nach wie vor ins Auge fällt, ist das Phänomen, dass die Zentralbank-Bilanzen als Antwort auf die globale Finanzkrise von 2008-2009 aussergewöhnlich angeschwollen sind.In einem lesenswerten Blog-Eintrag befasst sich die britische Zentralbank (BoE: Bank of England) mit dem Thema, was die Bilanz der Notenbanken von der Bilanz anderer Institutionen unterscheidet und wie sie sich ...

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Was heute nach wie vor ins Auge fällt, ist das Phänomen, dass die Zentralbank-Bilanzen als Antwort auf die globale Finanzkrise von 2008-2009 aussergewöhnlich angeschwollen sind.

In einem lesenswerten Blog-Eintrag befasst sich die britische Zentralbank (BoE: Bank of England) mit dem Thema, was die Bilanz der Notenbanken von der Bilanz anderer Institutionen unterscheidet und wie sie sich in Zukunft entwickelt.

Das Eigenkapital der Zentralbanken besteht, wie bei jedem Unternehmen, aus dem Aktienkapital und den einbehaltenden Gewinnen. 

Die Finanzkonten der Zentralbanken haben aber eine Reihe von Eigenarten, die einen erheblichen Unterschied ausmachen.

Die BoE hebt dabei drei Aspekte hervor:

(1) Die Noten im Umlauf sind ein wesentlicher Bestandteil der Verbindlichkeiten der Zentralbank (als Emittent von Banknoten).

(2) Zentralbanken können mit negativem Eigenkapital operieren. Zum Beispiel waren die Zentralbanken von Chile, der Tschechischen Republik, Israel und Mexico in den letzten Jahren trotz der technischen Insolvenz in der Lage, ihre geldpolitische Zielsetzung wirksam zu verfolgen. Jedes andere Unternehmen mit einer Bilanz in dieser Form hätte Pleite gemacht. 

Braucht eine Zentralbank Eigenkapital?

Zentralbank-Bilanz, Graph: Bank of England Blog, July 3, 2017



(3) Im Gegensatz zu privaten Banken bieten die Gewinne der Zentralbanken keinen angemessenen Messwert für die Performance der Zentralbanken, weil die Zentralbanken viel breitere Ziele im Visier haben, wie z.B. monetäres Mandat und die Finanzstabilität.

Braucht eine Zentralbank Eigenkapital?

Wie die Bilanz der Zentralbanken im Sog der globalen Finanzkrise (GFC) angeschwollen ist, Graph: FT 

Ob das Eigenkapital einer Zentralbank negativ werden kann, ist eine Frage auch für die Schweizerische Nationalbank (SNB), die darauf die folgende Erklärung liefert:

„Die konsequente Erfüllung des geldpolitischen Auftrags kann in bestimmten Situationen dazu führen, dass die SNB massive Verluste in Kauf nehmen muss, die ihr Eigenkapital vorübergehend negativ werden lassen. 

In der Bilanz würde sich dies in einer negativen Ausschüttungsreserve spiegeln, deren Wert die Rückstellungen für Währungsreserven und das Aktienkapital in absoluten Zahlen übersteigen würde. 

Ein solcher Zustand wäre allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit nur vorübergehend, da bei einer Notenbank aufgrund ihres strukturellen Gewinnpotenzials (*) i.d.R. über die Zeit wieder Überschüsse anfallen.“

Braucht eine Zentralbank Eigenkapital?


Der Ankauf von Wertpapieren durch die Zentralbanken im Verlauf der globalen Finanzkrise kommt zum Ende, Graph: FT 

Ohne Zweifel haben sich die Zentralbank-Bilanzen auf der ganzen Welt in den letzten 10 Jahren dramatisch verändert. Und es gibt viele Gründe, anzunehmen, dass sie sich auch in Zukunft weiter entwickeln werden. Die BoE nennt dazu drei Faktoren:

(a) Eine Zentralbank könnte eine digitale Währung (CBDC: central bank digital currency) ausgeben; es muss sich dabei nicht unbedingt um eine Krypto-Währung handeln. PS: Derzeit sind Bank-Reserven die einzige Form von Zentralbankgeld, das existiert und zudem nur eine ausgewählte Anzahl von Finanzinstituten Zugang haben.

(b) Die Zentralbanken könnten damit beginnen, das Eigenkapital kreativer einzusetzen, um die Geldpolitik weiter zu gestalten. Zum Beispiel könnte Zentralbank-Aktien im Austausch für Vermögenswerte des privaten Sektors ausgegeben werden.

(c) Eine Zentralbank könnte „Helicopter Money“ umsetzen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Es sind verschiedene Formen denkbar. Das Geld könnte zur Stützung der Fiskalpolitik verwendet werden. 

Das Helicopter Money könnte z.B. zum Ankauf von perpetual zero-coupon Staatsanleihen eingesetzt werden, die im Gegensatz zu QE-Policy, nicht verkauft werden müssten und daher dazu beitragen würden, die Wirtschaft längerfristig zu stimulieren.

Braucht eine Zentralbank Eigenkapital?

Faktor der Bilanzsumme der Zentralbanken im Vergleich zum Jahr 2008, Graph: St. Galler Kantonalbank, June 30, 2017



(*) Was heisst “strukturelles Gewinnpotenzial”?: Gemeint ist, dass die Emission der Banknoten einen vernachlässigbaren Bruchteil von deren Nennwert kostet (Stichwort: Seigniorage; Gewinne aus der Geldschöpfung).
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