Summary:
Die Zentralbanken in den fortentwickelten Volkswirtschaften verwenden seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 (GFC: Great Financial Crisis) eine auffällig expansive Geldpolitik. Seit einer geraumen Zeit werden sogar unkonventionelle Mittel eingesetzt. Aber es gelingt trotzdem nicht, die Niedriginflation aufzurütteln.Dabei hat die herrschende Lehre es bei jeder Gelegenheit an die grosse Glocke gehängt, dass Inflation ein monetäres Phänomen ist und die Zentralbanken, die Geld drucken können, auch Inflation erzeugen können.Dem ist es offenbar nicht so: Die EZB beispielsweise kann das eigene Inflationsziel nicht mehr erfüllen. Den Zielwert von ca. 2% unterbietet sie mittlerweile seit rund drei Jahren. Das heisst, dass die Preisstabilität im Euro-Raum nicht gewährleistet ist. Wie in der folgenden Abbildung deutlich zu sehen ist, hat sich die von den Zentralbanken gesteuerte Geldbasis (monetary base) seit der GFC vervielfacht. Die Inflation ist aber nicht gestiegen. Ganz im Gegenteil ist sie in den negativen Bereich gefallen. Wir beobachten, wie der Transmissionsmechanismus zusammenbricht. Aber warum? Die Antwort ist einfach: Die Wirtschaft steckt in einer Liquiditätsfalle.Im Übrigen: Die Geldbasis ist nicht gleich Geldmenge.
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Die Zentralbanken in den fortentwickelten Volkswirtschaften verwenden seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 (GFC: Great Financial Crisis) eine auffällig expansive Geldpolitik. Seit einer geraumen Zeit werden sogar unkonventionelle Mittel eingesetzt. Aber es gelingt trotzdem nicht, die Niedriginflation aufzurütteln.Dabei hat die herrschende Lehre es bei jeder Gelegenheit an die grosse Glocke gehängt, dass Inflation ein monetäres Phänomen ist und die Zentralbanken, die Geld drucken können, auch Inflation erzeugen können.Dem ist es offenbar nicht so: Die EZB beispielsweise kann das eigene Inflationsziel nicht mehr erfüllen. Den Zielwert von ca. 2% unterbietet sie mittlerweile seit rund drei Jahren. Das heisst, dass die Preisstabilität im Euro-Raum nicht gewährleistet ist. Wie in der folgenden Abbildung deutlich zu sehen ist, hat sich die von den Zentralbanken gesteuerte Geldbasis (monetary base) seit der GFC vervielfacht. Die Inflation ist aber nicht gestiegen. Ganz im Gegenteil ist sie in den negativen Bereich gefallen. Wir beobachten, wie der Transmissionsmechanismus zusammenbricht. Aber warum? Die Antwort ist einfach: Die Wirtschaft steckt in einer Liquiditätsfalle.Im Übrigen: Die Geldbasis ist nicht gleich Geldmenge.
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Die Zentralbanken in den fortentwickelten Volkswirtschaften verwenden seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 (GFC: Great Financial Crisis) eine auffällig expansive Geldpolitik. Seit einer geraumen Zeit werden sogar unkonventionelle Mittel eingesetzt. Aber es gelingt trotzdem nicht, die Niedriginflation aufzurütteln.
Dabei hat die herrschende Lehre es bei jeder Gelegenheit an die grosse Glocke gehängt, dass Inflation ein monetäres Phänomen ist und die Zentralbanken, die Geld drucken können, auch Inflation erzeugen können.
Dem ist es offenbar nicht so: Die EZB beispielsweise kann das eigene Inflationsziel nicht mehr erfüllen. Den Zielwert von ca. 2% unterbietet sie mittlerweile seit rund drei Jahren. Das heisst, dass die Preisstabilität im Euro-Raum nicht gewährleistet ist.
Wie in der folgenden Abbildung deutlich zu sehen ist, hat sich die von den Zentralbanken gesteuerte Geldbasis (monetary base) seit der GFC vervielfacht. Die Inflation ist aber nicht gestiegen. Ganz im Gegenteil ist sie in den negativen Bereich gefallen.
Wir beobachten, wie der Transmissionsmechanismus zusammenbricht. Aber warum? Die Antwort ist einfach: Die Wirtschaft steckt in einer Liquiditätsfalle.
Im Übrigen: Die Geldbasis ist nicht gleich Geldmenge. Und das ist die empirische Evidenz dafür, was die Theorie der Liquiditätsfalle im Besonderen aussagt:
Der starke Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base) in G4-Ländern, Graph: Morgan Stanley
Die Notenbankgeldmenge (Notenumlauf + Giroguthaben der Banken bei der Zentralbank)
Die Geldpolitik (egal, ob standard oder non-standard) verliert an Zugkraft, wenn die Wirtschaft in eine Liquiditätsfalle gerät. Die private Nachfrage ist so schwach, dass die Ausgaben selbst bei null Zinsen zu kurz greifen, was für die Vollbeschäftigung notwendig wäre. Liegen die Zinsen an der Untergrenze von null Prozent (zero lower bound), kostet die Liquidität nichts. Die liquiden Mittel werden daher als „Wertanlage“ (store of value) gehalten.
Erforderlich ist vor diesem Hintergrund ein Fiscal Stimulus, weil sonst weder das Wachstum noch die Beschäftigung aufrechterhalten werden kann.
Rendite der Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit im Vergleich; USD: 1,86%, EUR: 0,23% , JPY: -0,03%, CHF: -0,38%, Graph: Bloomberg
Fazit: Die Geschäftsbanken stecken seit 2008 in einer Liquiditätsfalle, da sie das Geld lieber bei der Zentralbank verlagern als Kredit vergeben.
Jede zusätzlich geschaffene Liquidität durch die Zentralbank, sei es via QE, LTRO oder wie auch immer, landet auf den Reserven der Geschäftsbanken bei der Zentralbank.
Es wird erwartet, dass die EZB heute den Einlagesatz von bisher minus 0,30% auf minus 0,40% senkt und sogar vielleicht das Anleihekaufprogramm von 60 Mrd. EUR pro Monat um 10 Mrd. EUR aufstockt.
Was wird sich ändern?
Bevor man eine Antwort darauf sucht, ist festzuhalten, was sich seit der Einführung des Anleihekaufprogramms der EZB geändert hat:
die Inflation ist ins Negative gerutscht,
die Inflationserwartungen sind gesunken,
das Konsumenten-Vertrauen hat sich verschlechtert,
die Produktion ist auf den niedrigsten Stand seit 2013 gefallen,
die Analysten haben die schlechtesten Gewinnwachstumsschätzungen seit mindestens 2007 vorgestellt,
die Investoren haben Geld aus den europäischen Aktienmärkten zurückgezogen.
Man kann also nicht sagen, dass die EZB-Strategiebislang besonders erfolgreich gewesen ist.
Zinssätze für neue Kreditvergabe im Euro-Raum, Graph: WSJ
Es soll aber damit nicht gesagt werden, dass die unkonventionellen Massnahmen nicht geholfen hätten. Für die Zentralbanken waren sie sehr hilfreich, eine schwere Depression abzuwenden. Aber sie reichen nicht aus, um das Wachstum anzuregen und die Beschäftigung zu fördern.
Vielleicht ist die Toleranz des Finanz-Systems für Negativ-Zinsen limitiert. Das ist das grosse Unbekannte von Gegenwart.
Es gibt einem ausserdem schon zu denken, wenn ein ehemaliger Fed-Präsident, Narayana Kocherlakota sagt, dass die Fed über eine begrenzte Kapazität verfügt, mit einem downside tail risk fertig zu werden.
Was nun?