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Ein globales Wettbewerbsnetzwerk: Ein Vorschlag für die G20

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Nicht zuletzt dank der Digitalisierung liegt ein Großteil des internationalen Handels in den Händen weniger sogenannter Superstar-Firmen. Es ist Zeit, dass ein internationales Wettbewerbsnetzwerk auf diese Marktmacht reagiert, wie dieser Beitrag zeigt. Der Verfall der Lohnquote Wir sehen einem neuen digitalen Zeitalter entgegen, in der der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit wieder stärker in den Blickpunkt geraten wird. Seit Mitte der 80iger Jahre fällt der Anteil der Lohneinkommen am Bruttosozialprodukt. Es gab eine numerische Regel, wie das Volkseinkommen einer Volkswirtschaft aufgeteilt wird: 70 Prozent des Volkseinkommens verteilt sich auf die Lohneinkommen und 30 Prozent auf die Kapitaleinkommen. Diese Aufteilungsquote war in der Nachkriegszeit konstant. John Maynard

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Nicht zuletzt dank der Digitalisierung liegt ein Großteil des internationalen Handels in den Händen weniger sogenannter Superstar-Firmen. Es ist Zeit, dass ein internationales Wettbewerbsnetzwerk auf diese Marktmacht reagiert, wie dieser Beitrag zeigt.

Der Verfall der Lohnquote

Wir sehen einem neuen digitalen Zeitalter entgegen, in der der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit wieder stärker in den Blickpunkt geraten wird. Seit Mitte der 80iger Jahre fällt der Anteil der Lohneinkommen am Bruttosozialprodukt. Es gab eine numerische Regel, wie das Volkseinkommen einer Volkswirtschaft aufgeteilt wird: 70 Prozent des Volkseinkommens verteilt sich auf die Lohneinkommen und 30 Prozent auf die Kapitaleinkommen. Diese Aufteilungsquote war in der Nachkriegszeit konstant. John Maynard Keynes sprach von einem "ökonomischen Wunder". Diese Aufteilungsregel gilt nicht mehr. Seit Mitte der 1980iger Jahre ist die weltweite Lohnquote auf 58 Prozent gesunken und der Kapitalanteil auf 42 Prozent gestiegen. Der Verfall der Lohnquote ist ein globales Phänomen, der in allen OECD-Ländern und in China zu beobachten ist. Was treibt den globalen Verfall der Lohnquote?

Die Digitalisierung als Triebkraft des Verfalls der Lohnquote

Die Digitalisierung schafft einen neuen Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit über die folgenden beiden Triebkräfte:

These 1: Die Digitalisierung stellt einen kapitalbasierenden technischen Fortschritt dar, in dem Arbeitskräfte durch Roboter ersetzt werden. Eine im Jahr 2014 erschienene Forschungsarbeit zeigt, dass 50 Prozent des Verfalls der Lohnquote in reichen Industrieländern auf die Verbilligung von Gütern der Informationstechnologie zurück zu führen ist, die die Unternehmen veranlasst, die relativ teure Arbeitskraft durch die billigeren Roboter zu ersetzten.

These 2: Die Digitalisierung führt zu einem "winner takes most" Markt, in dem eine (oder einige wenige) Firmen einen sehr großen Marktanteil erzielen. Diese Superstar-Firmen entstehen, weil die Digitalisierung Firmen mit Netzwerkprodukten begünstigt, bei welchem die Produkte umso attraktiver sind, je mehr Kunden das Produkt nachfragen. Darüber hinaus können Softwareplattformen und Onlinedienste zwar teuer bei der Installierung sein, sie sind jedoch billig bei ihrer Expansion. Das erklärt, warum viele dieser Firmen wachsen können, ohne ihre Beschäftigung auszudehnen. Die Digitalisierung begünstigt damit große Firmen mit einem niedrigen Anteil an Arbeitskräften in der Produktion. Darüber hinaus können diese Marktgiganten den Markteintritt neuer Firmen verhindern. In einer noch nicht veröffentlichten Arbeit, wird gezeigt, dass die Marktkonzentration in den letzten 15 Jahren in den USA erheblich gestiegen ist. Die Autoren zeigen auch, dass die stärkere Marktkonzentration die Lohnquote wesentlich reduzierte. Eine 1-prozentiger Anstieg in der Marktkonzentration senkte die Lohnquote um 0.4 Prozentpunkte.

Ein globales Wettbewerbsnetzwerk als Lösung

Die Wettbewerbspolitik muss für das digitale Zeitalter neu erfunden werden, wenn die entstandene Ungleichheit zwischen Kapital und Arbeit aufgehalten werden soll.

Die G20 soll ein globales Wettbewerbsnetzwerk schaffen, die die Marktmacht dieser global operierenden Superstar-Firmen beaufsichtigt. Nationale Wettbewerbsbehörden in den G20-Ländern sind nicht ausreichend in der Lage, die Marktmacht dieser Firmen zu begrenzen, weil diese Marktgiganten oft multinationale global operierende Konzerne sind, die die Marktkonzentration in mehreren der G20-Länder gleichzeitig bestimmen.

Die G20 kann als Blaupause das "European Competition Network" der Europäischen Kommission für die Gestaltung eines solchen Netzwerks auf G20-Ebene nutzen. Ziel eines solchen Wettbewerbsnetzwerks ist die Entwicklung eines rechtlichen Rahmens, um Wettbewerbsverletzungen grenzüberschreitend zu verfolgen. Das Netzwerk sollte sich bei Rechtsentscheidungen koordinieren und neue Richtlinien ausarbeiten, wie Marktmacht und Firmenabsprachen in einer Online-Wirtschaft gemessen werden können. Solche Absprachen werden durch künstliche Intelligenz und Algorithmen begünstigt. Das Wettbewerbsnetzwerk sollte selbst künstliche Intelligenz und Algorithmen einsetzen, um geheime Absprachen aufzuspüren.

Darüber hinaus kann nicht darauf gesetzt werden, dass die Marktkräfte selbstkorrigierend die Marktkonzentration begrenzen werden. Die internationale Konkurrenz wird diese Tendenz zur Marktkonzentration nicht aufhalten, weil der internationale Handel tendenziell die größten und produktivsten Firmen begünstigt und die kleinen weniger produktiven Firmen aus dem Markt ausscheiden. Dadurch wird eine Industrie langfristig von einigen wenigen Superstar-Firmen dominiert. Dass der Großteil des internationalen Handels in Ländern von einigen wenigen Superstar-Firmen durchgeführt wird, gilt als eines der neuen "stilisierten Fakten" der Handelstheorie.

Dabei ist die Diskussion über das Versagen der amerikanischen Wettbewerbsbehörde von Interesse. Amerika ist das Land mit den meisten dieser Marktgiganten. Ende März 2017 fand an der Universität Chicago eine Konferenz zum Thema Marktkonzentration in Amerika statt, auf der Rechtsexperten und Ökonomen die Ursachen des Versagens der amerikanischen Wettbewerbspolitik diskutierten. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Wettbewerbspolitik für das digitale Zeitalter neu erfunden werden muss.

Dalia Marin, 2017, Time to Rethink Competition Policy in the Digital Age: The G20 should create a World Competition Network to address Superstar Firms[ a ], G20 Policy Brief 

©KOF ETH Zürich, 9. Jun. 2017

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