Alles im Griff? Janet Yellen informiert am Mittwoch, 13. Dezember über die Zinsanhebung. Foto: Carolyn Kaster (Keystone) Janet Yellen mag keine Überraschungen. Die abtretende Chefin der US-Notenbank (Fed) hat am Mittwoch ihre letzte Zinserhöhung durchgesetzt: Wie von den Finanzmärkten allgemein erwartet, hat die Notenbank den Leitzins, die Fed Funds Rate, um 0,25 Prozentpunkte auf ein Zielband von 1,25 bis 1,5 Prozent erhöht. Für 2018 stellt das Fed-Führungsgremium – es wird ab Februar unter dem Vorsitz von Jerome Powell stehen – drei weitere Zinserhöhungen von je 0,25 Prozentpunkten in Aussicht. Auch hier gilt: keine Überraschungen. Die amerikanische Wirtschaft brummt, mit einer Arbeitslosenrate von 4,1 Prozent herrscht Vollbeschäftigung. Das Fed kann also fortfahren, die extrem
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Janet Yellen mag keine Überraschungen. Die abtretende Chefin der US-Notenbank (Fed) hat am Mittwoch ihre letzte Zinserhöhung durchgesetzt: Wie von den Finanzmärkten allgemein erwartet, hat die Notenbank den Leitzins, die Fed Funds Rate, um 0,25 Prozentpunkte auf ein Zielband von 1,25 bis 1,5 Prozent erhöht.
Für 2018 stellt das Fed-Führungsgremium – es wird ab Februar unter dem Vorsitz von Jerome Powell stehen – drei weitere Zinserhöhungen von je 0,25 Prozentpunkten in Aussicht. Auch hier gilt: keine Überraschungen.
Die amerikanische Wirtschaft brummt, mit einer Arbeitslosenrate von 4,1 Prozent herrscht Vollbeschäftigung. Das Fed kann also fortfahren, die extrem expansive Geldpolitik, die die Jahre nach der Finanzkrise von 2008 geprägt hatte, allmählich zu drosseln.
Yellen und ihre Kollegen gehen dabei sehr behutsam vor. Seit Ende 2015 hat das Fed die Fed Funds Rate – das ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken über Nacht Geld ausleihen – in fünf Schritten auf das gegenwärtige Niveau erhöht. (Der letzte Zinsschritt vom Mittwoch ist in der folgenden Grafik noch nicht abgebildet.)
Quelle: St. Louis Fed
Zudem hat das Fed im September begonnen, die durch massive Anleihenkäufe aufgeblähte Bilanz langsam abzubauen.
Nun spielt sich an den Finanzmärkten allerdings Rätselhaftes ab. Eine Erhöhung der Fed-Leitzinsen sowie ein allmählicher Rückbau der Bilanz müsste eigentlich 1) das langfristige Zinsniveau erhöhen und 2) die allgemeinen Kreditkonditionen in der Wirtschaft verteuern.
Doch das geschieht nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen – der Gradmesser für das langfristige Zinsniveau – ist in den vergangenen zwölf Monaten tendenziell gesunken. Aktuell stehen die Zehnjahreszinsen auf rund 2,36 Prozent. Am Mittwoch, also just am Tag der letzten Fed-Zinserhöhung, sind die Zehnjahreszinsen nochmals markant gesunken. Hier eine Grafik zur Veranschaulichung:
Die blaue Kurve zeigt den Fed-Leitzins mit den Zinserhöhungen seit Ende 2015 (auch hier: Die letzte Zinserhöhung vom Mittwoch ist noch nicht eingetragen).
Die rote Kurve zeigt die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen. Im Jahr 2016, nach der ersten Zinserhöhung des Fed, sank das langfristige Zinsniveau kontinuierlich. Im November 2016, nach der Wahl von Donald Trump, erhöhten sich die langfristigen Zinsen zwar während kurzer Zeit deutlich, doch seither erodieren sie wieder.
Was bedeutet das, wenn das Fed die kurzfristigen Zinsen erhöht, doch gleichzeitig die langfristigen Zinsen sinken? Im Jargon spricht man von einer sich verflachenden Zinskurve.
Normalerweise müsste das Gegenteil der Fall sein: In einer brummenden Wirtschaft mit Vollbeschäftigung müssten die langfristigen Zinsen steigen, weil die Investoren mit einem Anstieg der Inflation rechnen und für die im Vergleich mit kurzfristigen Zinspapieren längere Haltedauer eine entsprechende Zeit- und Risikoentschädigung erhalten wollen.
Ein zweiter Indikator liefert ebenfalls ein mysteriöses Signal. Die Kreditkonditionen in der Wirtschaft haben sich nicht verteuert. Im Gegenteil: Sie sind, obwohl das Fed die Leitzinsen mehrmals erhöht hat, sogar noch günstiger geworden, wie die folgende Grafik zeigt:
Die blaue Kurve zeigt wiederum die Zinserhöhungen des Fed. Die rote Kurve zeigt den von der Federal Reserve Bank of Chicago erhobenen Financial Conditions Index (NFCI). Dabei handelt es sich um einen Mischindex aus 105 einzelnen Indikatoren....