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Natalia Ginzburg

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Photo: Wikimedia Commons (CC 0) Natalia Ginzburg zählt zu den bedeutendsten italienischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Ginzburgs Leben war geprägt von Judenverfolgung, Faschismus und Krieg – Themen, die auch den düsteren zeitgeschichtlichen Hintergrund ihres Werks ausmachen. Ihr autobiographischer Bestsellerroman „Familienlexikon“, 1963 veröffentlicht, machte sie auch über Italien hinaus bekannt. Ginzburg reflektiert darin ihre familiären Erinnerungen während des Kriegs, des Faschismus und der Wirren der Nachkriegszeit. Ginzburg wurde 1916 in Palermo in eine jüdische Familie hineingeboren und wuchs in Turin auf. Während des Kriegs lebte sie mit ihrem ersten Mann, Leone Ginzburg, Slawist und einer der Anführer des antifaschistischen Widerstandes, und ihren drei Kindern in der

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Natalia Ginzburg

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Natalia Ginzburg zählt zu den bedeutendsten italienischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Ginzburgs Leben war geprägt von Judenverfolgung, Faschismus und Krieg – Themen, die auch den düsteren zeitgeschichtlichen Hintergrund ihres Werks ausmachen. Ihr autobiographischer Bestsellerroman „Familienlexikon“, 1963 veröffentlicht, machte sie auch über Italien hinaus bekannt. Ginzburg reflektiert darin ihre familiären Erinnerungen während des Kriegs, des Faschismus und der Wirren der Nachkriegszeit.

Ginzburg wurde 1916 in Palermo in eine jüdische Familie hineingeboren und wuchs in Turin auf. Während des Kriegs lebte sie mit ihrem ersten Mann, Leone Ginzburg, Slawist und einer der Anführer des antifaschistischen Widerstandes, und ihren drei Kindern in der Verbannung in einem abgelegenen Bergdorf in den Abruzzen. Dort schrieb sie weiterhin unter Pseudonym. Als die Deutschen einmarschierten, wurde Leone verhaftet und starb 1944 an den Folgen der Folter durch die Gestapo.

Aus den Erlebnissen dieser Zeit hat Ginzburg ein Werk geschaffen, das mehr als dreitausend Seiten umfasst – Romane, Theaterstücke und Erzählungen, die von einer nüchternen Erzählweise geprägt sind. Sie gehört zu jenen Schriftstellerinnen, die sich gegen die pompöse Rhetorik des Faschismus mit Schweigen wehrten. In einem Essay über das Schweigen von 1951 schreibt sie:

„Wenn unsere Personen anfangen sollten zu reden, wird uns das tiefe Schweigen bewußt, das sich in uns verdichtet hat. Schon als Kinder schwiegen wir, wenn unsere Eltern bei Tisch mit ihren alten pompösen und blutigen Worten sprachen. Wir schwiegen aus Protest und Verachtung. Wir schwiegen, damit unsere Eltern begreifen sollten, daß wir mit diesen pompösen Worten nichts mehr anfangen konnten. Unser Schweigen war unser Reichtum. Jetzt sind wir ratlos und verzweifelt, weil wir das Elend des Schweigens kennen, von dem wir nicht mehr losgekommen sind. Jene pompösen Worte, die unsere Eltern verwendeten, sind Münzen außer Kurs, die niemand mehr annimmt. Die neuen Worte aber, das mußten wir erfahren, haben keinen Wert; man kann mit ihnen nichts kaufen.“

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