Photo: Ahmed Galal from Flickr (CC 0) „Wenn du mich fragst, wird alles gut, mein Kind […] Und was nicht da ist, musst du erfinden“, textet der Hip-Hop-Musiker Peter Fox in seinem kürzlich erschienen Song „Pink“. Fox malt ein optimistisches Bild der Zukunft und appelliert an die Hörer, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten. Diese Zeilen stehen in einem starken Gegensatz zu den Handlungen, mit denen eine Gruppe von jungen Erwachsenen in Deutschland aktuell auf sich aufmerksam macht und vermehrt Kritik auf sich zieht. Die „Letzte Generation“, deren Angehörige sich aus Protest wahlweise mit Sekundenkleber auf Autobahnauffahrten festkleben oder berühmte Gemälde vandalieren. Die Vertreter der Letzten Generation fordern, dass die Regierungen im Kampf gegen den Klimawandel handeln, beispielsweise
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„Wenn du mich fragst, wird alles gut, mein Kind […] Und was nicht da ist, musst du erfinden“, textet der Hip-Hop-Musiker Peter Fox in seinem kürzlich erschienen Song „Pink“. Fox malt ein optimistisches Bild der Zukunft und appelliert an die Hörer, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten.
Diese Zeilen stehen in einem starken Gegensatz zu den Handlungen, mit denen eine Gruppe von jungen Erwachsenen in Deutschland aktuell auf sich aufmerksam macht und vermehrt Kritik auf sich zieht. Die „Letzte Generation“, deren Angehörige sich aus Protest wahlweise mit Sekundenkleber auf Autobahnauffahrten festkleben oder berühmte Gemälde vandalieren. Die Vertreter der Letzten Generation fordern, dass die Regierungen im Kampf gegen den Klimawandel handeln, beispielsweise mit Einführung eines dauerhaften 9-Euro-Tickets oder Tempolimits auf deutschen Autobahnen.
Wieso schaut eine ganze Reihe junger Menschen so pessimistisch und verzweifelt in die Zukunft und denkt, dass Kartoffelbrei auf van Gogh Gemälde zu werfen der Startpunkt zur aktiven Bekämpfung des Klimawandels ist?
Die Dominanz eines düsteren Tons in der öffentlichen Debatte rund um die globale Erwärmung ist nicht neu. In der öffentlichen Berichterstattung ist das Wort Klimawandel inzwischen dem Begriff der nahenden Klimakatastrophe oder -krise gewichen. Damit werden Zukunftsängste aktiv geschürt. Im Gegensatz dazu warnt Michael Shellenberger Journalist, Umweltaktivist und Gründer der Denkfabrik Environmental Progress davor, die Erderwärmung als Katastrophe zu bezeichnen. Shellenberger appelliert an die Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft der Menschen. Beispielsweise ist weltweit ein Großteil der Menschen fähig, bei hohen Temperaturen zu leben und sogar Lebensmittel anzubauen, sofern ausreichend Maschinen, Dünger und Bewässerung sichergestellt sind. Shellenberger resümiert nach jahrelangen Recherchen über die weltweiten Klimaschutz-Bewegungen, dass das apokalyptische Denken mit Blick auf den Klimawandel ein deutsches Phänomen ist: Insbesondere die Deutschen neigen zum Alarmismus, obwohl die CO2-Emissionen sich nicht verschlechtert haben. Laut Shellenberger wird Klimaschutz eine Art Ersatzreligion. Dahinter verbirgt sich eine „Sehnsucht nach einer externen Autorität, die uns Anweisungen gibt und sagt, was zu tun sei. So drückt man sich vor der Verantwortung, in einer demokratischen und liberalen Gesellschaft selbst Entscheidungen treffen zu müssen.“
Diese Zukunftsangst scheint die Gemüter junger Menschen in Deutschland zu dominieren. Auch die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage der Bertelsmann Stiftung (https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2022/august/krieg-und-klimawandel-machen-den-jugendlichen-in-deutschland-mehr-sorgen-als-corona) aus dem Jahr 2022 über die Lage der Jugendlichen in Deutschland zeigen, dass der Klimawandel zu den größten Ängsten der jungen Generation gehört. Nur einer von sechs Jugendlichen nimmt an, dass sich die Zukunft des Landes verbessern wird.
Wie blicken junge Menschen aus anderen Ländern auf die Zukunft? Dazu hat der ghanaische Wirtschaftswissenschaftler George Ayittey einiges zu sagen. Ayittey, 2008 von der Zeitschrift Foreign Policy als einer der „Top 100 Public Intellectuals“ unserer Zeit gekürt, ist im Januar 2022 verstorben. Er kritisierte die westliche Entwicklungshilfe auf dem afrikanischen Kontinent und prägte in diesem Zusammenhang die Begriffe der Generation Gepard (cheetah) und der Generation Nilpferd (hippo), erst in seinem Buch Africa Unchained und dann in einem sehr empfehlenswerten Ted Talk (https://www.ted.com/talks/george_ayittey_africa_s_cheetahs_versus_hippos/transcript).
Die Mitglieder der Gepard-Generation sind junge unternehmerische Macher, die den Herausforderungen des afrikanischen Kontinents von Hunger und Krieg trotzen. Die Philosophie der Geparde ist einfach: Jedes gesellschaftliche Problem ist eine Chance und Geschäftsmöglichkeit. Die Regierungen, insbesondere die korrupten, politischen Eliten, sind hingegen nicht die Lösung, sondern Teil des Problems. Die Mitglieder der politischen Eliten bezeichnet Ayittey als Nilpferd-Generation, also die Generation, die in den 1950er und 1960er Jahren geboren wurden und die sich bis heute sträubt, die staatszentrierte Politik, die die postkoloniale Entwicklung Afrikas geprägt hat, über Bord zu werfen. Eine Elite, die wie schwerfällige, pummelige Nilpferde den Fortschritt des afrikanischen Kontinents behindert und an alten Denkmustern festhält. Dieser Mangel an Visionen ist gepaart mit einem unerschütterlichen Glauben an die Macht des Staates. Damit ist es den Mitgliedern der Nilpferd-Generation egal, ob das ganze Land um sie herum zusammenbricht. In ihren Augen sind einzig die Regierungen in der Lage und verantwortlich, der Sache Herr zu werden.
Im Gegensatz dazu zeichnet die Mitglieder der Gepard-Generation ein beispielloser Unternehmergeist und Do it yourself-Ethos aus. In sozialen Problemen sehen die Mitglieder der Geparde neue Chancen. Anstatt die Schuld beim Erbe des westlichen Kolonialismus oder beim vermeintlich ungerechten Kapitalismus zu suchen, versuchen die Geparde die aktuellen Herausforderungen mit Klarheit und Objektivität zu analysieren und neue Lösungen zu finden. Anstatt darauf zu warten, dass der Staat tätig wird oder sich Ausländer zur nächsten Finanzspritze herablassen, wollen sie das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen. Durch unternehmerisches Handeln und damit wirtschaftlichen Fortschritt wollen sie den institutionellen Wandel von innen heraus gestalten. Im Gegensatz zu den deutschen Klimaklebern, die durch ihre Protestaktionen blockieren und polarisieren wollen, sind die Mitglieder der Geparde Fortschrittsmacher: Sie übernehmen Verantwortung, indem sie Start-ups gründen, neue Technologien und Produkte entwickeln und damit Lösungen für die dringendsten Probleme unserer Zeit finden.
Ein Blick auf den südamerikanischen Kontinent zeigt zudem, wie Wohlstand durch Unternehmertum selbst unter möglich ist: In El Alto, 1985 als Stadt in Bolivien gegründet, befindet sich auf rund 4.150 Metern Höhe der höchstgelegene Großmarkt der Welt, die „Feria 16 de Julio“. Ein Projekt der bolivianischen Denkfabrik LIBERA veranschaulicht, dass der Straßenmarkt in wenigen Jahrzehnten tausende Menschen aus der Armut herausgeführt hat. El Alto ist heute dank seiner Märkte wohlhabende, dynamische und schnell wachsende Stadt – obwohl die Bedingungen dafür eher hinderlich waren. Geduld, harte Arbeit und unermüdlicher Wille sind die Werte der Menschen, die diesen Traum von Unabhängigkeit und wirtschaftlichem Erfolg möglich gemacht haben.
Wie passen afrikanische Geparde und bolivianische Straßenmärkte in die deutsche Debatte? Der öffentliche Diskurs trieft derzeit vor Schwarzmalerei und Alarmismus. Gleichzeitig erwarten die Mitglieder der Letzten Generation, dass die Regierungen tätig werden.
Darin spiegelt sich auch der Wunsch wider, Verantwortung an Vater Staat abzugeben. Dabei darf das Heft des Handelns in gesellschaftlich drängenden Fragen nicht aus der Hand gegeben werden. Statt untätig auf Straßen zu kleben und sich auf die politischen Eliten zu verlassen, wären ein gesunder Optimismus, Eigenverantwortung und Unternehmergeist ein besserer Ansatz, um nachhaltig gesellschaftliche Veränderungen voranzutreiben. Statt der Letzten Generation wäre eine Generation Gepard wünschenswert, die mit Unternehmertum, Neugierde und Zuversicht den gesellschaftlichen Herausforderungen begegnet – und den Sumpf der Nilpferde trockenlegt.