Die wirtschaftliche Entwicklung ist von dichtem Nebel geprägt. (Bild: Pixabay) Bruno Cavalier von ODDO BHF spricht über die nebligen Bedingungen der Wirtschaft im letzten Jahr und darüber was auf rauer See zu erwarten ist.Das Schiff der Weltwirtschaft ist darauf hin ausgelegt, auch in rauer See nicht zu kentern. Es kann sogar ein Leck überstehen, wenn der Schaden sofort behoben wird. Aber niemand hat den historischen Schiffbruch von 2008 vergessen. Soweit ist es zwar noch nicht meint Bruno Cavalier, Chief Exonomist bei ODDO BHF, doch die Seebedingungen im letzten Jahr waren von dichtem Nebel geprägt, der sich nicht aufzulösen scheint. Der Kapitän am Steuer des Schiffes sei nicht in der Lage, Karten zu lesen, beschuldige seinen ersten Offizier der Meuterei und werfe dem
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Bruno Cavalier von ODDO BHF spricht über die nebligen Bedingungen der Wirtschaft im letzten Jahr und darüber was auf rauer See zu erwarten ist.
Das Schiff der Weltwirtschaft ist darauf hin ausgelegt, auch in rauer See nicht zu kentern. Es kann sogar ein Leck überstehen, wenn der Schaden sofort behoben wird. Aber niemand hat den historischen Schiffbruch von 2008 vergessen. Soweit ist es zwar noch nicht meint Bruno Cavalier, Chief Exonomist bei ODDO BHF, doch die Seebedingungen im letzten Jahr waren von dichtem Nebel geprägt, der sich nicht aufzulösen scheint. Der Kapitän am Steuer des Schiffes sei nicht in der Lage, Karten zu lesen, beschuldige seinen ersten Offizier der Meuterei und werfe dem Chefingenieur vor, den Motor zu drosseln, während er selbst denke, dass er mit vollem Schub laufen sollte.
Vorerst kann Entwarnung gegeben werden
Die weltweiten Wachstumszahlen sind im ersten Quartal 2019 nicht weiter zurückgegangen, womit sich die alarmierendsten Prognosen vom Jahresbeginn nicht bestätigt haben. Das reale BIP wuchs im ersten Quartal weltweit im Vergleich zum Vorjahr mit einer annualisierten Rate von 3,3%, ein halber Punkt mehr als im vierten Quartal 2018. Diese kurzfristige Erholung signalisiere sicherlich keine nachhaltige Wende hin zu einer breit angelegten Beschleunigung des Wirtschaftswachstums. Es sei vielmehr ein Zeichen dafür, dass die Weltwirtschaft trotz zahlreicher Risiken robust bleibt, unterstützt durch eine insgesamt alles andere als restriktive Wirtschaftspolitik. Die Zinsen seien niedrig und werden es laut Cavalier auch bleiben. Denn er ist der Meinung, dass die Signale der Fed und den meisten anderen Zentralbanken, für eine akkommodierende Geldpolitik stehen.
Regionale und sektorale Unterschiede
Die Bedingungen für die gesamtwirtschaftliche Aktivität und die Beschäftigung waren in den letzten Monaten etwas günstiger als erwartet, sagt der Experte.
"Die Stimmungsindikatoren stehen in allen Branchen und Ländern aggregiert auf Expansion."
Aber es gebe regionale Unterschiede: In der Eurozone sei das Wachstum unter die ohnehin schon recht niedrige Potenzialrate gefallen. Die Experten von ODDO BHF schätzen die Lage so ein, dass Europa die schlimmste Schwächephase überstanden hat. In den USA wiederum liege die Wirtschaft immer noch etwas über ihrer Trendrate, aber das Wachstum habe bereits seinen Höhepunkt erreicht.
Die grössten Unterschiede seien zwischen den Sektoren festzustellen. Die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe habe sich weiter verschlechtert und nähere sich der Schwelle zur Rezession. Im Dienstleistungssektor und im Baugewerbe hingegen, sei die Lage deutlich zuversichtlicher zu beurteilen. Diese Polarisierung sei das deutlichste Zeichen für eine Verschlechterung der Handelsbeziehungen. Denn das verarbeitende Gewerbe sei der Sektor, welcher am stärksten von einem Rückgang des Welthandels und einer Verlagerung globaler Wertschöpfungsketten betroffen sei. "Der nur vermeintlich abflauende Zollkrieg zwischen den USA und China hat sich wieder verschärft. Der Konflikt geht in eine technologische Auseinandersetzung über, deren Störpotenzial schwer abzuschätzen ist." Für Cavalier wird immer klarer, dass diese protektionistische Phase nur Verlierer kennt.
Mit Hilfe von Modellen oder historischen Mustern können subjektive Wahrscheinlichkeiten unterschiedlichen Szenarien mit einiger Sicherheit zugeordnet werden, so der Chefökonom. Die Chancen für eine Rezession in den USA innerhalb des nächsten Jahres belaufe sich auf etwa einen Drittel. Das die Fed ihre Leitzinsen im selben Zeitraum senkt, sei zu 50% wahrscheinlich und für die Erhöhung spreche eine 20% Wahrscheinlichkeit. Das Risiko sei asymmetrisch. "Es gibt auch einige Risikofaktoren, die sich einfach nicht kalkulieren lassen, von geopolitischen Entwicklungen (Naher Osten, USA-China) bis hin zu den nächsten Launen des US-Präsidenten." Cavalier meint, dass die wirtschaftliche Unsicherheit selten so gross, der Nebel selten so dicht gewesen sei. Dieser Nebel müsse sich legen um die unsicheren Seebedingungen zu bändigen.