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Flirtet Europa mit der Rezession?

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Bild: Pixabay Während Exportschwäche und hausgemachte Probleme Risikofaktoren für die Eurozone sind, zeigen sich laut Tilmann Galler von J.P. Morgan AM die globale Konjunkturerholung und politische Deeskalation als Hoffnungsschimmer. Auch wenn die Anlegerstimmung aufgrund enttäuschender Daten eingetrübt sei, könnten sich Aktien besser entwickeln als die Wirtschaft, meint der Stratege. Vor einem Jahr schien die Eurozone auf Erholungskurs und die Eurokrise endgültig der Vergangenheit anzugehören: Die Arbeitslosigkeit war auf dem Rückzug, die Zinsen niedrig und die Exportwirtschaft brummte. "Doch seitdem geht die Entwicklung kontinuierlich und steil nach unten die Konjunktur ist so stark abgekühlt, dass ein Flirt mit der Rezession nicht auszuschliessen ist", sagt Tilmann Galler,

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Bild: Pixabay

Während Exportschwäche und hausgemachte Probleme Risikofaktoren für die Eurozone sind, zeigen sich laut Tilmann Galler von J.P. Morgan AM die globale Konjunkturerholung und politische Deeskalation als Hoffnungsschimmer. Auch wenn die Anlegerstimmung aufgrund enttäuschender Daten eingetrübt sei, könnten sich Aktien besser entwickeln als die Wirtschaft, meint der Stratege.

Vor einem Jahr schien die Eurozone auf Erholungskurs und die Eurokrise endgültig der Vergangenheit anzugehören: Die Arbeitslosigkeit war auf dem Rückzug, die Zinsen niedrig und die Exportwirtschaft brummte. "Doch seitdem geht die Entwicklung kontinuierlich und steil nach unten die Konjunktur ist so stark abgekühlt, dass ein Flirt mit der Rezession nicht auszuschliessen ist", sagt Tilmann Galler, globaler Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management. Um eine Trendwende einzuläuten müssten laut Galler für zwei von drei Szenarien positive Resultate folgen: Vermeidung eines harten Brexit, Deeskalation im Handelsstreit sowie erfolgreiche Stimulierung der chinesischen Wirtschaft.

Exportschwäche und hausgemachte Probleme
Gleich mehrere Faktoren spielen nach Meinung von Tilmann Galler mit Blick auf die schwache Entwicklung in der Eurozone eine Rolle. Auf der einen Seite gebe es externe Faktoren wie einen abgeschwächten Aussenbeitrag: Noch im 4. Quartal 2017 trugen die Nettoexporte mit 1,4 Prozent mehr als die Hälfte zum Gesamtwachstum von 2,7 Prozent bei. Neun Monate später war der Beitrag mit -0,2 Prozent sogar negativ. "Während die Importe durch den damals noch steigenden Ölpreis kräftig angestiegen sind, stagnierten zur gleichen Zeit die Exporte. Die Güternachfrage hat sich im Verlauf des letzten Jahres insbesondere aus den Schwellenländern verlangsamt", so der Stratege.

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Grafik: Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt (BIP); 3. Quartal 2018, nominales BIP

Auf der anderen Seite gebe es jedoch auch zahlreiche hausgemachte problematische Aspekte: Italien etwa befindet sich bereits in einer Rezession, hervorgerufen durch das verschärfte monetäre Umfeld im Zuge des Haushaltsdisputs sowie die anhaltende politische Unsicherheit. "Auch in Deutschland ist die Stimmung in der Industrie durch Brexit und die aggressive US-Handelspolitik angeschlagen, erklärt Galler. Immerhin beginne sich die Autoproduktion wieder etwas zu erholen, was zumindest kurzfristig der Wirtschaft helfen sollte. Der Rezession sei man im 4. Quartal 2018 mit einem Wachstum von 0,02 Prozent jedoch nur knapp entronnen.

Mit Italien und Deutschland befinde sich zurzeit immerhin knapp 45 Prozent der EU19-Wirtschaftsleistung in oder nahe einer Rezession. Um das Risiko, dass 2019 die gesamte Währungsunion in eine Rezession fällt, zu bewerten, sollte man laut Galler dem Konsumenten auf den Zahn fühlen, denn immerhin 54 Prozent des BIP wird durch die Konsumnachfrage generiert. Nach Einschätzung des Kapitalmarktexperten zeigt sich die Konsumnachfrage in der Eurozone fundamental in einer guten Lage: Die Löhne steigen, der Arbeitsmarkt ist stabil und der gefallene Ölpreis führt zu einer Entlastung an der Zapfsäule. "Vermutlich werden die Konsumenten jedoch nur bereit sein, zusätzliche Anschaffungen zu tätigen, wenn sich die politische und wirtschaftliche Nachrichtenlage verbessert, erklärt Galler.

Aussenhandel und Politik als mögliche Stimmungsaufheller
Die Europäische Zentralbank (EZB) kann nach Ansicht von Tilmann Galler aktuell nicht viel ausrichten: Die Einlagenzinsen sind bereits negativ und dürften das die nächsten 12 Monate bleiben, da die Notenbank bereits deutlich auf die Abwärtsrisiken in der Wirtschaft hingewiesen hat. Eine deutlich expansivere Fiskalpolitik in der Eurozone, wie in den USA oder China, scheitere an der teils hohen Staatsverschuldung oder am politischen Willen.

"Es bleiben nur noch der Aussenhandel und die Politik. So wäre das Abwenden eines harten Brexit, eine Deeskalation im Handelsstreit und eine erfolgreiche Stimulierung der chinesischen Wirtschaft in der Lage, die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe und bei den Konsumenten zu verbessern, sagt Galler. Wenn von diesen drei Szenarien mindestens zwei mit positiven Resultaten aufwarteten, könne Europa eine Rezession vermeiden.

Anlegersentiment ist abhängig vom globalen Wachstumsumfeld
Angesichts der Vielzahl von Aspekten, die zu dem Abschwung in Europa beigetragen haben, und einem noch ausstehenden klaren Katalysator für eine Trendwende, zeigen sich Anleger für die Region derzeit zurückhaltend. Laut dem Strategen sollte allerdings nicht vergessen werden, dass rund 50 Prozent der Umsätze europäischer Unternehmen ausserhalb der Region erwirtschaftet werden. So gelang es den europäischen Unternehmen 2018 trotz der Verschlechterung des makroökonomischen Umfelds, ein respektables Gewinnwachstum von 5 Prozent zu erzielen.

"Ein unsicherer Konjunkturausblick für die Region bedeutet, dass Anleger kurzfristig vorsichtig bleiben sollten. Da jedoch sowohl europäische Unternehmen als auch die Wirtschaft im Euroraum insgesamt stark international ausgerichtet sind, wird die Entwicklung des globalen Wachstumsumfelds erheblichen Einfluss auf die künftigen Geschicke der Region haben, so Galler. Die Zurückhaltung der Anleger dürfte anhalten, bis sich eine dauerhafte Erholung des Wachstums abzeichne. "Sollte sich bei den makroökonomischen Daten jedoch eine positive Entwicklung erkennen lassen, könnte es europäischen Aktien sehr viel besser ergehen, da derzeit sehr viel Pessimismus eingepreist ist, betont der Experte.

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