Thomas Heller, CIO der SZKB. Thomas Heller, CIO der SZKB schreibt die Zinsentscheide der Fed und wie die "Falken", also die Anhänger einer restriktiven Geldpolitik und die "Tauben", die Befürworter einer expansiven Geldpolitik darauf reagieren. Ende 2015 hatte die US-Notenbank (Fed) in ihrer eigenen Prognose für dieses Jahr vier Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Das hatten ihr die Märkte – und wir – von Anfang an nicht geglaubt und waren nie von mehr als zwei Zinsschritten ausgegangen. Es war absehbar, dass sich die Schere zwischen Markterwartung und Fed-Prognose schliessen würde, und zwar nach unten (d.h. die Fed nähert sich der Markterwartung). Dies bestätigte sich schliesslich bei der halbjährlichen Anhörung von Fed-Chefin Janet Yellen vor dem Kongress im Februar sowie vor allem in den Ausführungen im Anschluss an die reguläre Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses Mitte März. Yellen schlug sanfte Töne an, betonte die Datenabhängigkeit des weiteren Zinspfades und hob die Risiken der internationalen Entwicklung hervor. Die Fed senkte ihre Wachstumsschätzung für die US-Wirtschaft und vor allem auch ihre Zinsprognose. Neu rechnet sie noch mit zwei Zinserhöhungen bis Ende Jahr. In der zweiten Märzhälfte traten die Falken innerhalb der Fed in Erscheinung. Sie wurden nicht müde, die Notwendigkeit baldiger Zinserhöhungen darzulegen.
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Thomas Heller, CIO der SZKB schreibt die Zinsentscheide der Fed und wie die "Falken", also die Anhänger einer restriktiven Geldpolitik und die "Tauben", die Befürworter einer expansiven Geldpolitik darauf reagieren.
Ende 2015 hatte die US-Notenbank (Fed) in ihrer eigenen Prognose für dieses Jahr vier Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Das hatten ihr die Märkte – und wir – von Anfang an nicht geglaubt und waren nie von mehr als zwei Zinsschritten ausgegangen. Es war absehbar, dass sich die Schere zwischen Markterwartung und Fed-Prognose schliessen würde, und zwar nach unten (d.h. die Fed nähert sich der Markterwartung). Dies bestätigte sich schliesslich bei der halbjährlichen Anhörung von Fed-Chefin Janet Yellen vor dem Kongress im Februar sowie vor allem in den Ausführungen im Anschluss an die reguläre Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses Mitte März. Yellen schlug sanfte Töne an, betonte die Datenabhängigkeit des weiteren Zinspfades und hob die Risiken der internationalen Entwicklung hervor. Die Fed senkte ihre Wachstumsschätzung für die US-Wirtschaft und vor allem auch ihre Zinsprognose. Neu rechnet sie noch mit zwei Zinserhöhungen bis Ende Jahr.
In der zweiten Märzhälfte traten die Falken innerhalb der Fed in Erscheinung. Sie wurden nicht müde, die Notwendigkeit baldiger Zinserhöhungen darzulegen. Diesem "Spuk" setzte die Taube Yellen Ende März ein Ende. Sie gab deutlich Gegensteuer und legte mit Nachdruck dar, dass noch genügend Spielraum vorhanden sei, bei Bedarf die Geldpolitik zu lockern und bei Zinserhöhungen grösste Vorsicht geboten sei. Das überzeugte den Markt. Er begann praktisch sämtliche Zinserhöhungsphantasien auszupreisen, die Anleihenrenditen gaben nach und der US-Dollar verlor deutlich an Terrain.
Wer aber nun darauf setzt, dass die US-Währungshüter in diesem Jahr nicht mehr an der Zinsschraube drehen werden, könnte sich täuschen. Gemäss den jüngsten Konjunkturdaten scheint die US-Wirtschaft wieder Tritt zu fassen, der Arbeitsmarkt befindet sich in guter Verfassung und verschiedene Preisindikatoren nähern sich der Zielgösse der Fed. Die US-Binnenfaktoren weisen also den Weg Richtung Zinserhöhung. Und die von Yellen ins Feld geführten internationalen Faktoren sind zwar nicht verschwunden, derzeit aber etwas weniger akut. Zinserhöhungen in den USA in diesem Jahr sind somit nicht vom Tisch. Die Schere zwischen Fed-Prognose und Markterwartung wird sich erneut schliessen müssen – diesmal möglicherweise aber nach oben.
Autor: jog